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Attacke in Ansbach 27-Jähriger tötet sich in Menschenmenge mit Sprengsatz

Die Explosion am Eingang eines Musikfestivals in Ansbach ist laut Bayerns Innenminister vorsätzlich herbeigeführt worden. Der 27-jährige Tatverdächtige aus Syrien kam dabei ums Leben - viele Menschen wurden verletzt.
Der schnelle Überblick

• Mohammad Daleel, 27, hat am Sonntagabend bei einem Musikfestival im fränkischen Ansbach eine Splitterbombe gezündet und sich damit selbst getötet.

• 15 Personen wurden verletzt, vier von ihnen schwer.

• Der Syrer Daleel hatte 2014 Asyl in Deutschland beantragt, der Antrag wurde abgelehnt. Er lebte mit einer Duldung in Ansbach.

• Ein Video auf Daleels Handy zeigt einen Vermummten, der Daleel sein soll. Er droht mit einem Anschlag "im Namen Allahs" und bekennt sich zum "Islamischen Staat".

• Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen wegen Terrorverdachts an sich gezogen.

Ein 27-jähriger Mann hat am Sonntagabend bei einem Musikfestival im fränkischen Ansbach einen Sprengsatz gezündet und sich damit selbst getötet. Das teilte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann in der Nacht zum Montag auf einer Pressekonferenz mit.

Etwa ein Dutzend Menschen wurde verletzt. Nach jetzigem Stand befinde sich niemand in Lebensgefahr, sagte Herrmann weiter. Der CSU-Politiker war in der Nacht aus Berlin an den Tatort gereist.

Die Explosion ereignete sich demnach um 22.10 Uhr im Eingangsbereich des Veranstaltungsortes in der Ansbacher Innenstadt. Dort sollte ein Konzert im Rahmen des Musikfestivals Ansbach Open 2016 stattfinden.

Der Tatverdächtige hatte laut dem Nürnberger Polizeivizepräsidenten Roman Fertinger versucht, auf das Festivalgelände zu gelangen. Er sei aber zurückgewiesen worden, weil er keine Eintrittskarte hatte.

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Bayern: Anschlag in Ansbach

Foto: Daniel Karmann/ dpa

Der 27-Jährige habe den Sprengsatz in einem Rucksack gehabt. "Wenn er mit dem Rucksack in die Veranstaltung gelangt wäre, hätte es bestimmt mehr Opfer gegeben", sagte Fertinger. Das Festival wurde nach der Explosion abgebrochen, rund 2000 Besucher verließen den Veranstaltungsort.

Der Tatverdächtige war polizeibekannt

Das Motiv des Tatverdächtigen sei noch unklar, so der Innenminister. Der Mann sei bereits strafrechtlich in Erscheinung getreten, und zwar wegen Drogen- und Nötigungsdelikten. Außerdem habe er schon zweimal versucht, sich das Leben zu nehmen und sei deswegen in psychiatrischer Behandlung gewesen. Es müsse ermittelt werden, ob er nur sich oder auch andere Menschen mit in den Tod nehmen wollte. Inwieweit die Tat islamistischem Terror zuzuordnen sei, müssten die Ermittlungen zeigen, so Herrmann.

Nach der Pressekonferenz sagte er aber vor Journalisten, er halte es für wahrscheinlich, dass der Anschlag das Werk eines islamistischen Selbstmordattentäters war. "Meine persönliche Einschätzung ist, dass ich es leider für sehr naheliegend halte, dass hier ein echter islamistischer Selbstmordanschlag stattgefunden hat."

Der 27-Jährige sei nach dem derzeitigen Ermittlungsstand ein Mann aus Syrien, der vor zwei Jahren Asyl in Deutschland beantragt habe. Der Antrag sei vor einem Jahr abgelehnt worden, so Herrmann. Der Mann lebte mit einer Duldung in Ansbach, in das Bürgerkriegsland wird in der Regel nicht abgeschoben. Der Grund für die Ablehnung ist laut Herrmann noch unbekannt. Dies soll im Laufe des Tages mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geklärt werden.

Die Ermittler haben bei dem Tatverdächtigen ein Handy gefunden. Das werde derzeit von Spezialisten untersucht, sagte Polizeivizepräsident Fertinger.

550 Polizei- und Rettungskräfte im Einsatz

In der Ansbacher Innenstadt war nach der Explosion Panik ausgebrochen. Die komplette Altstadt wurde abgeriegelt, Anwohner konnten nicht zurück in ihre Häuser.

In der Nacht hatte das Präsidium Nürnberg 200 Polizeikräfte aus ganz Mittelfranken zusammengezogen. Feuerwehr und Rettungsdienste waren mit 350 Personen im Einsatz. Das 40.000 Einwohner zählende Ansbach liegt rund 40 Kilometer südwestlich von Nürnberg.

Herrmann sagte, es sei leider ein weiterer schlimmer Anschlag, der gerade die Besorgnis der Menschen weiter verstärken dürfte. Daher sei eine restlose Aufklärung der Tat wichtig, um das Vertrauen in den Rechtsstaat wieder herstellen zu können.

Am Montagabend hatte ein 17-Jähriger in einer Regionalbahn in Würzburg Menschen mit einer Axt angegriffen und schwer verletzt. Am Freitagabend war ein 18-Jähriger in München Amok gelaufen, mehrere Menschen starben, viele wurden verletzt.

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sun/dpa/Reuters
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