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Hype auf Instagram Gärtner schließen Sonnenblumenfarm für Selfie-Jäger

Eine kanadische Gärtnerei lockt seit Jahren Fotografen mit einem leuchtend gelben Sonnenblumenfeld als Kulisse. In diesem Sommer wurden die Bilder zu Klickhits bei Instagram - bis die Lage eskalierte.
Sonnenblumenfeld (Symbolbild)

Sonnenblumenfeld (Symbolbild)

Foto: ERIC CABANIS/ AFP

Auf der Jagd nach dem perfekten Instagram-Foto hat eine Fotografenhorde am vergangenen Wochenende offenbar die Sonnenblumenfarm einer Familie in Kanada gestürmt. Das Chaos auf dem Feld war so groß, dass die Polizei die Gärtner dazu gezwungen hat, allen Selfie-Jägern den Zutritt zu verbieten.

Bei Facebook teilten die Landwirte am vergangenen Sonntag mit, man habe einen Anruf von der örtlichen Polizei bekommen . Die Beamten hätten der Familie verboten, weiterhin Besucher die Sonnenblumen fotografieren zu lassen. "Es wird nicht mehr erlaubt sein, sich Sonnenblumen anzuschauen oder zu fotografieren", heißt es in dem Beitrag.

Mitte Juli sah es noch ganz anders aus auf dem Hof. Die Betreiber forderten die Besucher bei Facebook sogar dazu auf, die Blumen bei einem Besuch zu fotografieren. Für 7,50 Dollar (etwa sechs Euro) durften Gäste durch das gelbe Blumenfeld streunen und sich inmitten der Sonnenblumen ablichten. Die Familie hatte sich mit dem Eintritt auch in den vergangenen Jahren immer wieder ihr Einkommen aufgebessert, das sie ansonsten mit dem Verkauf von Saatgut und Vogelfutter verdient.

Sonnenblumenbilder werden zu Klickhits

Am 20. Juli hatten die Farmer den Betrieb für Selfie-Jäger geöffnet. Zu dieser Zeit hatten die ersten Blumen ihre Blüten geöffnet. Eine Woche lang ging alles gut, ein paar Hundert Gäste waren zu Besuch. Auch bei Instagram hielt sich die Anzahl der Bilder von dem Hof noch in Grenzen. Doch dann wurden einige Sonnenblumenfotos in den sozialen Medien zu Klickhits, unter anderem das Instagram-Foto der YouTube-Künstlerin Karen Ip.

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Fruitypoppin, wie sich Karen Ip im Netz nennt, veröffentlichte ein Bild von sich, auf dem sie mit hinter dem Kopf verschränkten Armen im Feld steht. Ihren rund 1,3 Millionen Followern gefiel das. Mehr als 200.000 Likes bekam ihr Foto. Der Schnappschuss wurde bei Twitter und Instagram auch ihr neues Profilbild.

Einen Tag später begann der Ansturm. Laut einem Bericht der kanadischen Tageszeitung "The Globe and Mail"  kamen am vergangenen Samstag scharenweise Menschen aus allen Richtungen auf das Grundstück. Die Besucher ignorierten angeblich das Personal, stürmten auf das Feld und überrannten die Farm förmlich. "Ich kann es nur wie eine Zombie-Apokalypse beschreiben", wird der Sohn der Farmerfamilie in dem Bericht zitiert.

Die Fotografen strömten aus dem Umland und der rund 70 Kilometer entfernten Millionenstadt Toronto herbei, um sich im Blumenmeer abzulichten.

4000 Bilder zum Stichwort "Bogle Seeds"

Die 300 Parkplätze reichten nicht aus, die Polizei zählte 7000 Fahrzeuge, die teilweise kilometerweit entfernt abgestellt wurden. Um die Lage unter Kontrolle zu bringen, sperrten die Beamten die Straßen rund um die Gärtnerei ab und ließen keine Besucher mehr durch. Auf der Homepage des Unternehmens heißt es, das Feld stehe nicht mehr als Fotokulisse zur Verfügung , Vogelfutter und Samen würden aber weiterhin verkauft.

Erst Anfang der Woche ebbte der Besucherstrom langsam ab. Doch weiterhin versuchten Instagrammer, mit Selfiesticks auf das Feld zu gelangen. Laut "The Globe and Mail" verbrachte der Familienvater den ganzen Tag nach dem Ansturm damit, Besucher zu verscheuchen und musste sich dabei auch Pöbeleien gefallen lassen.

Noch immer tauchen bei Instagram zahlreiche Fotos aus dem Sonnenblumenmeer auf, insgesamt sind es mittlerweile rund 4000 Bilder zum Stichwort "Bogle Seeds". Auf den Fotos zeigen sich die Besucher dabei, wie sie an Blumen schnuppern, gedankenverloren in die Ferne blicken und sich zwischen den Pflanzenstängeln räkeln. Einige Influencer nutzen die Kulisse als Werbeplattform und halten Parfümflakons in die Kamera. Doch die Bilderflut wird wohl bald wieder abebben. Denn die Sonnenblumen blühen nach Angaben der Farmbetreiber in der Regel nur zwei Wochen lang.