Traumhaftes Klangerlebnis in traumhafter Kulisse
Das Orchester Mozartsolisten brilliert im Ichenhauser Schlosshof nicht nur mit Vivaldi.
Ein Sommernachtskonzert von exquisitem Niveau durften die zahlreichen Besucher auf dem Ichenhauser Schlossplatz erleben. Dank Thomas Seitz, Trompeter und Dozent am Leopold- Mozart-Zentrum (LMZ) Augsburg, konzertierten die Mozartsolisten, das die besten Studenten und Professoren des LMZ in einem Kammerorchester vereinigt, mit einem ebenso anspruchsvollen wie begeisternden Programm in Ichenhausen. Mit Vivaldi und Stamitz (18. Jahrhundert), Grieg und Williams (19. und 20. Jahrhundert) boten die virtuosen Musiker eine spannende Reise durch die Musikstile.
Der erste Satz aus Antonio Vivaldis „Frühling“ als Auftakt machte sofort klar: Hier wird auf höchstem Niveau gespielt. Die allgemein bekannte Komposition wurde von Orchester und der Violinsolistin Senta Kramer, Konzertmeisterin der Münchner Kammeroper und Dozentin am LMZ, so wunderbar klar und akzentuiert interpretiert, dass sich den Zuhörern ganz neue Tiefen und Raffinessen des Stückes eröffneten. Der Frühling, in dem Vivaldi gleichsam einen Spaziergang durch die erwachte Natur macht, vorbei an murmelnden Quellen, von sanften Winden umstreichelt, die sich urplötzlich zum Sturm aufbrausen.
Auch die drückende Hitze, die Vivaldis „Sommer“ zum Ausdruck bringt, machten die Musiker trotz kühler Witterung erfahrbar. Die ging Hand in Hand mit dem von Vivaldi intendierten eisigen Nordwind, den die Konzertbesucher als Hörerlebnis und konkrete Erfahrung spürten. Der Sommer des Barockkomponisten sprüht vor Dramatik und Emotion. Und vor der Umsetzung der Natur in Hörbilder. So exakt gaben die Mozartsolisten und Senta Kraemer die Intension des Komponisten wieder, dass der Vogelgesang nicht nur von den Menschen erkennbar war. Wohl auch die Tauben und Amseln verstanden Vivaldis Komposition und gaben von den umliegenden Dächern fröhlich Antwort.
250 Jahre altes Instrument
Noch einmal konnten die Besucher Vivaldi genießen: Nach der Pause brillierten im Konzert für zwei Violoncelli die Cello-Dozentin Hyun-Jung Berger und Andreas Schmalhofer, der derzeit auf einem 250 Jahre alten neapolitanischen Instrument spielt. Mit ihrem Spiel voller Harmonie und bravouröser Virtuosität spielten sie sich in die Herzen der begeisterten Zuhörer.
Der frisch ernannte Professor für Klarinette, Georg Arzberger, bildete mit seinem Instrument eine Einheit. Sie scheint eine verlängerte Stimme des Künstlers zu sein, wenn er seine Klarinette zum Singen bringt. Scheinbar mühelos brillierte er in atemberaubend langen Passagen, mit denen der Komponist Johann Stamitz das wohl älteste Klarinettenkonzert überhaupt zu einem Hort an Klangvielfalt, musikalischen Herausforderungen und melodischer Figuren. Auch mit seinem zweiten Solopart, der Zugabe, in der Arzberger Robert Schumanns Abendlied zum Besten gab, faszinierte der Virtuose. Ein zeitgenössisches Stück interpretierte der Stipendiat Nico Franz: Mit der Filmmusik zu „Schindlers Liste“, komponiert 1993 von John Williams, wusste der 21-Jährige zu überzeugen.
Schließlich stellten die großartigen Solokünstler des Abends unter Beweis, dass sie sich auch voller Harmonie in das Miteinander des Orchesters Mozartsolisten einfügen können. Unter der Leitung von Thomas Seitz interpretierten sie Edvard Griegs „Holbein Suite“, in der der norwegische Komponist zur Ehre des 200. Geburtstags des Dramaturgen alten Tänzen in fünf Sätzen neues Leben einhaucht.
Mit viel Applaus ging das Konzert im Schlosshof bei inzwischen abendlicher Beleuchtung zu Ende. Das zu Beginn von Bürgermeister Robert Strobel erhoffte „traumhafte Konzerterlebnis“ in einer traumhaften Kulisse hatte sich rundum erfüllt.