Brasilianischer Erstligist stürzt mit Flugzeug ab: „Wenn ich heute sterbe, sterbe ich glücklich“

+++ Der Trainer AF Chapecoense über den Finaleinzug +++ Der südamerikanische Fußballverband sagt Endspiel ab +++ Video zeigt die Fußballer kurz vor dem Abflug +++

Sao Paulo (Brasilien) – Der AF Chapecoense stand im Finale der Copa Sudamericana. Als sich das Team am Freitag für das Finale qualifizierte, sagte Trainer Caio Junior: „Wenn ich heute sterbe, sterbe ich glücklich.“ Nur wenige Tage später sind er und die meisten seiner Spieler tot – gestorben bei einem Flugzeugabsturz.

Es waren Worte, die Caio Junior, laut südamerikanischen Medien, voller Euphorie nach dem 0:0 im Halbfinal-Rückspiel gegen CA San Lorenzo de Almagro aus Argentinien sagte. Worte, die durch das Flugzeugunglück eine neue, traurige Bedeutung bekommen. Bereits das Hinspiel hatte unentschieden geendet, 1:1. Durch die Auswärtstorregel stand Chapecoense nun im Endspiel.

Caio Junior hatte das Team im Sommer diesen Jahres übernommen, den brasilianischen Mittelklasse-Klub ins Finale des zweitwichtigsten Vereinswettbewerbs Südamerikas (vergleichbar mit der Europa League) geführt.

Nach der Flugzeug-Tragödie, bei der über 70 Menschen starben, wurde das Finale der Copa Sudamericana abgesagt. „Es ist ein trauriger Tag für den Fußball“, sagte der Präsident des kolumbianischen Vereins Atlético, Juan Carlos de la Cuesta.

Spieler trainierte bei Bundesligisten

Unter den Opfern befindet sich laut eines Statements von Bundesligist 1899 Hoffenheim auch Matheus Biteco. Der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler absolvierte im Kraichgau Anfang des Jahres ein Reha- und Aufbautraining und trainierte mit der U23 des Vereins.

„In Gedanken sind wir bei der Familie und den Freunden von Matheus sowie bei allen von der Katastrophe Betroffenen“, schrieb die TSG, bei der zudem Bitecos Bruder Guilherme (22) drei Jahre lang unter Vertrag gestanden hatte.

Video kurz vor dem Abflug

Ein Video zeigt die Mannschaft aus Chapecó am Flughafen Guarulhos in Sao Paulo, Brasilien. Die Spieler des brasilianischen Erstligisten AF Chapecoense stehen in der Abflughalle, sie haben ihre Rollkoffer dabei, die Rucksäcke geschultert, unterhalten sich. Ihr Ziel: Medellín, Kolumbien, zum größten Spiel ihrer Club-Geschichte. Die Stimmung ist entspannt.

Ein Vereinsmitglied streamt die Szenen live auf seiner Facebook-Seite, schreibt in einem Post: „Möge Gott unsere Sportler, Vereinsmitglieder, Journalisten und die anderen Gäste, die mit unserer Delegation reisen, begleiten.“ Wenige Stunden später stürzt die Charter-Maschine ab.

Flughafen-Aufnahmen der SpielerBrasilien-Team stürzt über Kolumbien ab

Quelle: BILD

Das Erreichen dieses Endspiels war der bisher größte internationale Triumph in der Klub-Geschichte von Chapecoense. Die Copa Sudamericana ist der zweithöchste Vereinswettbewerb in Südamerika, vergleichbar mit der Europa League bei uns.

Was muss man über Chapecoense wissen?

 

► Heimatort ist die Stadt Chapecó (180 000 Einwohner) im Süden Brasiliens.

► Chapecoense ist ein klassischer brasilianischer Mittelklasse-Klub. Kurz vor Saisonende steht er auf Platz 9 der Liga. Gesamt-Marktwert des Kaders laut transfermarkt.de: 24,5 Millionen Euro. In Deutschland vergleichbar mit dem SV Darmstadt. 

► Im Kader stehen fast nur brasilianische Spieler und kein aktueller A-Nationalspieler.

Cléber Santana (35) ist der in Europa vielleicht bekannteste Profi. Der Mittelfeld-Spieler wechselte 2007 für 8 Millionen Euro aus Brasilien zu Spanien-Top-Klub Atlético Madrid. Dort konnte er sich aber nie richtig durchsetzen, kehrte nach einer Leihstation auf Mallorca 2010 zurück in seine Heimat.

► Deutschlands Ex-Nationalspieler Paulo Rink (43/13 Länderspiele) spielte zu Beginn seiner Karriere 1994 ein Jahr für Chapecoense.

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