Rems-Murr-Sport

Ringer beklagen Dopingvergehen und Rassismus

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In Heimkämpfen wir hier gegen Nürnberg wird Jello Krahmer (links) von den Schorndorfer Fans bejubelt. Doch im Auswärtskampf beim RSV Rotation Greiz soll der deutsche Kaderringer nun laut ASV rassistisch beleidigt worden sein. © ZVW/Danny Galm
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Ringen Deutsche Meisterschaften Frauen und Maenner
Strafe wegen verweigerter Dopingprobe? Der Greizer Martin Obst. © Kadir Caliskan
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ASV-Coach Sedat Sevsay. © Ralph Steinemann

Nach der 13:15-Pleite im Bundesliga-Kampf beim RSV Rotation Greiz hat der ASV Schorndorf Einspruch gegen den Einsatz eines Greizer Ringers eingelegt, gegen den wegen des Verdachts auf Dopingvergehen ermittelt wird. ASV-Coach und Vorstandsmitglied Sedat Sevsay beklagt auch rassistische Entgleisungen des Publikums.

Die Kommentare auf der Facebook-Seite des RSV Rotation Greiz zum Thema Einspruch sind eindeutig: Die Schorndorfer sind einfach ganz schlechte Verlierer. Ein am Sonntag unter der Überschrift „Ein Protest verdirbt den Ringkampfabend in Greiz“ erschienener Online-Artikel der Ostthüringer Zeitung (OTZ), auch auf der Vereinsseite veröffentlicht, zielt in dieselbe Richtung: „Die Greizer ärgerten sich zu Recht, dass ein packender Ringerabend so ein Ende nahm.“ Martin Obst, der einen Schultersieg über Zalik Sultanov gefeiert hatte, wird folgendermaßen zitiert: „Das ist doch alles Quatsch! Ich habe alle Kontrollen gemacht. Alle negativ.“ Nichts dran also am Vorwurf des ASV Schorndorf?Wie die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) auf Anfrage der ZVW-Sportredaktion bestätigt, gibt es tatsächlich ein laufendes Verfahren gegen Martin Obst. Laut Sevsay war das den Schorndorfern aufgrund ihrer Kontakte in der Ringerszene schon seit längerem bekannt. Obst, Freistil-Europameister von 2018 und amtierende Deutsche Meister, habe in diesem Jahr eine Dopingkontrolle verweigert. Im Artikel der OTZ liest sich das so: „Martin Obst soll die Kontrolleure früh um vier im Halbschlaf vom Hof gejagt, die Kontrolle aber am Mittag nachgeholt haben.“ Eine verweigerte Dopingprobe sei ein sogenannter „Missed Test“ und führe zu keiner Sperre. Das aber ist falsch.

Ein „Missed Test“ liegt nur dann vor, wenn die Kontrolleure einen Athleten nicht antreffen. Drei solcher Vorfälle führen zur Sperre. Ein verweigerter Dopingtest dagegen wird, so steht's auf der NADA-Homepage, behandelt wie ein Dopingfall. Die Strafe: „Bei einer einmaligen Verweigerung ist eine Sperre von vier Jahren vorgesehen, es sei denn, der Athlet weist nach, dass der Verstoß gegen Anti-Doping-Bestimmungen nicht absichtlich begangen wurde.“ Ob es eine Rolle spielt, wenn ein Dopingtest Stunden später doch noch zustande kommt, sollte rechtlich eigentlich festgelegt sein. Doch eine NADA-Sprecherin pocht darauf, dass in Deutschland immer die Einzelfallentscheidung gelte. Hat Obst jedoch tatsächlich die Kontrolleure „vom Hof gejagt“, wird ihm die Argumentation schwerfallen.

Sevsay verweist zudem darauf, dass Kontrolleure nicht morgens um vier an der Tür klopfen, sondern frühestens um sechs. Der Deutsche Ringer-Bund jedenfalls verzichte bei internationalen Wettkämpfen derzeit auf den Athleten. Warum Obst in der Bundesliga Südost bei Greiz weiterhin zum Einsatz kommt, ist dem ASV-Trainer schleierhaft. Ebenso, warum noch kein anderer Bundesliga-Club Einspruch gegen die Kämpfe des Ringers eingelegt hat.

