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Wahlen zum Gemeinderat Neue Statik im Grasberger Ratssaal

Die CDU bleibt die Mehrheitsfraktion im Grasberger Rat, daneben gibt es aber allerlei Veränderung. Neben der Union warten die Grünen mit neuen Gesichtern auf. Und ein Ratsurgestein ist künftig nicht mehr dabei.
13.09.2021, 16:00 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Neue Statik im Grasberger Ratssaal
Von André Fesser

Grasberg. Licht aus um halb eins. Für die Wahlhelfer in Grasberg verlief der Abend der Auszählung noch einigermaßen erträglich. Der Montag war gerade erst angebrochen, als Wahlleiter Stefan Ritthaler im Rathaus an der Speckmannstraße die Lampen auch schon wieder ausknipsen und den Verwaltungssitz abschließen konnte. Die Ergebnisse waren unter Dach und Fach, die Journalistin mit Informationen versorgt. Und auch die beiden Besuchergruppen aus den örtlichen Parteien waren wieder abgeschwirrt. Sie hatten am Abend das Rathaus aufgesucht, um mal zu gucken, ob dort nicht doch eine Wahlparty steigt.

Von Party war aber nichts zu sehen, wenngleich es für einige der Beteiligten etwas zu feiern gegeben hätte. Bürgermeisterin Marion Schorfmann (CDU) zählte gewiss dazu, obwohl sie mit einer Zustimmung von 82,3 Prozent gegenüber der vorangegangenen Wahl ein paar Prozentpunkte eingebüßt hatte. Und auch ihre Partei hatte Anlass für gute Laune. So wie es in Grasberg schon Tradition ist, sicherte sie sich abermals die Mehrheit im Gemeinderat. Aus 58,5 Prozent der Stimmen folgen zwölf Sitze im 20-köpfigen Gemeinderat. An der Union kommt man in Grasberg auch weiterhin nicht vorbei.

50 + 1 + Schorfmann

Entsprechend zufrieden war man im Ortsverband mit dem Abschneiden am Wahltag. "50 Prozent plus eine Stimme plus Marion Schorfmann" habe das Ziel gelautet, gab der Ortsverbandsvorsitzende Kai Entelmann am Montag zu Protokoll. Ein vergleichsweise bescheidener Ansatz, der am Ende dazu führen muss, dass die Bilanz der Christdemokraten positiv ausfällt, selbst wenn sie gegenüber der vorangegangenen Wahl vor fünf Jahren rund vier Prozentpunkte einbüßten.

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Zu den Gewinnern zählen auch die Grünen, die sich im Vorfeld der Wahl personell neu aufgestellt hatten und ihren Stimmenanteil auf 20,1 Prozent (2016: 16) ausbauen konnten. Sie werden fortan verstärkt mit vier Personen im Gemeinderat auftreten können.

Eine tragende Rolle könnte dann Jörn Schumm zukommen, der trotz Listenplatz 2 die meisten Personenstimmen in Reihen der Grünen einholte. Auch er feierte das Ergebnis seiner Partei als Erfolg. Bis zuletzt habe er am Wahlabend darauf gehofft, selbst über 20 Prozent zu liegen und die CDU unter 60 drücken zu können. Beides sei gelungen, "das ist ein reeller Wahlerfolg". Dabei müsse man bedenken, dass sich die Grünen mit vielen Leuten durchgesetzt haben, die bislang gar keine Erfahrungen in der Ratsarbeit haben. Sabine Alpers zum Beispiel wird künftig nicht mehr mit dabei sein, auch Jan Middelberg hat die Wiederwahl verpasst. Neu mit dabei sind dafür nun Petra Mirsanaye oder die 18-jährige Hannah Lena Malohn. 

Grüner Neubeginn

"Es sollte einen Neuanfang geben", sagt Jörn Schumm, der auch die Vernetzung der Partei mit der No-Moor-Gas-Initiative als Erfolgsfaktor nennt. Er wünsche sich, dass die Grünen nun "mehr klare Kante" im Rat zeigen, und mehr als Opposition auftreten. Dabei werde und müsse es natürlich eine Zusammenarbeit mit der Mehrheitsfraktion der CDU geben, "aber die Dinge, mit denen wir nicht einverstanden sind, werden wir auch ansprechen".

Auch für CDU-Mann Entelmann, der nach Marion Schorfmann (1944) die meisten Personenstimmen (972) auf sich versammelte, steht es außer Frage, dass die Zusammenarbeit mit den übrigen Ratsvertreterinnen und -vertretern konstruktiv fortgeführt werden soll. In Grasberg sei es immer so gewesen, dass man sich im Rat hart austauschen, aber anschließend auch wieder zum Bier treffen kann. Dies solle auch so bleiben. Angesichts der veränderten personellen Zusammensetzung im Rat könne es aber sein, dass sich der Ton ändern wird.

Denn zum einen ist der CDU mit Klaus Feldmann ein Urgestein abhandengekommen. Der Adolphsdorfer, der in den vergangenen Jahren den Ratsvorsitz innehatte, erhielt die nicht ausreichende Zahl von 152 Personenstimmen. Und da er im CDU-internen Losverfahren im Vorfeld der Wahl auch auf dem 20. und somit letzten Listenplatz gelandet war, kann er auch über diesen Weg nicht in den Rat einziehen. Feldmann betonte am Montag zwar, dass das Leben weitergehe, zugleich zeigte er sich schwer enttäuscht. Der 69-Jährige war seit 1991 stets direkt in den Gemeinderat gewählt worden.

Spitzenkandidatin gräbt die Stimmen ab

In der CDU geht man davon aus, dass der Umstand, dass Marion Schorfmann auf Listenplatz eins für den Rat antrat, anderen Kandidaten die Stimmen abgenommen habe. Da Schorfmann erneut Bürgermeisterin wird, rückt nach Angaben aus dem Rathaus einer der nächstplatzierten Kandidaten der CDU in den Rat nach.

Enttäuscht zeigte sich schon am Sonntag auch die Sozialdemokratin Elke Schnakenberg, die ihr Ratsmandat zwar verteidigte, im Ratssaal künftig aber nur noch mit zwei statt bislang drei weiteren Genossen sozialdemokratische Politik vertreten kann.

Zur neuen Statik im Rat dürfte auch Jörg Assmann beitragen, der für die Basisdemokratische Partei ein Mandat erzielte. Den bisherigen Kräften im Rat ist der Musiker kaum bekannt. Die Basis, so CDU-Vertreter Kai Entelmann, vertrete mit ihrem Protest gegen die Corona-Politik ein Thema, das vor allem auf Bundesebene eine Rolle spiele. "Das ist keine Gemeindepolitik."

Zur Sache

In den Rat gewählt

Elke Schnakenberg, Heiner Peper, Karl-Heinz Thimm (alle SPD), Marion Schorfmann, Kai Entelmann, Fabian Warnken, Michael Frerks, Ruven Voß, Björn Bellmann, Axel Schloo, Thorsten Schaffert, Andrea Scharringhausen, Martina Warnken, Silke Paar, Stefan Blancken (alle CDU), Jörn Schumm, Hannah Lena Malohn, Petra Bauermeister-Mirsanaye, Thomas Buse (alle Grüne), Jörg Assmann (Basis).

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