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Rüstung Die Firma, die das Sturmgewehr erfunden hat, liefert die neue Waffe der Bundeswehr

Die neue Ordonanzwaffe der Buneswehr kommt aus Suhl
Die neue Ordonanzwaffe der Buneswehr kommt aus Suhl
© Haenel / PR
Erstmals kauft die Bundeswehr nicht bei Heckler & Koch, sie hat sich für das MK556 von Haenel entschieden. Dieser Firma baute das Sturmgewehr 44 und definierte so diese Waffengruppe.

Zeitenwende bei der Bundeswehr. Nach fast sechs Jahrzehnten wird das Sturmgewehr des Heeres erstmals nicht mehr von Heckler & Koch produziert. Laut mehreren Quellen hat das deutsche Verteidigungsministerium die C.G. Haenel GmbH für die Lieferung der nächsten deutschen Waffe ausgewählt. Haenel beliefert die Bundeswehr bereits mit dem Scharfschützengewehr Haenel RS9 – bei der Bundeswehr G29 genannt. Bei der Bestellung geht es um 120.000 neuen Waffen im Wert von knapp 250 Millionen Euro. Haenel gilt allerdings als Außenseiter, weil die Firma keine aktuelle Erfahrung in der Produktion von Sturmgewehren hat. Die Firma aus Suhl ist allerdings nicht unabhängig. Sie gehört zur Merkel-Gruppe, die wiederum Teil der Tawazun Holding aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ist. Dieser Gruppe wiederum ist Eigentümerin des Waffenproduzenten Caracal. Einem Newcomer im internationalen Waffengeschäft.

Teil eines internationale Konzerns

Die Waffe von Haenel MK556 basiert auf dem Sturmgewehr Caracal Automatic Rifle (CAR) 816, das wiederum im weiteren Sinne zur AR-15 Familie gehört. Sie nimmt Momente des Entwurfs von des amerikanischen Konstrukteurs Eugene Stoner aus den 1950er-Jahren auf. Auch wenn Haenel heute als Außenseiter bei Sturmgewehren gilt, kann die Firma auf eine stolze Tradition zurückblicken.

In Suhl wurde das Sturmgewehr 44 der ehemaligen Deutschen Wehrmacht gebaut und entwickelt. Diese Waffe war ein Vollautomat mit einem Mittelkaliber zwischen Pistole und Gewehr, gilt als Ursprung aller Sturmgewehre und gab der Gattung ihren Namen. Wesentlich bekannter wurde allerdings die sowjetische Nachkriegsentwicklung, der Automat Kalaschnikow AK-47.

Der MK556 ist ein Vollautomat im Kaliber 5,56 x 45 mm. Für den Zivilmarkt wird der Halbautomat Haenel CR 223 hergestellt. MK steht für Maschinenkarabiner. Die Waffe wurde 2017 erstmals durch den Hersteller vorgestellt. Das MK556 folgt dem AR15-Aufbau. Serienmäßig stehen Läufe mit 10,5″, 12,5″, 14,5″ und 16″ zur Verfügung. Das Magazin fasst 30 Schuss.

Wissenstransfers in die Emirate 

Die Vereinigten Arabischen Emirate kennen keine Tradition des Baus von Feuerwaffen. Wollten aber von unabhängig von Importen aus dem Westen werden. Für die Entwicklung des Caracal CAR 816 kauften sie daher die besten Fachkräfte ein. Die Entwicklung wurde von Robert Hirt und Chris Sirois geleitet. Hirt hatte zuvor bei Heckler&Koch gearbeitet und hatte dort das HK416 entworfen.

Danach wurde Hirt von SIG Sauer angeworben, um gemeinsam mit Chris Sirois eine verbesserte Version der HK416 zu entwerfen, das SIG Sauer SIG516. Beide wurden von Caracal dann angeheuert, mit dem erklärten Ziel, das beste Sturmgewehr der Welt zu bauen. Eine Waffe, die besser sein musste als HK416 und SIG516. 2018 orderte 94.000 CAR 816, mit denen dort die Spezialstreitkräfte ausgerüstet werden. So gesehen, ist es nicht verwunderlich, dass der Außenseiter aus Suhl sich durchsetzen konnte.

Hirt und Sirois entwickelten die Waffe nicht nur, sie bauten in den Emiraten mit internationalen Spezialisten eine hochmoderne Fertigungsanlage auf. Eine Produktion ist vollkommen unabhängig vom Ausland möglich. Trotz des Standorts in Suhl markiert die MK556 eine weitere Zeitenwende: Das Know-how von Caracal hängt nicht von deutschen Restriktionen ab.

Quellen: SmallArmsSolutions, Soldat und Technik

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