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Wirkstoffe aus China Coronavirus könnte Arznei-Versorgung in Deutschland gefährden

Die Region um Wuhan ist weitgehend isoliert, um die Welt vor der Ausbreitung des Coronavirus zu schützen. Gerade das aber könnte jetzt die Gesundheit von Patienten auch in Europa in Gefahr bringen.
Tabletten (Symbolfoto)

Tabletten (Symbolfoto)

Foto: Gudrun Senger/ Gudrun Senger/photothek.net

Das Coronavirus könnte zu Engpässen im deutschen Arzneimittelmarkt führen. Grund ist die massive Abhängigkeit Deutschlands von Wirkstoffproduzenten in Asien – ein Großteil davon sitzt in China, manche davon auch in der besonders betroffenen Provinz Hubei.

Zwar liegen der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), mit Stand Dienstagabend keine Hinweise vor, dass es aufgrund des Coronavirus zu kurzfristigen Liefer- oder Versorgungsengpässen kommen werde.

Doch im Hintergrund befürchten Experten, dass das bald eintreten könnte. Eine Recherche des BfArM habe ergeben, dass für 19 Arzneimittel ein Wirkstoffhersteller in der Stadt Wuhan, dem Epizentrum des Corona-Virus, gemeldet sei, heißt es in einer internen Nachricht des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie. 17 der Wirkstoffe seien versorgungsrelevant. Aufgrund des Ausbruchs des Coronavirus könne nicht ausgeschlossen werden, dass es zum Beispiel durch Zwangsferien, Quarantänen und Unterbrechungen von Lieferwegen zu Lieferengpässen von Arzneimitteln kommen könne.

Hinzu kommt: Et­li­che Roh­stof­fe für Medikamente wer­den in der chinesischen Pro­vinz Zhe­jiang, re­la­tiv weit von Wu­han ent­fernt, hergestellt. Je schnel­ler und wei­ter sich das Vi­rus aus­brei­tet, des­to größer ist die Gefahr, dass sich die Lie­fer­eng­päs­se, die bereits vor dem Ausbruch des aktuellen Coronavirus die Gesundheit vieler deutscher Patienten gefährdeten, noch ausweiten.

Deutschland hängt am Tropf von Schwellenländern wie China, wenn es um die Versorgung mit lebenswichtigen Arzneimitteln geht . Einst nannte sich die Bundesrepublik "Apotheke der Welt" – heute steht ein Großteil der Fabriken, in denen die Grundsubstanzen für Medikamente hergestellt werden, in China oder Indien. Die meisten Wirkstoffe – so genannte kleine Moleküle – sind nicht besonders schwer zu produzieren. Sie machen einen Großteil aller Arzneimittel aus, darunter fallen Blutdrucksenker, Schmerzmittel, Antibiotika oder Herzmedikamente genauso wie Antidepressiva, Chemotherapien und Betäubungsmittel. Sie werden fast ausschließlich außerhalb der Europäischen Union produziert. 

Das BfArM stehe in engem Austausch mit der Europäischen Arzneimittelagentur und habe auch den Jour Fixe zu Liefer- und Versorgungsengpässen aktiv eingebunden, um belastbare Informationen zu erhalten, teilt ein Sprecher mit. "Sollten sich Hinweise auf eine Nichtverfügbarkeit von Arzneimitteln durch den Ausbruch des Coronavirus ergeben, wird das BfArM diese umgehend und in geeigneter Form kommunizieren", so der Sprecher.