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Eine Thermomix-Verkäuferin erzählt "Freitags wurden wir informiert, montags gab es das neue Gerät"

Der Thermomix ist der Porsche unter den Küchenmaschinen - und nur im Direktvertrieb erhältlich. Eine Verkäuferin erzählt, wie das Geschäft funktioniert und warum auch sie sich über Vorwerk ärgert.
Aufgezeichnet von Verena Töpper
Eine Thermomix-Repräsentantin bei einer Vorführung des Thermomix TM5 (Archivbild).

Eine Thermomix-Repräsentantin bei einer Vorführung des Thermomix TM5 (Archivbild).

Foto: TOBIAS SCHWARZ/ AFP

„Ich bin seit drei Jahren Thermomix-Repräsentantin. Eigentlich wollte ich nur selbst einen Thermomix haben. ‚Für vier gehört er dir‘, das ist das Motto: Wenn man in 100 Tagen vier Geräte verkauft, bekommt man selbst einen umsonst, und das ist bei einem Preis von knapp 1400 Euro ja nicht so schlecht.

Den Thermomix kann man nicht im Geschäft kaufen. Wer einen haben will, muss ihn bei einer Repräsentantin bestellen, die einem dann aber auch zu Hause beim gemeinsamen Kochen das Gerät erklärt.

Als ich angefangen habe, musste ich noch sechs Stück verkaufen, um meinen Thermomix kostenlos zu bekommen, aber das habe ich locker geschafft. Und es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dabeigeblieben bin. Reich wird man als Thermomix-Repräsentantin allerdings nicht: Wenn man sich seinen eigenen Thermomix erarbeitet hat, kriegt man danach 140 Euro pro verkauftem Gerät. Und nach 25 Verkäufen eine Halskette aus Silber mit einem Anhänger in Form eines Thermomix-Messers. Ich finde die sehr schön und trage sie gern bei meinen Kochabenden.

1000 Euro im Monat

Für mich ist das überhaupt eine schöne Sache. Ich versorge zu Hause meinen kranken Mann, und so komme ich abends mal raus, lerne nette Leute kennen und verdiene nebenberuflich noch ein Taschengeld. Im Dezember bin ich auf 1000 Euro gekommen und das bei nur einem Erlebnis-Kochabend. Normalerweise rechne ich mit zwei Kochabenden für ein verkauftes Gerät.

Es gibt das Einführungskochen für alle, die schon einen Thermomix gekauft haben und das Erlebniskochen für Leute, die an einem Kauf interessiert sind. Da bekommen dann die Gastgeber Rabatt für den Shop von Vorwerk oder eine Bargeldprämie in Höhe von 60 Euro.

Wir haben auch einige Männer im Team. Die machen ihre Kochabende meist ein bisschen anders, da werden dann eher mal Cocktails gemixt. Aber generell kommt das Gerät bei Männern auch sehr gut an. Es gibt ja eine Geling-Garantie. Der Thermomix sagt einem ganz genau, was man machen muss: Jetzt den Deckel drauf, jetzt wieder runter, jetzt umfüllen. Da kann man nix falsch machen.

Ich selbst liebe meinen Thermomix und habe mittlerweile sogar zwei, einen TM5 und einen TM6. Die laufen auch oft gleichzeitig. Im einen koche ich zum Beispiel Tomatensoße und im anderen raspele ich schon mal den Käse.

Rabatte darf ich nicht geben

Die Einführung des TM6 war ein bisschen unglücklich. Freitags wurden wir informiert, ab montags konnte man das neue Gerät kaufen. Darüber habe ich mich natürlich auch geärgert. Einige meiner Kunden haben sich bei mir beschwert, weil sie gerade den TM5 gekauft hatten und nun lieber den TM6 gehabt hätten. Ich habe ihnen dann geraten, das alte Gerät bei Ebay zu verkaufen. Da erzielt man immer noch gute Preise mit einem TM5, denn über Vorwerk kann man immer nur das neueste Modell kaufen. Klar macht man da ein bisschen Verlust, aber so ist es eben.

Vorwerk hat seine eigene Verkaufsstrategie, als Repräsentantin habe ich gar keinen Spielraum. Selbst wenn ich Kunden einen Rabatt einräumen würde und den aus eigener Tasche zahle, würde ich deshalb meinen Job verlieren. Gerade erst wollte wieder eine Frau mit mir verhandeln, sie wollte insgesamt drei Geräte kaufen, der habe ich dann geraten, selbst Repräsentantin zu werden.

Ich kenne einige, die nur eingestiegen sind, um sich ihren eigenen Thermomix zu erarbeiten. Nach den vier Verkäufen kann man ja aufhören. Dann braucht man auch keinen Gewerbeschein anmelden, da hat man ja immer einen gewissen Spielraum.

Anders als bei Tupper-Partys, wo man sich das ganze Equipment erstmal kaufen muss, bekommt man von Vorwerk gleich einen Thermomix als Vorführgerät bis man dann seinen eigenen hat. Und man kriegt sogar noch ein Training, in dem man lernt, wie man die Kochabende am besten gestaltet oder bei den Teilnehmern danach telefonisch nachhakt.

Reise nach Südafrika als Belohnung

Für besonders engagierte Verkäufer gibt es auch immer wieder Belohnungen, zum Beispiel eine Reise nach Südafrika. Und einmal im Jahr gibt es eine ‚Party der Besten‘, letztes Jahr in Köln, dieses Jahr in Berlin. Da sind dann auch Anreise und Übernachtung dabei.

Ich selbst war bei diesen Veranstaltungen noch nicht dabei, ich mache das ja nur nebenberuflich. Aber wenn man auch auf Stadtfeste und Flohmärkte geht und da seinen Stand aufbaut, kann man wohl schon gut über die Runden kommen mit dem Thermomix-Verkauf.

Ein Kochabend pro Woche, das ist mein Ziel. Manchmal schaffe ich das nicht, aber das ist ja auch das Schöne: Ich kann mir das flexibel einteilen. Und in den drei Jahren kam es erst einmal vor, dass an so einem Abend eine negative Stimmung aufkam, weil ich keine Rabatte geben darf. Aber in jedem Beruf gibt es auch mal Leute, die meckern. Da muss man mit leben.

Die Party-Brötchensonne kommt immer gut an

Zweieinhalb Stunden dauern meine Kochabende im Schnitt, bei mir sind die immer etwas länger als bei anderen. Ich lese selbst nicht gern Gebrauchsanweisungen und finde es immer besser, wenn mir jemand zeigt, wie etwas funktioniert.   

Besonders gut kommt immer meine Party-Brötchensonne an: Viele kleine Brötchen, die mit Käse, Mohn, Sesam und so weiter bestreut sind und alle zusammenhängen. Das geht wahnsinnig schnell, sieht toll aus und schmeckt gut. Auch der Curry-Dattel-Dip ist immer sehr beliebt. Dann gibt es noch einen Rohkostsalat und als Hauptgang ein Gemüsegericht mit Reis und Soße oder eine Gemüsesuppe.

Ich mache aber auch gern jedes andere Gericht, für den Thermomix gibt es ja über 6000 Rezepte. Als Repräsentantin hat man einen Gratiszugang zu Cookidoo, dem Thermomix-Rezeptportal. Der kostet sonst 39 Euro im Jahr. Natürlich gibt es auch Tausende freie Rezepte im Internet, aber die sind dann nicht Schritt für Schritt erklärt.

Wenn man ein paar Monate keinen Thermomix verkauft, wird der Gratis-Cookidoo-Zugang aber auch wieder gestrichen. Da passen die Bezirks- und Gruppenleiter schon auf.“