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Landkreis Osterholz ist am Zug Entscheidung zum Gewerbegebiet steht bevor

Seit fast zwei Jahren warten die Grasberger Verwaltung, ein Investor und örtliche Unternehmer auf eine Entscheidung zum Plan für ein Gewerbegebiet in Grasberg. Nun deutet sich ein Ergebnis an.
29.12.2022, 19:00 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Entscheidung zum Gewerbegebiet steht bevor
Von André Fesser

Grasberg. Fast genau 28 Monate liegt es zurück, dass die Gemeinde Grasberg und die Firma Schausberger Immobilien ihre Pläne zur Schaffung eines neuen Gewerbegebiets an der Wörpedorfer Straße öffentlich machten. Geht es nach den beiden Akteuren, könnte das Vorhaben in absehbarer Zeit realisiert werden. Doch noch immer fehlt ihnen in einem entscheidenden Punkt die Zustimmung der Osterholzer Kreisverwaltung. Bei Befürwortern wie Gegner des Vorhabens steigt daher die Spannung. Nun deutet sich eine Entscheidung an. 

Was ist geplant? 

Am Ortseingang zwischen Wörpedorfer Straße und Wörpe soll auf rund acht Hektar Fläche ein neues Gewerbegebiet entstehen und somit Ansiedlungsmöglichkeiten für Unternehmen bieten oder aber auch Platz für jene Unternehmen im Ort vorhalten, die sich verändern oder ihre Flächen erweitern wollen. Die Pläne beinhalten auch den Neubau eines Edeka-Markts. Der bestehende Markt in der Nähe des Kreisels soll dann in das neue Gewerbegebiet umziehen. 

Warum geht es nicht los?

Während die Planer ihre Vorarbeiten quasi abgeschlossen haben, steckt das Vorhaben derzeit im Planungsamt des Osterholzer Kreishauses fest. Denn das neue Gewerbegebiet soll auf Flächen entstehen, die im Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) nicht etwa für Unternehmensansiedlungen, sondern als „Vorranggebiet für ruhige Erholung in Natur und Landschaft“ ausgewiesen sind. Mit dem RROP legt der Landkreis die angestrebte räumliche und strukturelle Entwicklung für ein Gebiet in seinen Grundzügen fest. Um das Projekt nun aber doch zwischen Wörpedorfer Straße und Wörpe zu realisieren, hat die Gemeinde Grasberg schon vor rund zwei Jahren beim Landkreis beantragt, von den Zielen des RROP abweichen zu dürfen. Die Entscheidung über diesen Antrag steht noch immer aus. 

Wann gibt es eine Entscheidung?

Nach Angaben aus dem Kreishaus befindet sich die Bearbeitung des Antrags in der abschließenden Phase. Der Landkreis Osterholz plane, Anfang 2023 zu entscheiden, so Landkreis-Sprecher Sven Sonström gegenüber unserer Redaktion. Dabei deutet sich auch eine Richtung an: "Der Landkreis tendiert dazu, die Zielabweichung unter Nebenbestimmungen zuzulassen." Diese Nebenbestimmungen, so Sonström, beträfen unter anderem den Erhalt der Erholungseignung der an das geplante Gewerbegebiet angrenzenden Bereiche, insbesondere des Spazierwegs entlang der Wörpe. 

Warum dauert die Entscheidung so lange?

Im März 2021 war aus dem Kreishaus eine Entscheidung für das zweite Quartal desselben Jahres in Aussicht gestellt worden, diese Marke hat die Verwaltung um eineinhalb Jahre gerissen. Laut Kreis-Sprecher Sonström habe die Verzögerung mit den "im Verfahren geäußerten und zum Teil widerstreitenden Interessen" zu tun, die jetzt gegeneinander abgewogen werden müssten. Wie berichtet, hatte sich beispielsweise die Koordinationsstelle für naturschutzfachliche Verbandsbeteiligung (KNV), in der unter anderen der BUND oder der Nabu vertreten ist, gegen das Vorhaben gewandt. Die Naturschützer verwiesen unter anderem auf den drohenden Verlust eines für Grasberg wichtigen Naherholungsgebiets, auf die Gefahren für den Lebensraum Wörpe und drohende Einbußen beim Hochwasserschutz. Zudem stellten sie ganz grundsätzlich den Bedarf für ein neues Gewerbegebiet an der Wörpedorfer Straße infrage. Auch die örtliche Bürgerinitiative "Lebensraum Grasberg" wartet auf Neuigkeiten in Sachen Gewerbegebiet. An den grundsätzlichen Bedenken der BI habe sich laut deren Vertreter Egbert Petschke nichts geändert. 

Wie reagieren die Planer auf die Verzögerung? 

Im Grasberger Rathaus ist die Ungeduld zuletzt gewachsen. Bürgermeisterin Marion Schorfmann (CDU) macht keinen Hehl daraus, dass sie den Zeitdruck spüre und nun auch eine Entscheidung erwartet. Immerhin gehe es auch darum, den an einer Ansiedelung Interessierten eine Perspektive zu verschaffen: "Es sind ja gerade Grasberger Unternehmen, die Interesse bekundet haben." Ginge es nach Schorfmann, dann würde sie den Mitgliedern des Grasberger Bauausschusses gern schon am 19. Januar mit Neuigkeiten zum Gewerbegebiet begegnen. Claus Meyer, der das Vorhaben für die Firma Schausberger betreut, gibt sich da deutlich entspannter. Zwar wäre er gern schon weiter, die Marktlage erlaubt nach seiner Darstellung aber einen geduldigen Umgang mit dem Grasberger Vorhaben: Wer sich in Grasberg ansiedeln wolle, habe in absehbarer Zeit nur diese eine Gelegenheit. Und auch im Landkreis Osterholz gebe es "nicht viele Möglichkeiten", sich niederzulassen. Gerüchte, es wären infolge der langen Verfahrensdauer bereits Interessenten abgesprungen, weist Meyer zurück: Die Unternehmen, mit denen er gesprochen habe, wollten nach wie vor kommen. Meyer räumt aber auch ein, dass man dem Vorhaben im Verlauf des kommenden Jahres beim Landkreis "mehr Nachdruck verleihen" wolle, sollte es nicht zu einer Entscheidung kommen. 

Wie schnell ließe sich die Planung umsetzen? 

Betrachtet man die Terminkalender der Gemeindepolitik und bedenkt obendrein die Fristen, die es unter anderem bei der Öffentlichkeitsbeteiligung zu beachten gilt, würde es auch bei einer kurzfristigen Entscheidung der Landkreisverwaltung noch bis Ende kommenden Jahres dauern, bis die Grasberger Gemeindepolitik das Bauleitverfahren abgeschlossen hat. Sie gehe davon aus, dass das zuständige Planungsbüro die Pläne zu 99 Prozent fertig hat, sagt Bürgermeisterin Schorfmann. Sie würde sich wünschen, dass die Pläne im Herbst öffentlich ausgelegt werden könnten. Die Unternehmen müssten schließlich Planungssicherheit erhalten. 

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