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«Es wurde einfach still»

Bergungskräfte haben am Mittwoch die Absturzstelle des Kleinflugzeugs geräumt, welches am Dienstagabend in Braunwald abgestürzt ist. Wieso es verunfallte, ist immer noch unklar. Offenbar drehte sich das Flugzeug im Sturzflug um die eigene Achse, bevor es am Boden zerschellte.

Ueli
Weber
14.09.17 - 10:48 Uhr
Ereignisse

Dunkle Wolken hingen über Braunwald, als am Dienstag um 19 Uhr ein Flugzeug aus dem Himmel fiel. Der Bauer Christian Dürst kümmerte sich einige hundert Meter Luftlinie entfernt beim Unterstafel um eine Kuh, als er Flugzeuglärm hörte und zum Himmel hochsah.

Das Flugzeug sei mit gesenkter Nase auf den Grund zugesteuert, erzählt Dürst: «Zuerst dachte ich, das sei doch ein Esel, solche Kapriolen zu veranstalten. Als er immer näher auf den Boden zusteuerte, merkte ich, dass etwas nicht gut war.» Dürst beobachtete, wie sich der Flieger im Sturzflug zweimal um die eigene Achse drehte, bevor er ihn aus den Augen verlor. Einen Knall habe er nicht gehört, sagt Dürst. «Es wurde einfach still.»

Der Pilot funkte noch «Mayday»

Die einmotorige Maschine vom Typ Mooney M20K zerschellte nur wenige Meter neben der Bergstation der Gumenbahn. Die beiden Insassen starben beim Aufprall. Laut Daniel Menzi, Mediensprecher der Kantonspolizei Glarus, waren sie zwei Deutsche im Alter von 64 und 76 Jahren. Die Polizei geht davon aus, dass der Jüngere im Pilotensitz sass. Kurz vor dem Absturz konnte er noch das Notrufsignal «Mayday Mayday» funken. Dann verschwand das Flugzeug vom Radar. Die Flugsicherung Skyguide alarmierte sofort die Rega, welche wiederum die Kantonspolizei aufbot.

Eine Handvoll Gäste im «Gumen»

Im Berghotel «Gumen» befanden sich zum Zeitpunkt des Absturzes eine Handvoll Gäste. Die Bahn hatte ihren Betrieb um 17 Uhr eingestellt. Der Flieger verfehlte die Seile der Gumenbahn und einer angrenzenden Materialseilbahn nur knapp. Offenbar stürzte er in einem sehr steilen Winkel in den Boden.

Die beiden Männer an Bord des Flugzeugs waren rund 30 Minuten zuvor in Donaueschingen (D) gestartet. Die Ortschaft in Baden-Württemberg liegt rund 40 Kilometer nördlich von Schaffhausen. Laut der Kantonspolizei gab der Pilot den Flughafen Albenga an der ligurischen Küste in Italien als Ziel an. Ihre Flugroute führte die Männer über die Glarner Alpen, welche sie bei Einbruch der Dunkelheit erreichten.

Gumenbahn fährt heute wieder

Gemäss dem Onlinedienst Flightradar24 überflog die Mooney M20K das Hirzli bei Niederurnen in einer Höhe von rund 2200 Metern über Meer. Dabei befand es sich im Steigflug. Kurz darauf enden die Daten der App. Die Un- fallursache ist immer noch unklar. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust hat die Ermittlungen übernommen.

Die Bergungskräfte arbeiteten am Dienstagabend im Licht von Scheinwerfern bis tief in die Nacht. Gestern setzten sie die Bergungsarbeiten fort. Experten der Sust vermassen die Absturzstelle und untersuchten die Trümmerteile. Mehrere Polizisten, Feuerwehrmänner und Bergretter unterstützten sie. Insgesamt standen 16 Helfer und Experten im Einsatz. Helikopter flogen die Trümmerteile vom Berg herunter. Sie sollen in Payerne (FR) weiter untersucht werden. Im Verlauf des Nachmittags hatten die Bergungskräfte die Absturzstelle fertig geräumt. Am Mittwoch stellten die Sportbahnen den Betrieb der Gumenbahn für Touristen den ganzen Tag über ein. Ab Donnerstag fährt sie wieder normal.

Ueli Weber ist stellvertretender Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er hat die Diplomausbildung Journalismus am MAZ absolviert und berichtet seit über zehn Jahren über das Glarnerland. Mehr Infos

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