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Bente trommelt, Glasner entschuldigt sich Der Hammertyp von der Werder-Bank

Vor dem Spiel hatte es reichlich Ärger um den Lärm auf der Werder-Bank gegeben, später schlug Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner deutlich versöhnlichere Worte an. Auch ihm gefiel das ulkige Hämmern der Bremer.
08.06.2020, 08:29 Uhr
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Der Hammertyp von der Werder-Bank
Von Malte Bürger

Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus hatte die Pfeife nach dem Anpfiff noch nicht richtig aus dem Mund genommen, da ging es auch schon los. Ein dumpfer Trommelschlag nach dem anderen hallte durch das Weserstadion, auf der Wolfsburger Bank wanderten einige erschrockene Blicke in Richtung der Bremer Kollegen. Es war deutlich in den Augen der Spieler zu lesen, was sie sich in diesem Moment fragten: Wer um alles in der Welt sorgt dort für einen derartigen Krach? Und vor allem wie?

Die Antwort war schnell gefunden. Nicht etwa ein Werder-Profi tobte sich als Schlagzeuger aus, sondern Claas Bente. Der ist eigentlich für die gute körperliche Verfassung der Spieler zuständig, doch in diesen 90 Minuten ging der Physiotherapeut fremd. Sein Instrument war dabei durchaus skurril, Bente genügten ein simpler Metallkoffer und ein handelsüblicher Gummihammer, um für Aufsehen zu sorgen. Im normalen Bundesligaalltag wäre diese Kombination im Fanblock sicherlich nicht allzu gern gesehen worden, doch seit der Coronapause ist auch im Fußball nichts mehr normal. Werder ist kreativ und lärmt sich eindrucksvoll durch die Liga. Immerhin das.

Glasner rudert zurück

Nun waren die Nebengeräusche nicht überall gut angekommen. Zuletzt hatte sich Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner über das Bremer Bankverhalten und die Lautstärke beschwert, nach dem direkten Aufeinandertreffen hätte es nun nicht wirklich überrascht, wenn es erneut Kritik seinerseits gegeben hätte. Doch weit gefehlt, Glasner wählte einen komplett anderen Weg. „Das war absolut top heute, wie sich alle im Stadion verhalten haben“, sagte der Chefcoach des VfL. „Jeder hat mitgefiebert und wollte seine Mannschaft unterstützen. Das war aber absolut im fairen Bereich.“

Noch 48 Stunden zuvor klang der Österreicher ganz anders. "Gerade Werder Bremen hat während der Coronapause sehr häufig von Solidarität gesprochen. Deshalb wäre es jetzt auch ein Zeichen der Solidarität, die Atmosphäre in den Stadion nicht zu den eigenen Gunsten auszunutzen“, hatte er gesagt. Es war ein Vergleich, der an der Weser nicht wirklich gut ankam und Sportchef Frank Baumann kurz darauf auf den Plan rief. "Da wird etwas in Zusammenhang gebracht, was so nicht zusammenpasst. Dass wir uns für einen ligaweit einheitlichen Einstieg ins Mannschaftstraining ausgesprochen haben, war fair und legitim", sagte er. "Aber jetzt wollen wir Leidenschaft und Zusammenhalt durch die Ersatzspieler auf das Feld projizieren. Das zu kritisieren ist abenteuerlich und ein Stück weit absurd."

Wie im Amateurbereich

Und genau das sah wenig später wohl auch Oliver Glasner ein. „Wenn ich das im Vorfeld kritisch angesprochen habe, muss ich heute, wo ich es erlebt habe, sagen, dass es absolut fair und vorbildlich war“, sagte er. „Ich habe auch mit Frank Baumann und Florian Kohfeldt im Vorfeld gesprochen. Um das noch einmal klarzustellen: Ich denke, dass das Wort Solidarität hier wirklich nicht genau gepasst hat. Es war eher der Fairplay-Gedanke, den ich ansprechen wollte. Das habe ich beiden auch so gesagt.“

Der Wolfsburger Trainer sprach diese Worte nach dem Spiel ziemlich gelassen aus. Mit dem Sieg im Rücken hatte er ja auch keinen wirklichen Grund zur Erneuerung seiner Kritik. Ob es im Falle einer Niederlage anders gewesen wäre? Schwierig zu sagen. Der Lärmpegel in Werders kleinem Fanblock hat gegenüber den vorherigen Partien schließlich eher noch einmal zugenommen. Auch dank Claas Bente und dessen Gummihammer. Aber auch dank der Bremer Spieler, die weiter eifrig anfeuern und das Geschehen auf dem Platz mit allerlei Kommentaren garnieren, die so oder ähnlich auch auf den Bezirkssportanlagen dieses Landes zu hören sein könnten. Und das zeigt Wirkung. "Werder hat alles in die Waagschale geworfen, war aggressiv und hat eine brutale Stimmung von außen reingebracht", meinte Wolfsburgs Maximilian Arnold anerkennend. "Wenn die ganze Bank bei jeder Aktion aufspringt, ist das schon außergewöhnlich. Aber wir haben diesen Test bestanden.“ Und das war wirklich das einzige, was Werder an der neuen Geräuschkulisse nicht gefallen konnte.

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