Sevsay: Auch im Fall eines Sieges hätte der ASV Einspruch eingelegt

Die Anschuldigung, ein schäbiger Verlierer zu sein, der den Kampf nun am Grünen Tisch gewinnen will, weist Sevsay von sich. Er betont, der ASV hätte den Einspruch auch im Fall eines Sieges ins Protokoll eintragen lassen. „Ich möchte nicht, dass so ein Vergehen unter den Tisch gekehrt wird. Martin Obst wird in der Greizer Halle gefeiert wie ein Volksheld. Für mich ist es aber ein absolutes No-Go, wenn sich ein Sportler so einer Dopingprobe verweigert.“ Der ASV verfolge eine Null-Toleranz-Politik, die sich auch in den Athleten-Verträgen spiegle. „Wenn jemand dopt, ist das für uns ein riesiger Imageschaden. Wir behalten uns deshalb rechtliche Schritte vor.“

Was den Kampf in Greiz angeht, erhebt Sevsay schwere Vorwürfe: In der mit über 800 Zuschauern besetzten Ringerhalle sei das Schorndorfer Team „übelst beschimpft“ worden. Es habe sogar rassistische Entgleisungen gegenüber Athleten des ASV, darunter Sevsays Sohn Jello Krahmer (deutscher Kaderringer), gegeben. Dabei seien auch die Greizer mit einigen aus dem Ausland stammenden Sportlern angetreten.

Um, so Sevsay, die Stimmung nicht noch mehr anzuheizen, warteten die Schorndorfer nach dem Kampf ab, bis fast keine Zuschauer mehr in der Halle waren. Erst dann ließen sie ihren Einspruch gegen Obsts Einsatz ins Protokoll aufnehmen. Es wurde wieder hitzig „Auf mich und andere sind Handykameras gerichtet worden. Das war eine unangenehme Situation.“

Greizer Vorstandsmitglied: Es gab keine rassistischen Äußerungen

Ganz anders sieht die Sache Erhard Schmelzer. Das Vorstandsmitglied des RSV Rotation Greiz, früher selbst aktiver Ringer, sagt, er habe keinerlei rassistischen Äußerungen gehört. „Für mich war es ein äußerst vorbildlicher Kampf.“ Danach habe er sich freundschaftlich unter anderem mit dem Schorndorfer Ertugrul Agca unterhalten, dessen Vater er schon sehr lange kenne. „Die Ringer standen friedlich und ruhig rum. Das wäre doch anders gewesen, wenn sie beschimpft worden wären.“

Schmelzer kritisiert das Verhalten der Schorndorfer. Patrik Beck, Ausschussmitglied des ASV, habe nach dem Kampf alle vier Protokolle unterschrieben. Diese seien sofort in die Liga-Datenbank übertragen worden. Danach aber seien Sevsay und Beck noch einmal gekommen, um eine nachträgliche Änderung vorzunehmen und gegen den Kampf von Martin Obst Protest einzulegen. „Das fand ich äußerst befremdlich. Das geht gar nicht.“ Aber: „Ich habe sehr viel mit Moslems zu tun.“ Die „zwei Herren“ vom ASV habe er nicht ernstgenommen. Vor dem Kampf hätten die Schorndorfer wahrscheinlich gedacht, „jetzt werden wir gegen die blöden Ossis gewinnen, weil die ja nicht mal gegen Halbergmoos gesiegt haben“. Und weil das nicht geklappt habe, sei eben der Einspruch formuliert worden. Schmelzer sagt, von einem Verfahren gegen Martin Obst sei ihm nichts bekannt.


Nach der 13:15-Pleite im Bundesliga-Kampf beim RSV Rotation Greiz hat der ASV Schorndorf Einspruch gegen den Einsatz eines Greizer Ringers eingelegt, gegen den wegen des Verdachts auf Dopingvergehen ermittelt wird. ASV-Coach und Vorstandsmitglied Sedat Sevsay beklagt auch rassistische Entgleisungen des Publikums.

Die Kommentare auf der Facebook-Seite des RSV Rotation Greiz zum Thema Einspruch sind eindeutig: Die Schorndorfer sind einfach ganz