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Angespielt: So sieht "Sea of Thieves" aus

Foto: Microsoft

Videospiel "Sea of Thieves" Virtuelle Kaperfahrt

Mit Freunden Piratenabenteuer erleben - klingt erst mal prima. Doch nach einem tollen Start verliert das Spiel "Sea of Thieves" schon bald an Fahrt.

Langsam hebt und senkt sich das Schiff, die Wellen rollen unterm Bug hindurch, Gischt spritzt. Das Ruder knarzt bei jeder Bewegung. In der Ferne bricht Sonne durch die Wolken, ihr Licht funkelt auf dem Wasser. Ungefähr so muss jedes Piratenabenteuer beginnen, "Sea of Thieves" macht es vor.

"Sea of Thieves" ist ein lang erwartetes Spiel. Schließlich ist es nicht nur einer der wenigen neuen Exklusivtitel für die Xbox One, sondern auch seit langem wieder ein großes Spiel von Rare. Das britische Entwicklerstudio kann auf eine lange Geschichte zurückblicken - auch wenn die Glanzzeiten schon Jahre zurückliegen. Berühmt wurde es durch Spiele wie "Perfect Dark", "Golden Eye" und "Banjo-Kazooie" auf Nintendos N64-Konsole. Also im Grunde in der grauen Vorzeit der Videospielgeschichte.

Dennoch ist der Name für viele Spieler immer noch ein Grund aufzumerken. Und das obwohl Rare schon seit 2002 zu Microsoft gehört und seitdem nur wenigen Spiele produziert hat, die auch nur annähernd so gut waren wie die Frühwerke. "Sea of Thieves" soll die einstige Erfolgsgeschichte von Rare nun würdig fortsetzen.

Und das macht es auf den ersten Blick sehr gut. Nicht nur, weil eine knappe Woche nach dem Start schon rund zwei Millionen Spieler gezählt wurden, sondern weil es tatsächlich viel Spaß macht. Anfangs zumindest. Dann, wenn man in dem Spiel zum ersten Mal auf ein Schiff steigt kann man sich tatsächlich vorstellen, auf hoher See unterwegs zu sein. Man zieht auf der Suche nach Schätzen und Seeschlachten durch die Südsee, lernt dabei, das Schiff zu steuern und sich mit seinen Mitstreitern zu arrangieren.

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Angespielt: So sieht "Sea of Thieves" aus

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"Sea of Thieves" ist nämlich ein Piraten-Abenteuer, dessen Fokus auf dem Online-Spiel liegt. Und auf dem Zusammenspiel mit anderen. Auch wenn man allein auf große Fahrt gehen kann: Mit ein paar Mitstreitern klappt es besser. Es gibt zu viel zu tun, als das man alles selbst zu kontrollieren könnte: Segel hissen, Anker einholen, steuern, navigieren, Ausschau halten.

Besser klappt das, wenn jeder Posten von einem Mitspielern besetzt ist. Noch besser, wenn ab und an mal jemand unter Deck nachschaut, um Lecks zu suchen. Die kommen nämlich nicht nur bei Einschlägen von Kanonenkugeln, sondern auch bei etwas ungelenken Einparkversuchen an Inselstränden vor.

Eine seltsame Leere

Das klingt jetzt einfacher als es ist. Trotz des eigentlich simplen Spielprinzips ist "Sea of Thieves" zu Beginn vor allem eines nicht: Selbsterklärend. Wie man eigentlich hin kommt, wo man hin möchte, ist schwer zu verstehen und verlangt die Verwendung von Kompass, Seekarte und Schatzkarte. Hilfsmittel wie Markierungen am Horizont oder auch nur eine Karte, die man schnell aufrufen kann, sucht man vergeblich. Zudem liegt die Seekarte ein Deck unter dem Ruder. Auszutüfteln, wie man zum gewünschten Zielort kommt, ist die größte Herausforderung des Spiels. Und anfangs auch die einzige.

Später gilt es, Missionen zu bestehen, die sich grob in drei Kategorien einteilen lassen:

  • Schatzsuche,
  • Skelettkrieger bekämpfen
  • Seeschlachten ausfechten.

Das ist für eine Weile noch interessant, doch bald merkt man, dass sich die Missionen wiederholen. Zwar an anderen Orten und mit etwas veränderten Parametern, aber im Prinzip bleiben sie sich gleich. Doch was in anderen Spielen zufällig generierte Nebenmissionen sind, ist hier der Hauptinhalt. Ein übergeordnetes Ziel oder auch nur die Möglichkeit, wie in Rollenspielen, aufzusteigen, gibt es nicht. Das hat auch Vorteile: Wer nur mal eben spielen will, hat die gleichen Mittel zur Verfügung wie Spieler, die schon hunderte Stunden dabei sind, man muss sich nicht klein fühlen.

Und doch führt das Spielprinzip zwangsläufig dazu, dass man nach einiger Zeit die Lust verliert. Worin liegt der Reiz eines Piratenspiels, wenn man sich nicht ein voll bewaffnetes Schiff bauen kann, wenn man nicht zum größten Piraten des wilden Meers aufsteigen kann? Die Welt von "Sea of Thieves" fängt bald an, sich seltsam leer und öde anzufühlen. Schade, dass ein Spiel, das so schön beginnt, nicht mehr als nur ein paar Stunden begeistern kann.


"Sea of Thieves" von Microsoft für Xbox One und Windows, ca. 60 Euro, USK: Ab 12 Jahren