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Auslosung für die EM 2020 Kapieren Sie das?

Das DFB-Team spielt bei der EM 2020 in der Gruppe F in München. Die Gegner werden Ende November ausgelost. Und dann vielleicht noch mal im April. Warum, erklärt dieser Überblick. Ein Tipp: Nehmen Sie sich Zeit.
Wer hat noch eine Frage zum Auslosungsmodus? Joachim Löw scheint bereit für Antworten

Wer hat noch eine Frage zum Auslosungsmodus? Joachim Löw scheint bereit für Antworten

Foto: Erwin Spek/ Soccrates/ Getty Images

60 Jahre nach der Erstausgabe der Europameisterschaft hat sich die Europäische Fußball-Union (Uefa) etwas Besonderes, Kritiker sagen etwas Absurdes, ausgedacht. Das Turnier wird in zwölf verschiedenen Ländern und Städten ausgetragen. Wie schon 2016 nehmen 24 Mannschaften teil. Über einen komplizierten Modus haben auch kleine Fußballnationen wie Weißrussland oder Nordmazedonien die Möglichkeit, sich erstmals für ein großes Turnier zu qualifizieren.

Die deutsche Nationalmannschaft nimmt zum 13. Mal an einer EM teil, das ist Rekord und stand bereits vor dem 6:1-Sieg im letzten Qualifikationsspiel gegen Nordirland fest. In früheren Jahren folgte zeitnah auf den letzten Spieltag eine Auslosung. Das ist diesmal auch so, am 30. November in Bukarest, doch alles andere ist völlig atypisch:

Welche Nationen haben sich für die EM qualifiziert?

Wegen der Verteilung auf zwölf Länder konnte sich kein Gastgeberland automatisch qualifizieren.

Diese 20 Nationen sind qualifiziert: Belgien, Italien, England, Deutschland, Spanien, Ukraine, Frankreich, Polen, Schweiz, Kroatien, Niederlande, Russland, Portugal, Türkei, Dänemark, Österreich, Schweden, Tschechien, Wales, Finnland.

Wie sehen die Töpfe für die Auslosung am 30. November aus?

Die deutsche Mannschaft hat es durch den Gruppensieg vor den Niederlanden in den ersten Lostopf geschafft, schwierige Gegner drohen trotzdem:

Topf 1: Italien, Belgien, England, Deutschland, Spanien, Ukraine

Topf 2: Frankreich, Schweiz, Kroatien, Polen, Niederlande, Russland

Topf 3: Portugal, Türkei, Dänemark, Österreich, Schweden, Tschechien

Topf 4: Wales, Finnland, Sieger Playoff A, Sieger Playoff B, Sieger Playoff C, Sieger Playoff D

Was steht noch fest?

Die Ausrichterstädte sind bereits lange vor der Auslosung den sechs EM-Gruppen zugeordnet worden:

Gruppe A findet in Rom (Italien) und Baku (Aserbaidschan) statt
Gruppe B in Sankt Petersburg (Russland) und Kopenhagen (Dänemark)
Gruppe C in Amsterdam (Niederlande) und Bukarest (Rumänien)
Gruppe D in London (England) und Glasgow (Schottland)
Gruppe E in Bilbao (Spanien) und Dublin (Irland)
Gruppe F in München (Deutschland) und Budapest (Ungarn).

Weltmeister Antoine Griezmann: Frankreich könnte Deutschlands Vorrundengegner werden

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Foto: Franck Fife / AFP

20 qualifizierte Teams - warum fehlen noch vier?

Die Uefa will vier EM-Startplätze über ein Playoff-System vergeben. Das gab es schon im Vorfeld anderer Turniere, aber diesmal bekommen nicht die Teams eine weitere Chance, die in den Qualifikationsgruppen hinter den beiden Erstplatzierten gelandet sind. Vielmehr werden über ein kompliziertes Verfahren 16 Mannschaften aus der 2018 gestarteten Nations League bestimmt, die in vier Playoff-Pfaden die letzten vier Plätze unter sich ausmachen.

Das führt dazu, dass am 30. November bei der offiziellen EM-Auslosung vier Platzhalter hinzugelost werden.

Wer kann sich über die Playoffs nachträglich qualifizieren?

