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Grasski-WM: Wo gut geschmiert schon halb gewonnen ist

Medaillenflut bei einer Ski-WM für Österreich - und trotzdem bleiben alle ruhig: Das ist die Grasski-WM in Kaprun - seit Freitag auch mit Gold für eine Salzburgerin.

Erst waschen, dann gut ölen: Auch im Grasski zählt das Material.
Erst waschen, dann gut ölen: Auch im Grasski zählt das Material.
Jacqueline Gerlach gewann Gold im Slalom.
Jacqueline Gerlach gewann Gold im Slalom.

Jacqueline Gerlach ist die beste Grasski-Läuferin Salzburgs. Das kann man felsenfest behaupten, ohne sich in Diskussionen zu verstricken - denn die 26-Jährige ist zugleich auch die einzige Salzburgerin, die diesen Sport ausübt.

Dass sie fortan auch die Weltbeste ist, das darf sie seit dem gestrigen Slalom behaupten: Gerlach gewann im WM-Slalom ihre erste Gold medaille, 0,01 Sekunden vor der japanischen Seriensiegerin Chisaki Maeda. "Eine Goldene war immer mein Traum - und dass das jetzt sogar in Salzburg passiert, ist fantastisch", meinte sie, ehe sie von (Alpin-)Weltmeister Michael Walchhofer umarmt wurde.

Hätte die junge Faistenauerin Alpinski an den Beinen gehabt, würde ihre finanzielle Basis in den nächsten Jahren wohl komplett anders aussehen. So aber wird sie wohl weiter ihrem Brotberuf als Fliesenlegerin im Betrieb ihres Vaters nachgehen. Aber sie nimmt das recht gelassen: "Das Fliesenlegen ist zwar eine anstrengende Arbeit, aber es hat auch einen kleinen Vorteil: Man spart sich schon viel Zeit im Fit nesscenter."

Die Preisgelder sind recht übersichtlich: Bei der WM gibt es gar nichts, im Weltcup 270 Euro für einen Sieg. Mit zwei Weltcupsiegen kann man sich ein Paar Grasski leisten, denn die kosten rund 500 Euro. Und die muss sich auch die Welt elite selbst bezahlen. Darum ist man froh, dass man nun künftig auf den Ski-Rollen werben darf - "Professionalisierung light" à la Grasski.

Dass die Rollenski weniger Zuwendung als Alpinski bräuchten, das darf man getrost verneinen. Zwischen den Durchgängen in Ka prun konnte man am gestrigen Freitag die Läufer beim peniblen Putzen und dann beim Einölen bewundern. Gut geschmiert ist hier schon halb gewonnen.

Walchhofer selbst hat sich kürzlich auch als Grasski-Läufer versucht und er bricht eine Lanze für die Läufer. "Das ist gar nicht leicht und es wäre ein gutes Sommertraining im Juniorenbereich für die Alpinen, denn man muss ziemlich mittig über dem Ski stehen." Warum wird das dann so selten gemacht? "Weil es doch ein sehr hohes Verletzungsrisiko mit sich bringt. Ein Sturz ist nicht ohne", sagt er, bevor er dem nächsten österreichischen Weltmeister gratuliert: Nur eine Stunde nach Jacqueline Gerlach verteidigt der 34-jährige Burgenländer Michael Stocker seinen Slalom-WM-Titel. "Auf Alpinski bin ich aber immer noch schneller als er", sagt Walchhofer und klärt auf: Stocker ist quasi "Doppelgänger", im Sommer Grasski-Läufer und im Winter Alpin-Skitrainer im Burgenland. Stocker gewann vor dem Tschechen Jan Gardavský und dem Tiroler Hannes Angerer.

Apropos Burgenland: Im Unterschied zum Alpinski ist das östliche Bundesland im Grasski eine Hochburg. "Das hat mit unserem Ski-Zentrum Rettenbach bei Bad Tatzmannsdorf zu tun", klärt uns die burgenländische Fachreferentin ganz stolz auf. Burgenland und ein Ski-Zentrum, wie kommt das? "Ganz einfach", sagt die Dame, "irgendwann haben s' bei uns die Schneekanonen verkauft und seitdem fahren wir halt im Sommer Grasski."

Vielleicht werden die Burgenländer ja noch echte Trendsetter …

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