Grasberg. Der Abend war ein besonderer für die Mitglieder des Grasberger Gemeinderats, und das konnte man auch sehen. Zur ersten und somit konstituierenden Sitzung am Dienstagabend im Rathaus hatten einige das gute Jackett aus dem Schrank geholt. Und in den Gesichtern einiger neuer Ratsmitglieder war eine gewisse Unsicherheit erkennbar ob der Frage, was denn da noch auf sie zukommen sollte. Selbst Stefan Ritthaler, Allgemeiner Vertreter der Bürgermeisterin, räumte ein, ein bisschen aufgeregt zu sein, obwohl er als Verwaltungsmann an diesem Abend allenfalls Beiwerk war.
Ganz anders erging es Karl-Heinz Thimm. "Aufgeregt? Warum denn das?", gab er auf Nachfrage zu verstehen. Der SPD-Ratsherr erlebte am Dienstag im Ratssaal seine sechste konstituierende Sitzung und ist somit so etwas wie ein Routinier. Als Ältester unter den 20 Ratsleuten oblag es dem 75-Jährigen, die Sitzung zu eröffnen und bis zur Wahl eines neuen Ratsvorsitzenden zu leiten.
Zehn neue Gesichter
Der Grasberger Gemeinderat hat sich nach der Wahl am 12. September erheblich verändert. Die Grünen sind mit einem Mandat mehr ausgestattet als bisher, die SPD hat eines verloren. Mit Jörg Assmann hat die Partei Die Basis einen Vertreter im Rat. Auf zehn der 20 Sitze im Ratssaal sitzen ab sofort Personen, die dem Rat bislang nicht angehörten. Die Zehn, die weichen mussten oder wollten, verabschiedete Bürgermeisterin Marion Schorfmann am Dienstag mit Blumen, einem Geschenk und einigen würdigenden Worten. Am ausführlichsten widmete sie sich ihrem CDU-Parteikollegen Klaus Feldmann, der den Rat nach 30 Jahren Zugehörigkeit verlassen musste, weil er bei der Kommunalwahl nicht ausreichend viele Stimmen erzielte.
Er hätte gern weitergemacht, betonte Feldmann, aber nun sei es, wie es ist. Er wünschte dem neuen Rat eine gute Zusammenarbeit und appellierte an seine Nachfolger, anständig miteinander umzugehen. Denn wenn man lese, was in anderen Gemeinden abgehe, müsse man befürchten, bald keine Leute mehr zu finden, die noch Lust haben, diese Arbeit zu übernehmen. Der Hinweis auf das Hin und Her im Rat in Lilienthal war deutlich vernehmbar.
Marion Schorfmann kündigte an, Feldmann wieder anrufen zu wollen, wenn sie mal die Einschätzung einer Lage benötige, denn er kenne in der Gemeinde fast jeden Quadratmeter. "Du bist die Leuchte des Nordens", gab sie Feldmann mit, "aber die aus Grasberg." Im Ratssaal erhielt Feldmann stehenden Applaus.
Nur 49 Minuten
Kaum war dieser Tagesordnungspunkt vorüber, stand der neue Ratsvorsitzende auch schon fest. Axel Schloo (CDU) wird die Sitzungen des Gremiums in den kommenden fast fünf Jahren leiten. Ein entsprechender Vorschlag seiner Fraktion wurde einstimmig angenommen. Zu seinen Stellvertretern bestimmte der Rat Stefan Blancken (CDU) und Elke Schnakenberg (SPD).
Auch in der Folge ging alles ganz schnell, nach rekordverdächtigen 49 Minuten war die erste Sitzung des neuen Rates schon wieder beendet. Die inhaltliche Arbeit wird in den kommenden Wochen in den Fachausschüssen erfolgen. Deren Zuschnitt hat sich am Dienstag aber ein Stück weit verändert. Auf Antrag der CDU-Fraktion erhält der Bau- und Planungsausschuss den Zusatz "Entwicklung". Martina Warnken, ab sofort für die CDU im Rat, beantragte außerdem, den Ausschuss für Jugend, Senioren, Sport und Kultur künftig auch mit dem Thema Tourismus zu beschäftigen. Auf diese Weise solle Grasbergs besondere Lage zwischen den beiden Künstlerdörfern Worpswede und Fischerhude betont und behandelt werden.
Birken im Ratssaal
Auch dieser Vorschlag wurde ohne weitere Diskussion angenommen, wobei in Reihen der neu formierten Grünen im Nachhinein Skepsis laut wurde, ob dies eine gute Idee war. Denn schließlich hätte jedes der Themenfelder dieses Ausschusses eine besondere Beachtung verdient. Mit der Erweiterung um Tourismus, so deutete Grünen-Fraktionschef Jörn Schumm an, könnte die Fokussierung verloren gehen.
Fototermin mit Baum im Rathaus. Die Grünen haben der Gemeinde vier Birken mitgebracht, um auf den Bedarf an gesunden Straßenbäumen in der Gemeinde hinzuweisen.
Für Aufsehen hatte die Grünen-Fraktion schon vor der Sitzung gesorgt, indem sie mit vier jungen Birken im Ratssaal auftauchte, die sie der Bürgermeisterin als Geschenk an die Gemeinde überreichen wollte. Diese vier Bäume seien der Rest von 100 gespendeten Bäumen, die bereits im Gemeindegebiet verteilt und eingepflanzt worden seien, berichtete Schumm. Seine Fraktion wolle auf diese Weise deutlich machen, dass Grasberg durchaus Bedarf an Bäumen habe, nachdem in den vergangenen Jahren etliche Straßenbäume kaputt gegangen waren oder gefällt werden mussten.
Die nächsten Sitzungen stehen noch in diesem Monat an. Am 18. November, 20 Uhr, tagt der Ausschuss für Jugend, Senioren, Sport, Kultur und Tourismus, am 22. November, 19 Uhr, der Ausschuss für Schule und Bildung, am 23. November, 20 Uhr, der Ausschuss für Bau, Planung und Entwicklung, am 2. Dezember, 20 Uhr, der Ausschuss für Finanzen und Liegenschaften und am 7. Dezember, 20 Uhr, tritt der Gemeinderat wieder in Gänze zusammen. Alle Sitzungen finden im Rathaus statt.