Es ist einer der skurrilsten Fälle deutscher Kriminalgeschichte. Und er wird immer skurriler. Schon der bekannte Sänger Andreas Dorau hat ihn in einem Lied aufbereitet: "Ossi mit Schwan" heißt sein Titel, der 2017 erschien und einen Vorfall von besonders mieser Körperverletzung thematisiert, der sich vor über zehn Jahren an der Isar zutrug. Ein Mann verprügelte einen anderen mit einem Schwan. Einem lebenden. Doch es sieht so aus, als müsse der Titel umbenannt werden: „Ossi mit Schwan mit Bachelor“.

So ganz geklärt ist die Sache allerdings noch nicht. Ein Artikel auf tag24.de  listete auffällige Überschneidungen zwischen dem aktuellen Kandidaten der Kuppel-Show "Der Bachelor", Sebastian Preuss, und dem berüchtigten Sebastian P., dem Schwanschläger von der Isar auf. RTL bestätigte in E-Mails gegenüber dem SPIEGEL zwar, dass es im besagten Artikel um Preuss ginge, will allerdings nicht bestätigt haben, dass Preuss jemanden mit einem lebendigen Schwan angegriffen habe.

Es folgte ein Statement auf RTL.de , in dem der 29-Jährige beteuert, die Vorwürfe seien „falsch und absurd“ und einen Hundewelpen als Zeugen nennt. Egal was nun stimmt, absurd ist diese ganze Schwan-Geschichte auf jeden Fall jetzt schon.

Aber was war da eigentlich los? Es war im Mai 2008, als der Azubi Sebastian P. seine Kumpels an die Isar lud, um ein paar Würste auf den Grill zu werfen und ein paar Rüscherln zu trinken. So berichtete es die Zeitung "Münchner Merkur" , die behauptet, Rüscherln seien eine Mischung aus Cola und Weinbrand. Grund für diese freudige Zusammenkunft war der 18. Geburtstag von Sebastian P. Doch zu feiern hatten sie anscheinend nicht mehr viel, als sie hörten, wie ihr späteres Opfer Steven L. sich an einem Kiosk unterhielt und dabei einen ostdeutschen Akzent anklingen ließ. Sie beschimpften ihn als "Ossisau" und wünschten sich und ihm, die Mauer solle wieder aufgebaut werden, diesmal aber bis zum Himmel, was natürlich Quatsch ist, weil die Mauer ja auch mit ihren 3,60 Metern nachweislich kaum zu überwinden war.

Doch als Steven L. mit einer Freundin eine Gruppe Schwäne fütterte, muss dem jungen Sebastian P. die Sicherung durchgebrannt sein. Er ergriff einen Schwan am Hals und schlug mit dem Tierkörper auf sein Opfer sein.

Zunächst so viel: Der Schwan überlebte. Aber eine Gewalttat aufgrund von Xenophobie ist weder mit noch ohne Schwan kleinzureden. Oder wie Dorau ganz richtig sang: "Ist ein Akzent auch schwer zu ertragen / Gehört es sich nicht, mit Schwänen zu schlagen".

Sebastian P. war schon vorher wegen Körperverletzung vorbestraft und geständig. Sebastian P.s Mittäter gab an, das mit der Schwan-Waffe hätten sie mal in einem Film gesehen. Welcher das war, ist leider nicht übermittelt. Beide wurden wegen Beleidigung, Körperverletzung und wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Bei P. wurde die Strafe wegen seiner Jugend allerdings unter Vorbehalt ausgesprochen, so der "Merkur".

Aber sind Sebastian P. und Sebastian Preuss nun eine Person? Gesichert ist, dass sowohl Sebastian P. als auch Sebastian Preuss im Mai 2008 18 Jahre alt wurden, gesichert ist ebenfalls, dass beide eine Malerlehre absolvierten. In dem Statement, das Preuss am Freitagmittag abgab, bestätigte er außerdem, dass er seinen 18. Geburtstag ebenfalls an der Isar feierte. Nur von einem Schwan, der zu den Feierlichkeiten zugegen war, ist allerdings nicht die Rede.

Er sei, so sagt Preuss, dort in eine Prügelei geraten, die allerdings sei von seinem Bruder angezettelt worden. Wenn auch kein Schwan, so sei ein anderes Tier beteiligt gewesen: ein Schäferhundwelpe. Mit dem sei er abgehauen, so Preuss. "Es gab keine Zeugen, die Behauptungen sind falsch und absurd. Ich habe nie einem Tier etwas zuleide getan, ich bin mit Tieren aufgewachsen. Wie soll das auch gehen, so einen Schwan zu packen?“, so Preuss. Nun ja. Es scheint zu gehen. Sebastian P. ist dafür verurteilt worden.

Geläuterter Hallodri

Sebastian Preuss wirkt wirklich nicht unbedingt wie ein Mensch, der ein Tier an der Gurgel packen könnte. Er macht Komplimente wie ein Autoverkäufer und ist so vorsichtig, dass er sich beim Gehen kaum zu trauen scheint aufzutreten, so leicht federnd bewegt er sich über die Halbinsel Yucatan, wo die Sendung aufgenommen wird.

Doch dass der Bachelor Preuss seinen 19. Geburtstag im Knast verbrachte, steht auf seiner Wikipedia-Seite. Wie er wegen Körperverletzung im Knast landete, erzählte er auch ausführlich in der ersten Folge des Reality-Formats, jedoch merkwürdig unemotional. Denn der Kickboxweltmeister und Unternehmer wird in der Show als geläuterter Hallodri inszeniert, dem seine Disziplin geholfen habe, wieder ein guter Mensch zu werden. "Natürlich haben wir uns mit der Vergangenheit von Sebastian auseinandergesetzt und sind vor allem unter Berücksichtigung seines positiven Wandels in den letzten Jahren zu dem Schluss gekommen, dass er wie jeder andere, der seine Verfehlungen der Vergangenheit bereut und eine Strafe verbüßt hat, eine zweite Chance verdient hat. Sebastian hat einen ungewöhnlichen Lebensweg und ist damit ein außergewöhnlicher Bachelor", schreibt eine Sprecherin von RTL. Aber mit dem Schwan will man wohl lieber nichts zu tun haben.