Nachhaltigkeit und Tierschutz

Faire Wolle: Diese 5 Stricklabels legen Wert auf einen respektvollen Umgang mit Tieren

Wolle wärmt, ist kuschelig und mit ihr lassen sich unglaublich kunstvolle Strickstücke herstellen. Und: Wolle ist eine der nachhaltigsten Ressourcen überhaupt – sofern man den Tieren, an deren Haar man sich bedient, entsprechenden Respekt entgegenbringt. Genau daran mangelt es jedoch auf zahlreichen Schaffarmen weltweit. Um die wunderbaren Vorteile von Wolle mit gutem Gewissen zu nutzen, haben sich einige Labels dem respektvollen Umgang mit den Tieren verschrieben und stellen großartige Strickkollektionen für Konsumenten mit gutem Gewissen her
Zue Anna
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Wolle ist eine fantastische, nachhaltige Ressource und wird vom Menschen schon seit über 6000 Jahren aufgrund ihrer zahlreichen positiven Eigenschaften getragen. Wolle benötigt weniger Energie als Baumwolle, denn während der "Gewinnung" muss sie weniger gewässert werden. Und später, als verarbeitetes Textil, kann sie, dank ihrer energiesparenden "Selbstreinigungsfunktion" und der schmutzabweisenden Faserstruktur einfach gelüftet werden, anstatt wie Baumwolle ständig gewaschen werden zu müssen. Sie kann Feuchtigkeit aufnehmen, fühlt sich aber nicht feucht an, ist aus natürlichen Gründen atmungsaktiv, im Winter wärmend und im Sommer kühlend. Kurz: Aus nachhaltigen Gesichtspunkten kann Wolle eigentlich voll punkten. Betrachtet man das Thema aus der Perspektive des Tierschutzes, hat Wolle jedoch oft verloren.

Weil zu viel einfach zu viel ist

Massenhafte Nachfrage hat zu Massentierhaltung geführt. Auf vielen Farmen haben die Tiere nicht genug Platz, von ausreichend Auslauf ganz zu schweigen. Häufig müssen sie aus Kostengründen hungern und erleiden Durst. Während der Schur werden die panischen Tiere oft misshandelt. Die dabei auftretenden Schnittverletzungen werden nicht ausreichend versorgt. Ein weiteres Thema, das der weit verbreiteten Massentierhaltung geschuldet ist, ist Mulesing, eine Praktik, die häufig in Australien bei Merinoschafen angewendet wird. Dabei werden große Hautbereiche rund um den Schwanz der überzüchteten Schafe entfernt, um so einem Fliegenbefall vorzubeugen, der nur deshalb auftritt, weil die Schafe zu viel Wolle tragen.

Respekt für Tiere

Einige Fashionlabels gehen ihren eigenen Weg und stellen sicher, dass die Wolle, die sie für ihre fantastischen Strickdesigns benötigen, unter fairen Bedingungen nicht nur für die am Herstellungsprozess beteiligten Menschen, sondern auch für die Tiere entsteht. Dazu zählen artgerechte Haltung, in diesen Fällen handelt es sich sogar zu einem großen Teil um freilaufende Herden, genauso wie der respektvolle Umgang beim Scheren und die medizinische Versorgung bei Verletzungen. Wie das funktioniert? Mit 100 Prozent Transparenz in der Produktionskette und dem nötigen Respekt für Lebewesen.

5 Labels, die bei der Wollproduktion auf Tierschutz achten

Bio-Wollpullover von Armedangels
Faire wolle
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Totale Transparenz & give back – Zue Anna

Labels wie Zue Anna, gegründet von Zsuzsanna Cséber, setzen aus ethischen Gründen ihre Standards hinsichtlich des Tierschutzes selber, da ihnen die branchenüblichen Zertifizierungen nicht ausreichen. Kein Mulesing, keine Ohrmarken, keine Enthornung, kein Kupieren des Schwanzes beim Schaf. Stattdessen schonende Scher-Methoden, ausreichend Platz, keine Pestizide, medizinische Betreuung und: Ein Teil des Verkaufserlöses, die sogenannte Schafrente, geht zurück an die Schafe, um ihnen einen würdevollen Lebensabend in natürlicher Umgebung zu ermöglichen. Zuverlässige Partner für ihre Merinowolle hat die Berlinerin nach langer Suche in Australien gefunden. Die dort unter strengsten Auflagen gewonnene Wolle wird in der Nähe von Mailand von Hand weiterverarbeitet. Entsprechende Einblicke in den Produktionsprozess lassen sich auf der Homepage nachvollziehen, Kennzeichnungen in den Kleidungsstücken vermitteln Aufschluss darüber, aus welcher der beiden Herden die Wolle stammt. Zum Launch des Labels gibt es den auf 350 Stück limitierten "Merino-Pullover mit Geschichte", um 250 Euro, über zueanna.com

