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Anschlag auf Synagoge in Halle Polizei war jüdischer Feiertag Jom Kippur nicht bekannt

Vor dem Terroranschlag in Halle waren die lokalen Sicherheitskräfte offenbar ahnungslos: Man habe nichts von einer Veranstaltung in der Synagoge gewusst, sagte die Polizeichefin dem Untersuchungsausschuss.
Halle in Sachsen-Anhalt: Einsatzfahrzeuge auf einer Hauptstraße nahe der Synagoge

Halle in Sachsen-Anhalt: Einsatzfahrzeuge auf einer Hauptstraße nahe der Synagoge

Foto: Swen Pförtner/ DPA

Hat die Polizei in Halle die Gefahr für jüdische Einrichtungen falsch eingeschätzt? Nach dem Terroranschlag auf die dortige Synagoge im Jahr 2019 hat die Leiterin des Polizeireviers, Annett Wernicke, jetzt als Zeugin des Untersuchungsausschusses im Magdeburger Landtag erklärt, es sei nicht bekannt gewesen, dass am 9. Oktober der höchste jüdische Feiertag Jom Kippur gefeiert werde.

Entsprechend habe es für den Tag des Anschlags kein besonderes Schutzkonzept für die Synagoge gegeben. Laut Wernicke hatte die Polizei keine Anzeichen für Gefahren. "Und es lag keine Anforderung durch die jüdische Gemeinde vor", fügte sie hinzu.

Auch der Chef der Polizeiinspektion Halle, Mario Schwan, sagte dem Gremium, dass es "keinen einzigen Hinweis auf eine Gefahr am Jom-Kippur-Feiertag" gegeben habe. Die Inspektion ist für den Süden Sachsen-Anhalts zuständig und erstellt auch Sicherheitskonzepte für religiöse Einrichtungen.

Am 9. Oktober 2019 hatte ein schwer bewaffneter Mann versucht, in die Synagoge der Jüdischen Gemeinde einzudringen. Als das misslang, erschoss er in der Nähe zwei Menschen und verletzte auf seiner Flucht weitere Menschen schwer, ehe er festgenommen wurde. Der 28 Jahre alte Deutsche sitzt seit der Tat in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm zweifachen Mord und 68-fachen Mordversuch "aus einer antisemitischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Gesinnung heraus" vor.

Nach dem Terroranschlag wurde Kritik laut, dass die Polizei trotz des jüdischen Feiertags nicht dauerhaft vor Ort präsent war. Laut Innenministerium wurde die Synagoge mit Streifenfahrten gesichert. Ein Untersuchungsausschuss des Landtags soll das Geschehen politisch aufarbeiten.

ala/dpa