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SAP-Sportsfreund Hopp Herr Milliardär bleibt am Ball

Fußball-Kurs statt MBA: SAP-Gründer Dietmar Hopp steckt viel Geld und Geduld in die Sportförderung. Denn gute Mannschaftssportler, findet er, sind auch bessere Manager – die Wissenschaft gibt ihm recht.
Von Jochen Schönmann

Mannheim - In dem kleinen idyllischen Örtchen St. Leon-Rot, nah am Walldorfer Stammsitz von SAP  , hat Dietmar Hopp einen Golfplatz bauen lassen. Zurzeit ist der Gründer der Softwareschmiede mit seinem Handicap nicht sonderlich zufrieden. "Ich liege bei zwölf", gibt er zu und spreizt dabei ungemütlich die Hände. "Aber wenn Sie im Herbst noch mal kommen, bin ich wieder bei acht. Das kriegen Sie gern schriftlich."

Golf ist eines der wenigen elitären Hobbys, die Hopp sich leistet. "Und auch nur, weil ich für den Fußballplatz nicht mehr tauge."

Der Milliardär Hopp, 67, hat seinen alten Dorf-Kicker-Verein TSG Hoffenheim mit Geduld und viel Leidenschaft zum Zweitligisten aufgebaut. Denn für Hopp ist Fußball mehr als ein Freizeitspaß zur körperlichen Ertüchtigung. "Wer leidenschaftlich und engagiert Mannschaftssport betreibt, der kommt auch im Leben besser klar", erklärt er SPIEGEL ONLINE.

Der Platz, das ist für ihn die Schule der Tugenden, auf die es ankommt: Verantwortungsbewusstsein, Beharrlichkeit, Disziplin, Ehrgeiz, gesunder Wettbewerb, Teamgeist. "Das lernen Sie in dieser Art nirgendwo sonst."

Peinlich genau achtet der Unternehmer (geschätztes Vermögen: mehr als sechs Milliarden Euro) darauf, dass auch in seinem Jugendförderzentrum "Anpfiff ins Leben" Sport und Bildung eine Einheit bilden. Deshalb bekommt der Mäzen auch schnell eine ungesunde Gesichtsfarbe, wenn man ihn mit dem russischen Fußball-Oligarchen und Chelsea-Eigner Roman Abramowitsch vergleicht: "Da geht es doch nur um Geld", brummt er dann.

Kollegen vom Bolzplatz

Hopp geht es um etwas anderes - Charakterbildung. Sein ganzes Leben lang, sagt er, habe er sich bei seinen Personalentscheidungen immer davon leiten lassen, ob jemand ein guter Sportler war oder nicht. Er bereut es keineswegs. Er sagt: "Ich suche mir meine Kollegen auf dem Bolzplatz."

Eine Ansicht, die von der jüngeren Management-Forschung bestätigt wird. "Manager können in Sachen Führung vom Mannschaftsport einiges lernen", sagt Wolfgang Jenewein. Er ist Studienleiter des Executive-MBA-Programms der Universität St. Gallen – und berät internationale Konzerne im Bereich Teamwork.

Jahrelang hat Jenewein das Schweizer Alinghi-Team beobachtet, das 2003 den legendären America's Cup gewann. "Manager beschäftigen sich am Tag vielleicht zu 80 Prozent mit operativen Dingen. Am Abend fragen sie dann noch mal in die Runde, ob alles gut läuft", sagt der Forscher. "Ein Trainer oder Teamchef im Sport beschäftigt sich zu 100 Prozent mit dem Thema Personalführung. Deshalb ist man hier in den Methoden viel weiter und moderner als in der Wirtschaft."

Wie Spitzensportmannschaften sind auch Projektteams in Konzernen oft bunt zusammengemischt. Egal ob bei SAP, bei Alinghi oder beim FC Bayern München, immer arbeiten Menschen aus vielen Länder an einem gemeinsamen Ziel. Die Konkurrenz ist groß, der Druck mitunter immens. Für Top-Teams wie für Top-Unternehmen zählt im Grunde nur eins: die Meisterschaft.

Ob man ein Team zum Erfolg bringt – das hängt in beiden Fällen davon ab, ob ein Chef in der Lage ist, die Balance zwischen Wettbewerb und Zusammenarbeit auszutarieren. "Und als Sportler wächst man im Idealfall mit diesen Herausforderungen auf", sagt Hopp.

Ihm ist es ernst mit dem, was er sagt. Hopp ist gemeinsam mit Manfred Lautenschläger, dem Gründer des Finanzdienstleisters MLP, auch Pate der Ballschule Heidelberg – hier werden Kids schon im Kleinkindalter spielerisch zu Sportsfreunden erzogen. Die großen Vereine der Region, der Handball-Bundesligist Rhein-Neckar-Löwen, Hopps TSG Hoffenheim, die Basketballer vom USC Heidelberg und die Eishockeycracks Mannheimer Adler haben sich gemeinsam mit der Uni Heidelberg zusammengetan, um bei Kindern im frühesten Alter kognitive und koordinative Fähigkeiten zu schulen.

In der Gruppe lernen die Kids, wie man sich ein- und unterordnet - aber auch, wie man zum richtigen Zeitpunkt das Heft an sich reißt. Mit zehn oder zwölf Jahren werden die Talente dann, je nach Leidenschaft und Fähigkeiten, in die Teams der Vereine aufgenommen.

"Zu wenig Zockertypen"

"Wer mit gesunden Wettkampfsituationen aufwächst, findet auch in späteren Lebenssituationen Freude daran, sich mit anderen zu messen", sagt Hopp. Und genau solche Manager braucht das Land, glauben er und Lautenschläger.

Auf einer Pressekonferenz waren sich die beiden erfolgreichen Unternehmensgründer einig: "Es gibt zu wenig Zockertypen in Deutschland" – Leute also, die dem Druck des Alltags mit einer gewissen Lässigkeit begegnen: entspannt, aber voll konzentriert. Leute, die einen kühnen Pass zu ihren Kollegen spielen können, während sie dabei in eine ganz andere Richtung schauen.

Hopp hat in seiner Karriere viele Sportler in Spitzenpositionen der Wirtschaft persönlich kennengelernt: Franz Beckenbauer etwa, der über seine Firma RoFa schon früh an den enormen Werbe- und Lizenzeinnahmen im Megageschäft Fußball partizipierte. Oder Günther Netzer, der inzwischen mit TV-Lizenzen ein Vermögen verdient.

Auch die neue Lichtgestalt in Walldorf, SAP-Personalvorstand Claus Heinrich, war ein begeisterter Sportler. Ein Handballspieler. Hopp sagt: "Sie können sich vorstellen, dass ich das vorher gewusst habe."

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