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Grasberg legt Konzept vor Weitere Lebensmittelmärkte sind nicht drin

Die Gemeinde Grasberg hat ein Konzept vorgelegt, das die Möglichkeiten zur Entwicklung des Einzelhandels im Ort beleuchtet. Es beschreibt Chancen, legt aber auch dar, was künftig gerade nicht gehen wird.
15.07.2021, 05:00 Uhr
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Weitere Lebensmittelmärkte sind nicht drin
Von André Fesser

Grasberg. Der geplante Umzug des Edeka-Marktes in Grasberg wird auf Jahre hinaus die Struktur des Einzelhandels in der Wörpe-Gemeinde prägen. Im Hinblick auf die Verlegung des Geschäfts vom Kreisel in das neue Gewerbegebiet an der Wörpedorfer Straße hat die Gemeinde ein Einzelhandelskonzept erstellen lassen, das an diesem Donnerstag den Mitgliedern des Bau- und Planungsausschusses vorgelegt wird. Das Konzept, das die Hamburger Firma Bulwiengesa verfasst hat, kommt zu dem Ergebnis, dass Grasberg mit dem Tag der Eröffnung eines neuen und vor allem größeren Edeka-Marktes in Sachen Lebensmitteleinzelhandel als "ausentwickelt" gilt. Die Analytiker stellen außerdem Überlegungen an, was aus dem aktuellen Edeka-Standort werden könnte. Klar ist: Ein Supermarkt wird dort nicht einziehen.

Die Gemeinde hat das Einzelhandelskonzept bereits vor einem Dreivierteljahr beauftragt. Es sollte schon vor Monaten vorliegen, pandemiebedingt habe sich die Fertigstellung aber verzögert, heißt es aus dem Rathaus. Das Papier soll nach Beschluss durch den Gemeinderat als Richtschnur für die Einzelhandelsentwicklung in der Gemeinde in den kommenden Jahren gelten. Es sei bereits mit einer Reihe weiterer Akteure, darunter den Nachbarkommunen, dem Landkreis Osterholz und dem Kommunalverbund Niedersachsen-Bremen, besprochen worden. Ein solches Moderationsverfahren ist vorgesehen, um Einzelhandelsvorhaben oberhalb von einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern abzustimmen. Denn da Kundenströme an Gemeindegrenzen nicht haltmachen, kann ein neues Geschäft mit großer Strahlkraft in der einen Kommune die Händler im Nachbardorf schon erheblich schwächen.

Maximal 2500 Quadratmeter

Und auch innerorts schafft der geplante Neubau Veränderungen. So hat der bisherige Edeka-Markt in Kreisel-Nähe eine Verkaufsfläche von rund 1600 Quadratmetern. Der neue Laden dürfte erheblich größer ausfallen. Geht man vom Kaufkraftpotenzial aus, wäre eine Fläche von bis zu 2500 Quadratmetern plus Backshop in Ordnung, führen die Gutachter aus. Dass Grasberg leicht wächst, es aber mit Aldi und Lidl im Ort auch zwei Discounter gibt, ist hierbei schon berücksichtigt. Klar ist auch, dass damit für einen weiteren sogenannten Vollsortimenter keinen Platz mehr gibt: Dafür, so die Gutachter, reiche das "beschränkte Nachfragepotenzial" nicht aus.

Das liegt auch an dem begrenzten Einzugsgebiet. In Grasberg kaufen vor allem die Grasberger ein, Nachbargemeinden wie Lilienthal, Tarmstedt und Worpswede seien überlegen oder gleichwertig ausgestattet und könnten sich mit den dort vorhandenen Angeboten selbst versorgen. So kommen aus Lilienthal allenfalls noch die Menschen aus dem Ortsteil Worphausen nach Grasberg, um dort einzukaufen. Auch dies ist ein Grund, weswegen Projekte wie der Umzug und die Vergrößerung des Edeka-Marktes im Vorfeld mit den Nachbarn abgestimmt werden.

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Neuer Rat entscheidet

Dieser Umzug ist geplant, aber noch nicht beschlossen. Denn die Gemeindeverwaltung hat ihr vor Weihnachten formuliertes Ziel, die Planung für das neue Gewerbegebiet bis zu den Sommerferien und damit auch vor der Kommunalwahl am 12. September abschließen zu wollen, verfehlt. Dazu hat auch die Verzögerung beim nun vorgelegten Einzelhandelskonzept beigetragen. Damit werden die Vorhaben an der Wörpedorfer Straße ein Fall für den neuen Gemeinderat, der im Herbst erstmals zusammentritt und ganz anders aussehen könnte als der bisherige. Allerdings hat sich die Ortspolitik bislang durchweg zu dem Projekt bekannt, sodass man davon ausgehen kann, dass es realisiert wird.

Mit dem Fortzug von Edeka in einigen Jahren wird sich dann die Frage stellen, was aus dem bisherigen Standort wird. Viele Menschen im Ort hadern noch heute mit der leer stehenden Immobilie in der Speckmannstraße, in der einst ein NP-Markt angesiedelt war, und befürchten, dass der Fläche am Kreisel ein ähnliches Schicksal droht. Denn Lebensmittel, das legt das Einzelhandelskonzept fest, werden dort nicht mehr verkauft werden können.

Eher kein Drogeriemarkt

Die Gutachter schätzen auch die Chancen für einen Drogeriemarkt als schlecht ein, da die Einwohnerzahl im Einzugsgebiet zu gering ist. Auch ein Elektrofachmarkt komme kaum infrage, da es ein Geschäft aus diesem Segment im Ortskern bereits gibt. Denkbar sei eine Angebotserweiterung um einen niedrigpreisigen Modefachmarkt, auch ein Fahrradhändler, ein Blumenladen, ein Sportgeschäft, Autozubehör, Campingbedarf oder Heimwerkerzubehör und Zoobedarf hätten dort Chancen. Derartige Sortimente könnten von Spezialgeschäften angeboten werden, aber auch als Teilsortimente beispielsweise in einem Landhandel auftauchen.

Den Ausführungen zufolge ist es aber kaum vorstellbar, dass die aktuelle Edeka-Fläche auch künftig mit nur einem einzigen Anbieter belegt wird. Daher liefe es aller Voraussicht nach eher auf eine kleinteilige Gliederung hinaus. Das Gutachten sieht beispielsweise Potenzial für eine weitere Apotheke oder einen Hörgeräte-Akustiker. Die Entscheidung darüber obliegt dann aber vor allem dem Eigentümer. Die Möglichkeiten zur Einflussnahme, so heißt es aus dem Rathaus, seien in dieser Hinsicht begrenzt.

Info

Die Sitzung des Bau- und Planungsausschusses findet an diesem Donnerstag, 15. Juli, ab 19 Uhr in der Aula der IGS in der Speckmannstraße 13 statt. Die Verwaltung bittet um Anmeldung per Mail unter anmeldung@grasberg.de oder telefonisch unter 04208/ 91 75 12.

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