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Corona-Inzidenz bei 350 Robert Koch-Institut legt düstere Prognose für Ostern vor

Die Fallzahlen der Coronavariante B.1.1.7 steigen exponentiell. Deshalb könnte Deutschland zu Ostern höhere Fallzahlen haben als zu Weihnachten, warnt das Robert Koch-Institut.
Bei sonnigem Wetter erholen sich Menschen im Berliner Mauerpark (Archivbild)

Bei sonnigem Wetter erholen sich Menschen im Berliner Mauerpark (Archivbild)

Foto: Christian Ender / Getty Images

12.674 Corona-Neuinfektionen hat das Robert Koch-Institut (RKI) am Samstag gemeldet, 3117 mehr als am Samstag der Vorwoche. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Menschen stieg demnach auf 76,1. RKI-Chef Lothar Wieler warnte schon am Freitag, wir stünden am Anfang einer dritten Welle. »Wir müssen verhindern, dass die Fallzahlen wieder explodieren.«

Die Warnung wird von einer Prognose aus dem Lagebericht  von Wielers Behörde am Freitag unterstrichen. Diese setzt sich mit den Corona-Fallzahlen auseinander, die von der Variante B.1.1.7 verursacht werden.

Die ansteckendere Mutante könnte demnach Mitte April zu einer Sieben-Tage-Inzidenz von rund 350 pro 100.000 führen. Das wären deutlich höhere Fallzahlen als noch im Dezember am Höhepunkt der zweiten Coronawelle in Deutschland.

Während die B.1.1.7-Fälle steigen, gehen die Fälle, die von allen anderen Coronavarianten verursacht werden, tatsächlich zurück. Dies hat zunächst das exponentielle Wachstum von B.1.1.7 beim Blick auf die Gesamtzahlen kaschiert. Inzwischen ist B.1.1.7 aber für mehr als die Hälfte der gemeldeten Coronafälle verantwortlich . Und mit den aktuellen Maßnahmen lässt sich die Variante, die zuerst in Großbritannien entdeckt wurde, offenbar nicht zurückdrängen.

Etwa alle zwölf Tage verdoppelt

Die Prognose des RKI beruht auf den wöchentlich übermittelten Fällen sei Januar und dem jeweiligen Anteil von B.1.1.7. »Die so ermittelten wöchentlichen Fallzahlen von B.1.1.7 zeigen eine sehr gleichmäßige Wachstumsrate und haben sich in der Zeit von Kalenderwoche 2 bis Kalenderwoche 9 etwa alle zwölf Tage verdoppelt«, schreibt das Institut.

Geht man davon aus, dass die B.1.1.7-Zahlen weiterhin so steigen, ist laut RKI in der Woche ab dem 5. April »mit Fallzahlen über dem Niveau von Weihnachten« zu rechnen. Konkret schätzt das RKI für die Woche ab dem 12. April eine Sieben-Tage-Inzidenz im Bereich zwischen 220 und mehr als 500. Die mittlere Schätzung liegt bei 350 pro 100.000 Menschen. Das entspricht gut 41.000 gemeldeten Coronafällen pro Tag. Kürzliche Öffnungen und Lockerungen sind bei diesem Blick in die Zukunft nicht eingepreist.

Prognosen sind immer mit Unsicherheit behaftet. Schnell fragt man sich: Kann es tatsächlich zu derart hohen Zahlen kommen? So lief es jedenfalls Ende September, als Bundeskanzlerin Angela Merkel hochrechnete, dass es in Deutschland zu Weihnachten Corona-Fallzahlen von 19.200 am Tag geben würde. Am Ende stimmte Merkels Prognose nicht: Die Fallzahlen lagen schon deutlich früher in diesem Bereich. Aber es hätte vermutlich geholfen, wenn ihre Warnung ernster genommen worden wäre.

Bereits Mitte Januar sprach Virologe Christian Drosten mit Blick auf bevorstehende Lockerungen im SPIEGEL  über »schlimme Befürchtungen« für Frühjahr und Sommer: »Wenn die alten Menschen und vielleicht auch ein Teil der Risikogruppen geimpft sein werden, wird ein riesiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer und vielleicht auch rechtlicher Druck entstehen, die Coronamaßnahmen zu beenden. Und dann werden sich innerhalb kurzer Zeit noch viel mehr Leute infizieren, als wir uns das jetzt überhaupt vorstellen können. Dann haben wir Fallzahlen nicht mehr von 20.000 oder 30.000, sondern im schlimmsten Fall von 100.000 pro Tag.« Drosten sagte auch, dass es dann zwar eher jüngere Menschen treffe, die seltener schwere Covid-Verläufe haben als ältere. »Aber wenn sich ganz viele junge Menschen infizieren, dann sind die Intensivstationen trotzdem wieder voll, und es gibt trotzdem viele Tote.«

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war der Anstieg der aktuellen Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche zu niedrig angeben. Wir haben das korrigiert