Aus Liebe zu Mensch, Tier und Strickkunst – Knitted Love

Eigentlich sagt der Name schon alles, denn Orsola Bertini Curri liebt Strick. Und deshalb achtet die gebürtige Italienerin, die inzwischen in Österreich lebt, darauf, wo das Garn herkommt und wer es verarbeitet. Ihre fantastischen Alpaka-Qualitäten bezieht sie von einem kleinen deutschen Familienunternehmen, das die Wolle in eigenen Produktionsstätten in Peru verarbeitet. Ihre zu 100 Prozent natürliche Merinowolle, die nicht umsonst den Zusatz "Green-Wool" trägt, stammt aus Italien. Beide Unternehmen arbeiten (zertifiziert!) Mulesing-free und haben sich der artgerechten Tierhaltung verschrieben. Verarbeitet werden die Garne zu kunstvollen Grobstrick-Pullis und zwar von Rentnerinnen, Strickgruppen und Frauen-Kooperativen – auf Bestellung! Zusätzlich arbeitet die Wahlösterreicherin für ihre kuscheligen Statement-Sweater mit recyceltem Cashmere, den sie von einem italienischen Unternehmen bezieht, das u.a. auch Stella McCartney und Gucci beliefert. Erhältlich, ab 390 Euro über knitted-love.com

Global fashion, local style – Karinfraidenraij

Die Südamerikanerin mit Atelier in München verbindet in ihren kunstvollen Strickkollektionen asiatische Elemente mit folkloristischen Einflüssen aus ihrer südamerikanischen Heimat. Für ihre teilweise noch handgefertigte Strickkunst mit avantgardistischem Ansatz setzt Karin Fraidenraij auf Kamelidenwolle. Ihre feine Lama-, Cashlama- und Alpakawolle bezieht sie in ihrer Heimat von Kleinbauern aus den Anden, wo die Tiere artgerecht leben. Auch der gesamte Verarbeitungsprozess von der tiergerechten Schur bis zum fertig veredelten Garn findet in ausgewählten Produktionsstätten in Südamerika statt, um dort die Arbeitsplätze für die meist weiblichen Arbeiterinnen zu erhalten und ihre Rolle in der Gesellschaft zu stärken. Gut zu wissen: Für den mehrstufigen Waschprozess wird biologisch abbaubare Seife verwendet und das dabei entstehende Abwasser aufbereitet und dem Kreislauf wieder zugeführt, um der zunehmenden Trinkwasserknappheit in den Anden Rechnung zu zollen. Strickware, ab 135 Euro, über karinfraidenraij.com

Tierliebe im Londoner Vorort – Izzy Lane

Vor etwas mehr als zehn Jahren hat Isobel Davies über 400 Schafe vor dem Schlachthof gerettet. Damals hat die Britin die Tiere mit zu sich nach Richmond genommen. Heute leben in dem Londoner Vorort über 600 Wensleydale- und Shetlandschafe. Was nach Märchen klingt hat unzähligen Schafen das Leben gerettet und zwei Rassen vor dem Aussterben bewahrt. Die Wolle verwendet die Vegetarierin für ihr herrlich zeitlos-klassisches Stricklabel Izzy Lane, für das immer noch alles von Hand gefertigt wird. Gewebt wird auf traditionellen Webstühlen, die aus dem viktorianischen Zeitalter stammen, Designs sind an britische Klassiker angelehnt, die Knöpfe liefert der letzte Perlmutt-Knopfhersteller der Insel. Von der Rettungsaktion zum ethisch korrekten Stricklabel – diese Story hat nicht nur 420 Schafen das Leben gerettet, mit ihrem Engagement für Tierrechte hat Izzy Lane zahllose Auszeichnungen im Bereich Nachhaltigkeit erlangt. Ab 145 Pfund, über izzylane.bigcartel.com

Von patagonischen Schafen empfohlen – Armedangels

Unter dem Motto "Nothing to Hide" hat sich das deutsche Eco-Label Armedangels mit seiner „Organic Wool“-Initiative dem Thema Wolle angenommen. Und zwar mit maximaler Liebe zum Detail, wie alles, was die Kölner in den vergangen zehn Jahren auf die Beine gestellt haben. Die Tiere, die die Bio-Schurwolle für Armedangels liefern, leben freilaufend im Süden von Patagonien und werden nur ein Mal pro Jahr geschoren. Es wird ausschließlich mit Farmen gearbeitet, die zusätzlich zum "Bio"-Siegel das "Responsible Wool"-Zertifikat tragen, um sicherzustellen, dass die Schafe artgerecht behandelt werden. Eine neue Grifftechnik (Tally Hi) sorgt dafür, dass die Schafe während der Schur nicht in Panik geraten. Verletzungen werden dadurch minimiert. Treten sie dennoch auf, werden die Schafe professionell tiermedizinisch versorgt. Auf Siegel verlassen sich die Kölner dabei nicht. Die regelmäßige Kontrolle vor Ort stellt zu 100 Prozent sicher, dass ihre Anforderungen an faire Arbeitsbedingungen, nachhaltige Produktion und Tierschutz bei der Wollgewinnung eingehalten werden. Mehr zum Thema Organic Wool auf armedangels.de