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Seniorenwohnpark Grasberg Investoren warten auf sinkende Preise

Gestiegene Baukosten bereiten dem Projekt Seniorenwohnpark Grasberg Probleme. Nach wie vor ist kein Baustart in Sicht, sagt Investor Michael Frerks. Steht das Vorhaben damit infrage?
31.12.2022, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Investoren warten auf sinkende Preise
Von Sandra Bischoff

Grasberg. Die Baufläche ist vorbereitet, alle Genehmigungen für den Grasberger Seniorenwohnpark liegen vor. "Wir könnten jetzt durchstarten", sagt Michael Frerks von der Investorengesellschaft Vitacura Invest, die das Projekt steuert und baut. Aber nach wie vor machten die Preissteigerungen für Baumaterial den Verantwortlichen einen Strich durch die Rechnung.

Was ist geplant?

Auf dem 20.000 Quadratmeter großen Areal an der Speckmannstraße/Ecke Eickedorfer Straße soll eine Wohnanlage für Senioren mit insgesamt 107 Plätzen entstehen. Neben einem Hauptgebäude mit 39 Wohnungen zwischen 50 und 79 Quadratmetern sind auch 15 Doppelbungalows mit jeweils 80 Quadratmetern Wohnfläche geplant. Außerdem beherbergt die Einrichtung, die die Bremer Convivo-Unternehmensgruppe betreiben soll, zwei Wohngemeinschaften mit je zwölf Personen und eine Tagespflege für 16 Besucher. Ein öffentliches Café auch für externe Gäste rundet das Angebot ab. Ursprünglich sollte die Anlage im Frühjahr 2024 fertiggestellt sein. 

Was ist bislang passiert?

Eigentlich sollte der Bau schon in vollem Gange sein. Aber auf dem Areal tut sich nichts. "Wir liegen mittlerweile gut zwei Jahre hinter dem Zeitplan", sagt Michael Frerks. Im November 2020 hatte der Landkreis die Baugenehmigung für das Projekt erteilt, dann sei es zu einer mehrmonatigen Verzögerung durch Corona-Fälle beim Generalunternehmer gekommen. Bereits im Januar 2021 hatte sich Frerks zufolge abgezeichnet, dass es Lieferengpässe beim Baumaterial gebe. Immer wieder wurde der Baustart verschoben. Im Frühjahr dieses Jahres sollte es schließlich richtig losgehen. Aber Fehlanzeige. Lediglich die Sandhügel sind bisher verschwunden. "Die Erdarbeiten sind mittlerweile ausgeführt", sagt Frerks. "Nun müssten wir in den Boden, um den Keller auszuheben." Und da liegen die Probleme.

Warum geht es nicht los?

Nach coronabedingten Ausfällen und Materialknappheit, unter anderem auch durch den Krieg in der Ukraine, machen der Baubranche nun die erneut gestiegenen Materialkosten einen Strich durch die Rechnung, erklärt Michael Frerks die erneute Verzögerung. Allein Beton sei so gut wie nicht mehr bezahlbar. "Lagen wir in der Pandemie gute 20 Prozent über dem Normalpreis, kostet ein Kubikmeter Beton mittlerweile fast 45 Prozent mehr. Das sind enorme Summen, denn allein für den Keller brauchen wir Unmengen Beton." Auch das Dämmmaterial für den Bau, der als KFW-Effizienzhaus 40 EE erfolge, sei ein Preistreiber. "Würden wir zu diesen Preisen kaufen, würden wir damit das gesamte Projekt über den Haufen werfen, weil es sich nicht mehr rechnet. Wir würden sozusagen ins Minus bauen und bei einer Miete von 20 Euro pro Quadratmeter landen. Das ist unrealistisch", sagt der Investor. Das Investitionsvolumen von 22,8 Millionen Euro habe sich bereits Anfang dieses Jahres um 1,3 Millionen Euro erhöht. Würde der Bau jetzt starten, kämen noch mal rund 950.000 Euro oben drauf.

Bedeuten die Preissteigerungen das Aus für das Projekt?

Nein, sagt Michael Frerks. "Wir halten ernsthaft daran fest." Schließlich sei der Bedarf an seniorengerechten Wohnungen mit angegliederter Betreuung da, davon seien er und seine Mitstreiter fest überzeugt. "Wir haben wöchentlich Anfragen von Interessenten", berichtet der Investor und verweist auf das Einzugsgebiet, das nicht nur die Gemeinde Grasberg, sondern auch Lilienthal, Worpswede und Tarmstedt umfasse. Allerdings sollen Grasberger vorrangig behandelt werden, so Frerks.

Wie soll es weitergehen?

"Wir müssen jetzt abwarten, dass sich der Markt wieder beruhigt", sagt Frerks. Die Investoren hätten vereinbart, sich in Geduld zu üben und den Winter abzuwarten, in der Hoffnung, dass sich die Preise bis zum Frühjahr wieder beruhigen. Zudem gebe es einen regelmäßigen Austausch. "Wir überlegen ganz genau, wo wir noch etwas einsparen oder vielleicht auch kleiner bauen können." Der Versicherungskaufmann geht davon aus, dass sich der Markt wieder reguliert, allein weil der Bauboom der vergangenen Jahre durch die gestiegenen Zinsen nachlasse. "Ich bin mir aber sicher, dass wir nicht wieder die Preise erreichen werden, die es vor der Pandemie gab." Schlaflose Nächte hat der Grasberger aber noch nicht, wie er sagt. "Ich kann gut schlafen. Mich ärgert vielmehr, dass Menschen nicht aus der Vergangenheit lernen und immer wieder Kriege anzetteln, und dass andere die Folgen dieser Auseinandersetzungen nutzen, um die Preise noch weiter hochzutreiben."

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