Spätestens jetzt wird es kompliziert. Die Nations League war in vier Ligen mit jeweils vier Gruppen à drei oder vier Teams unterteilt. Aus der Liga A haben es jedoch elf der zwölf Teams direkt zur EM geschafft, einzig Island muss den Umweg über die Playoffs gehen. Die Nachrücker und Gegner kommen aus Liga C, was es für das sportlich stärkere Island leichter macht. Welche drei Nationen nachrücken, muss ausgelost werden, diese erste Auslosung findet bereits am 22. November statt.

So sehen die Playoff-Pfade aus:

Playoff A: Island plus drei der vier Teams Bulgarien, Israel, Ungarn, Rumänien

Playoff B: Bosnien-Herzegowina vs. Nordirland und Slowakei vs. Irland

Playoff C: Norwegen vs. Serbien und Schottland gegen eins der vier Teams Bulgarien, Israel, Ungarn, Rumänien

Playoff D: Georgien vs. Weißrussland und Nordmazedonien vs. Kosovo

Wie laufen die Playoffs ab?

Anders als in bisherigen Playoff-Lösungen wird es keine Hin- und Rückspiele geben. Gespielt wird jeweils ein Halbfinale am 26. März (das Heimrecht erhält das in der Nations League besser platzierte Team), die Sieger treffen im Finale am 31. März (Heimrecht wird ausgelost) aufeinander - nur der Sieger fährt zur EM.

Mit Schottland, Irland, Rumänien und Ungarn sind vier EM-Gastgeber in den Playoffs vertreten. Sie müssen auf drei Playoff-Pfade verteilt werden, da die sportlichen Kriterien der Uefa eine Veränderung des vierten Pfads mit den schwächsten Teams eigentlich untersagen. Doch es ist eigentlich laut Uefa-Regeln auch verboten, zwei Gastgeber in einen Pfad zu stecken, da man diesen nur einer Gruppe zuweisen kann und so im März das Problem entstehen könnte, einen Gastgeber in einer falschen Gruppe zu haben.

Warum eigentlich? Weil sich der Verband tatsächlich eine Hintertür gelassen hat. Ein sogenannter Emergency Panel bestehend aus fünf Personen inklusive Uefa-Präsident Aleksandar Ceferin kann das Prozedere in den kommenden Tagen verändern.

Wann müsste eine mögliche dritte Auslosung stattfinden?

Wenn etwa folgende Situation eintritt: Sollten beispielsweise Rumänien und Ungarn mit der Auslosung am 22. November gemeinsam im Playoff-Pfad A landen, dieser Pfad dann für die EM-Gruppe C mit eben Bukarest als Gastgeberstadt festgelegt werden, sportlich setzt sich jedoch Ungarn mit Budapest als Gastgeberstadt durch (Budapest ist als Ausrichter für Gruppe F festgelegt), wäre eine korrigierte Auslosung im Anschluss an die Playoff-Partien nötig.

Passender Termin: 1. April 2020. Kein Scherz.

Welche Vorgaben macht die Uefa im Vorfeld der Auslosung?

Da die sechs EM-Gruppen jeweils an zwei Ausrichterstädte gekoppelt sind, dürfen zwei Gastgeber aus einer Gruppe nicht in einem Lostopf sein, zufälligerweise hat das sogar geklappt. Andererseits bedeutet das auch, dass Russland (Topf 2) und Dänemark (Topf 3) mit den Gastgeberstädten Sankt Petersburg und Kopenhagen in jedem Fall zusammen in der Gruppe B spielen. Es spielen aber auch politische Komponenten hinein, die Uefa hat im Vorfeld vier denkbare Partien ausgeschlossen:

Kosovo - Russland
Kosovo - Serbien
Kosovo - Bosnien-Herzegowina
Ukraine - Russland

Was bedeutet das für die deutsche Gruppe?

Da Ungarn sich nicht direkt qualifizieren konnte, steht bereits fest, dass das DFB-Team alle drei Gruppenspiele in München austragen wird; zur Erinnerung: München und die ungarische Hauptstadt Budapest sind als Gastgeber für die Gruppe F festgelegt.

Mögliche Gegner des DFB-Teams sind Frankreich, Polen, Schweiz oder Kroatien aus Topf 2 und Portugal, Türkei, Österreich, Schweden oder Tschechien aus Topf 3. Welcher Playoff-Pfad in die deutsche Gruppe führen wird, wird ebenfalls bereits am 22. November festgelegt.