Hannah Malohn, Sie sind gerade in den Grasberger Gemeinderat gewählt worden und haben die zweitmeisten Stimmen der Grünen erhalten. Wie fühlen Sie sich damit?
Ich bin noch sehr überwältigt, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass mich so viele Leute wählen. Ich freue mich sehr, vor allen Dingen über das Vertrauen, das mir geschenkt worden ist. Und ich freue mich auf die Gemeinderatsarbeit – auch wenn ich mir noch nicht so ganz genau etwas darunter vorstellen kann. Ich bin sehr gespannt.
Was verbindet Sie mit der Fraktion der Grünen?
Wir sind uns alle sehr sympathisch. Zwei kannte ich – meinen Vater Thomas Malohn und Jörn Schumm – die anderen habe ich während des Wahlkampfes kennengelernt. Die Erwachsenen kannten sich schon von einer Bürgerinitiative. Wir haben festgestellt, dass wir die gleichen Ziele haben.
Welche sind das?
Ich möchte mich hier mehr für die Jugend einsetzen. Unter anderem habe ich schon die Sozialarbeiterin Ulrike Aping besucht – vom Jugendfreizeitheim Neo Tokio. Da war ich mit Annette Baro zusammen. Außerdem möchte ich mich für mehr Feminismus und soziale Gerechtigkeit einsetzen – das sind so meine Schwerpunkte – und logisch, für eine andere Klimapolitik.
Feminismus und soziale Gerechtigkeit – zwei dicke Brocken – wo fangen Sie da an?
Man kann nur im Kleinen anfangen und mit anderen Menschen ins Gespräch kommen, um veraltete Rollenbilder infrage zu stellen. Sensibilisieren ist der Schlüssel. Zum Thema soziale Gerechtigkeit halte ich die Kooperation mit anderen Akteuren für wichtig, zum Beispiel mit Vereinen und Projekten wie der Tafel.
Wann haben Sie angefangen, sich für Kommunal-Politik zu interessieren?
Ich interessiere mich schon lange für Politik, aber eher auf Bundesebene. Dann habe ich den Ortsverband der Grünen hier entdeckt – und bin da einfach ein paar Mal hingegangen – und habe mich gleich richtig wohlgefühlt. Verbunden hat sich das damit, dass junge Leute hier ein bisschen zu knapp kommen. Der Gemeinderat besteht ja aus sehr viel Älteren – natürlich sehr erfahrenen und gestandenen Lokalpolitikerinnen – aber sie haben einen anderen Blickwinkel. Da wollte ich, dass da ein bisschen frischer Wind reinkommt. Ich freue mich auch, dass bei der CDU jüngere Leute dabei sind. Das ist eine schöne Entwicklung.
Was wollen Sie bewegen?
Ich möchte die Entwicklung des Ortes mitgestalten und den Jugendlichen eine Stimme geben. Ich möchte ihre Interessen im Gemeinderat vertreten und für sie mit abstimmen.
Was wünschen sich Jugendliche für Grasberg?
Mehr Freizeitmöglichkeiten und mehr Treffpunkte, die auch attraktiv sind. Der Jugendtreff in Grasberg ist zu klein, um sich mit mehreren zu treffen. Da passen nur so sechs Leute rein, weil ja unten inzwischen der Kindergarten eingezogen ist. Da fehlt einfach Platz.
Was sagen Mitschülerinnen und Mitschüler zu Ihrem lokalpolitischen Engagement?
Die sind schon ein bisschen verwundert. (Lacht). – Dass ich dafür meine freie Zeit investiere. Aber die meisten sind sehr stolz auf mich. Eine aus meinem Jahrgang hat sich für die SPD in Breddorf aufstellen lassen – Janina Meyer. Und ein anderer arbeitet in der Volt Partei mit – Paul Kieseling. Darüber wird an der Schule im Jahrgang natürlich auch gesprochen und wir drei tauschen uns oft aus. Wir haben uns erst im Wahlkampf kennengelernt – da war ja anfangs noch gar nicht klar, dass wir uns wirklich für die Gemeinderäte aufstellen lassen werden. Ich fühle mich von den beiden sehr verstanden. Das war im Wahlkampf eine große Hilfe.
Wie war das denn so im Wahlkampf?
Anstrengend und interessant. Es gab viel zu organisieren. Wir hatten zwei Wochenenden lang einen Wahlstand vor Edeka. Die Resonanz war ganz gut. Die Leute freuen sich, dass die Grünen hier jetzt so sichtbar vor Ort sind. Wir sind ja zu elft angetreten. Auch meine Freunde haben mich sehr unterstützt und mir Mut gemacht. Denn manchmal war ich ein bisschen unmutig – weil die gestandenen Ratsmitglieder alle viel älter sind als ich, schon so viel Erfahrung gesammelt haben und wissen wie es geht – zumindest habe ich das Gefühl. Andererseits denke ich auch – irgendwie muss man ja mal anfangen.
Worauf freuen Sie sich im Gemeinderat am meisten?
Ich freue mich auf die anderen von der CDU und der SPD, die kenne ich ja noch gar nicht. Ich freue mich auf den Austausch und die Diskussion. Ich finde das auch gut, dass wir eine Bürgermeisterin haben. Sie ist sympathisch und offen – da gibt es keine Hürde, darüber bin ich sehr, sehr froh.
Was wollen Sie zuerst anschieben?
Das Thema Jugendarbeit – das ist für mich der erste Berührungspunkt. Da kenne ich mich aus. Da würde ich gerne etwas verändern. Natürlich auch zum Thema Klimawandel. Ich verzichte beispielsweise auf Fleisch, auf Konsum, auf weite Reisen. Meine Freundinnen achten auch darauf. Gemeinsam auf etwas zu verzichten, macht es einem einfacher.
Am 24. September ruft Fridays for Future zum Klimastreik auf. Wo sind Sie an diesem Tag?
Wir sind dann in Bremen – mit Freundinnen und Freunden. Ich habe ein relativ politisches Umfeld. Wir diskutieren viel über Politik. Es ist wichtig, sich politisch zu engagieren. Nach meinem Abi im kommenden Jahr möchte ich Politikwissenschaften studieren. Da ist die Arbeit im Gemeinderat eine gute Grundlage. Ich freue mich einfach darauf, dass ich diese Chance bekomme.