Highlander – Zum Jubiläum in restaurierter Fassung

04.08.2016 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Christopher Lambert in und als HighlanderStudioCanal
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Highlander ist zweifellos einer der stilbildenden Filme seiner Dekade. Zum 30-jährigen Jubiläum wird das Fantasy-Epos jetzt erstmals in einer 4K-restaurierten Fassung veröffentlicht. Wir feiern den Klassiker und verlosen DVDs und Blu-rays.

Unsterbliche Männer, die sich seit Jahrtausenden im Geheimen duellieren – von dieser markigen Prämisse zeigten wir uns als Knirpse schwer beeindruckt. Wir waren zu jung, um den Film sehen zu dürfen, aber alt genug, seine Idee spielerisch aufzugreifen. "Es kann nur einen geben", den wunderbar bedeutungsschwangeren Untertitel zu Highlander, hielten wir für eine Kampfansage, die bedrohlicher nicht hätte sein können. Ihr erwidern ließ sich allenfalls die imposante (aus anderen Quellen zusammengeschusterte) Verkündung, man habe "die absolute Macht", um das Rumrabauken auf dem Schulhof in ein gleiches Kräfteverhältnis zu setzen. Wir spielten mit Stöcken, die zu Schwertern wurden, und gegen Freunde, die wir einen Moment lang zu Todfeinden erklärten. Am Ende, wenn der Gegner simulierend zu Boden ging, weil er seinen Kopf verloren hatte, halfen wir uns gegenseitig auf und beschlossen, dass es sehr wohl mehr als nur einen geben könne. Und dass wir letztlich irgendwie alle die Macht besäßen.

Männer, die sich selbst suchen: Ramirez und MacLeod.

Jetzt, da ich Highlander nach vielen Jahren erneut gesehen habe, finde ich es amüsant, wie naiv wir seine freilich höchst barbarische Idee in ein präpotentes Spiel übersetzten und dem ungesehenen Film als Kinder dabei sogar sehr nahe kamen. Schließlich erzählt er von Männern (und tatsächlich allein von ihnen), die zwar alle Zeit überdauern, aber doch nur ewige Jungs bleiben können: Sie wandeln auf Erden in der Hoffnung, zum Letzten der Unsterblichen zu werden, und sie verwenden alle Kraft darauf, ihresgleichen zu besiegen. Im Kern geht es dabei um ein Spiel, dessen Gewinner sowohl Wissen als auch Macht seiner enthaupteten Gegner erlangt, um die Geschicke der Menschheit zum Guten wie schlimmstenfalls zum Schlechten wenden zu können. Dass dieser Größenwahn zwangsläufig an frühviriles Schulhofgebaren erinnert, scheint auch der Film selbst zu wissen. Vergnügen bereitet dabei insbesondere sein von Clancy Brown hemmungslos changierend gespielter Bösewicht.

Dieser Bösewicht heißt The Kurgan und ist natürlich ein ganz besonders finsterer Geselle. Während der Rückblenden ins Schottland des mittleren 16. Jahrhunderts trägt er Totenköpfe, Tierfell und andere Fummel. Durch die Gegenwartshandlung des Jahres 1985 wiederum spaziert er als aufgedrehter, mit Nietenbändern gekleideter Punk (oder so, wie man sich damals eben Punks im Kino vorstellte). Auch sein jahrhundertealter Gegenspieler Connor MacLeod (Christopher Lambert) hat die Schottenröcke abgelegt und sich im New York der Gegenwart eine New-Age-Designerwohnung gemietet, die über einem schönen Antiquariat liegt. Dort handelt MacLeod mit wehmütigen Reliquien einer für ihn nicht allzu fernen Zeit und wird vom Film als romantischer Kontrast zum zerstörungswütigen Kurgan positioniert. Der eine liebt es zu töten, der andere quält sich mit dieser Bürde lebensmüde ab. Die unendliche Tristesse des Unsterblichseins scheint in Highlander dem Vampirmythos im Allgemeinen und Anne Rices stilbildender Vampirchronik im Besonderen entliehen.

The Kurgan

Dass Frauen im Leben dieser ewigen Jungs nur eine untergeordnete Rolle spielen können, hat zweierlei Gründe: Ansehen zu müssen, wie alternde Geliebte früher oder später ihren unsterblichen Beschützern verloren gehen, macht ein Leben in Isolation unausweichlich, und die ständige Bedrohung durch andere Mitspieler vereitelt familiäre Harmonie ohnehin. Daraus ergibt sich eine unmissverständliche Homoerotik, die Highlander freilich nur andeutet. Auf dem Polizeirevier, wo MacLeod der Enthauptung eines Gegners in einer Tiefgarage bezichtigt wird, fragt man ihn, ob er schwul sei (im Original weniger schmeichelhaft: "Are you a faggot?"). Lässig erwidert er dem Polizisten, dass dieser vielleicht nur "ein hübsches Stück Arsch" suche. Tatsächlich erinnert das gegenseitige Aufspüren der verbliebenen Unsterblichen an geheimen, meist urigen Orten an schwules Cruising. Die 1992 produzierte TV-Serie zum Film hat diese Lesart noch verstärkt, wenn die Unsterblichen die Anwesenheit ihresgleichen schon beim Betreten eines Raums spüren – und ihnen vielsagende Blicke zuwerfen.

Highlander macht sich daraus möglicherweise einen Spaß, so wie sich diese im Grunde tieftraurige Geschichte überhaupt der grellsten Mittel bedient, um sie vergnüglich zu erzählen. Vor allem die Musik von Queen nutzt der frühere Videoclip-Regisseur Russell Mulcahy für einen visuell- und tonästhetischen Anachronismus, der die 1980er-Jahre filmisch definiert wie kaum ein anderer (da kann es also vielleicht doch nur einen geben). Seinen spezifischen Reiz bezieht der Film gerade aus allem, was man heute "dated" finden mag – aus großen Sonnenbrillen, in denen sich Schwertkämpfe spiegeln, aus einer mittelalterlichen Schlacht, die wie eine Großraumdisko ausgeleuchtet scheint, oder auch aus einem Schlusskampf vor gigantischer Neonreklame, für den Mulcahy noch einmal kräftig die Nebelmaschinen anwirft. Ganz so eindrücklich ging es bei uns auf dem Schulhof damals nicht zu, aber in unseren Köpfen sahen diese Duelle ähnlich spektakulär aus. Gegen diese Fantasien macht Highlander auch 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung noch eine verdammt gute Figur.

Die 4K-restaurierte Neuveröffentlichung von Highlander erscheint am 04.08.2016 auf DVD und Blu-ray.

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