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Foto: Marcus Merk
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Waldemar N. beim Prozessauftakt: Er soll ein lesbisches Paar im Landkreis Augsburg bestialisch umgebracht haben.

Kreis Augsburg
04.10.2017

Angeklagter schweigt im Prozess um Doppelmord von Hirblingen

Von Holger Sabinsky-Wolf

Waldemar N. soll ein lesbisches Paar im Landkreis Augsburg bestialisch umgebracht haben. Zum Prozessauftakt sagt er nichts. Wer ist dieser Mann?

Waldemar N. ist kleiner als erwartet. Er trägt einen engen grauen Pulli, durch den sich ein kräftiger Brustkorb abzeichnet. Er ist weder an Händen noch an Füßen gefesselt, als er von zwei Polizisten in den Schwurgerichtssaal geführt wird. Der 31-Jährige ist im Gesicht schmaler und kantiger als auf ein Jahr alten Facebook-Fotos. Wahrscheinlich sind es die äußerlich sichtbaren Zeichen einer bereits neun Monate dauernden Untersuchungshaft.

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Denn Waldemar N. soll im Dezember 2016 im Gersthofer Ortsteil Hirblingen seine beiden Nachbarinnen auf bestialische Weise ermordet haben. Laut Anklage ging er eines Morgens nach seiner Nachtschicht mit zwei langen Küchenmessern bewaffnet zu dem lesbischen Paar hinüber. Mit Dutzenden, teils bis zu 25 Zentimeter tiefen Stichen, soll er Elke W. und Beate N. regelrecht niedergemetzelt haben. Als Motiv vermuten die Ermittler Habgier.

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Verteidiger Walter Rubach (rechts): "Herr N. wird keinen Angaben machen, weder zur Sache, noch zur Person."

Der in Kasachstan geborene Waldemar N. soll rund 130.000 Euro Schulden gehabt haben und seinen Dispokredit jeden Monat überzogen haben. Zugang zu dem Haus der beiden Nachbarinnen soll er sich mit deren Hausschlüssel verschafft haben. Seine Mutter war mit den Nachbarinnen befreundet. Sie goss die Pflanzen und fütterte die Katze, wenn die Frauen mehrere Male im Jahr in den Urlaub fuhren.

Doppelmord von Hirblingen: Polizei findet Leichen erst Tage später

Die Leichen der Opfer soll N. in Schlafsäcke gewickelt, mit deren eigenem Auto wegtransportiert und am Flüsschen Schmutter vergraben haben. Sie wurden erst nach mehreren Tagen und einer groß angelegten Suchaktion gefunden.

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Am Mittwoch hat der Prozess gegen Waldemar N. begonnen.

Soweit die Thesen der Ermittler, die sich auf eine ganze Reihe handfester Indizien wie DNA-Spuren stützen können. Der Angeklagte selbst aber zeigt sich verschlossen wie eine Auster. Gerade seinen Vornamen, sein Geburtsdatum und seinen Beruf nennt er am Mittwochvormittag zu Beginn des Prozesses. Dann ist Schluss. Sein Verteidiger Walter Rubach sagt: "Herr N. wird keinen Angaben machen, weder zur Sache, noch zur Person."

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Dem Augsburger Schwurgericht unter Vorsitz von Susanne Riedel-Mitterwieser steht damit ein aufwendiger Indizienprozess bevor. 16 Verhandlungstage sind angesetzt. Das Urteil könnte Anfang Dezember fallen. Als klar ist, dass der Angeklagte nichts zur Klärung des grausamen Verbrechens beitragen will, steigt das Gericht gleich in die Beweisaufnahme ein.

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Waldemar N. beim Prozessauftakt: Er soll ein lesbisches Paar im Landkreis Augsburg bestialisch umgebracht haben.

Als erstes sagen zwei Schwestern von Elke W. aus. Sie berichten, dass das lesbische Paar ein angenehmes, finanziell sorgenfreies Leben geführt hat. Beate N. habe vor einigen Jahren eine größere Erbschaft gemacht. Mehrmals im Jahr seien sie in den Urlaub gefahren. Über ihr Hobby, das Akkordeon spielen, hätten sie viele Freunde gefunden. Eine der Frauen war auch als erste im Haus, nachdem die Frauen vermisst wurden. Sie berichtet, es sei alles aufgeräumt gewesen. Das Auto stand in der Garage. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, dass Beate N. und Elke W. Opfer eines Gewaltverbrechens geworden waren. Als ungewöhnlich bezeichnet eine der Zeuginnen, dass ihre Schwester in ihrem Portemonnaie keine Geldscheine gehabt habe.

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