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Amnesty-Jahresbericht zu Hinrichtungen Die schlimmsten Staaten

Mindestens 993 Menschen sind 2017 hingerichtet worden - mehr als die Hälfte davon in Iran. Ein anderer Staat macht laut Amnesty International ein großes Geheimnis aus der Zahl der vollstreckten Todesurteile.
Hinrichtung in Iran (Archiv)

Hinrichtung in Iran (Archiv)

Foto: Hamideh Shafieeha/ AP

Sie wurden enthauptet, erhängt, erschossen oder starben durch eine tödliche Injektion: Mindestens 993 Menschen sind laut Amnesty International im vergangenen Jahr weltweit hingerichtet worden. Das geht aus dem nun veröffentlichten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation hervor. Damit gab es 39 dokumentierte Fälle weniger als 2016.

Allerdings ist es unmöglich zu sagen, ob die Hinrichtungszahlen tatsächlich gesunken sind. Denn aus manchen Staaten sind Informationen gar nicht oder nur bruchstückhaft zu bekommen. Das liegt vor allem an China, das keine offiziellen Angaben macht.

In der Volksrepublik werden Schätzungen zufolge mehr Todesurteile vollstreckt als im Rest der Welt zusammen. Es sei davon auszugehen, dass in China die Todesstrafe weiterhin "tausendfach verhängt und vollstreckt wird", teilte Amnesty mit. Die Daten über die Anwendung der Todesstrafe würden jedoch als Staatsgeheimnis eingestuft. Der Bericht stützt sich deshalb etwa auf Aussagen von Wissenschaftlern.

Der Amnesty-Report dokumentiert für das Jahr 2017 Exekutionen in 23 Ländern. 84 Prozent der Hinrichtungen fanden demnach in nur vier Staaten statt:

  • Iran (mindestens 507)
  • Saudi-Arabien (146)
  • Irak (mindestens 125)
  • Pakistan (mindestens 60)

In Iran waren dem Bericht zufolge mindestens fünf der Getöteten zur Tatzeit minderjährig.

Weniger Todesurteile

Laut der Statistik sank die Zahl der im vergangenen Jahr verhängten Todesurteile im Vergleich zu 2016 um 17 Prozent - von 3117 auf 2591 (in 53 Ländern). Die meisten von Amnesty dokumentierten Todesurteile wurden in diesen drei Staaten gefällt:

  • Nigeria (621)
  • Ägypten (mindestens 402)
  • Bangladesch (273)

Die Menschenrechtsorganisation wertet den Rückgang bei Hinrichtungen und Todesurteilen als Bestätigung des globalen Trends zur Abschaffung der Todesstrafe. "Jedes Jahr streichen weitere Staaten diese menschenverachtende Strafe aus ihren Gesetzesbüchern", sagte Andrea Berg, Leiterin der Abteilung Politik und Activism von Amnesty International in Deutschland.

2017 schafften demnach zwei Länder - Guinea und die Mongolei - die Todesstrafe für alle Straftaten ab, während Guatemala sie für Verbrechen wie Mord aufgab. Laut Amnesty haben damit derzeit

  • 106 Staaten die Todesstrafe vollständig abgeschafft,
  • sieben Staaten Todesurteile nur bei außergewöhnlichen Straftaten wie Kriegsverbrechen ermöglicht,
  • 29 Staaten die Todesstrafe in der Praxis abgeschafft (Juristisch ist die Todesstrafe noch möglich, es werden aber keine Hinrichtungen mehr vollzogen).

"Waren es 1987 lediglich 69 Staaten, die die Todesstrafe per Gesetz oder in der Praxis abgeschafft hatten, sind es 30 Jahre später 142 und damit zwei Drittel aller Staaten", sagte Amnesty-Expertin Berg. "Das ist ein wichtiger Erfolg." Sie kritisierte, dass dennoch 2017 weltweit mehr als 20.000 Menschen in Todestrakten saßen.

Die Zahl der zum Tode verurteilten Häftlinge erhöhte sich dem Bericht zufolge um 16 Prozent auf 21.919. Allein in Pakistan warten demnach mindestens 7000 Menschen auf ihre Hinrichtung, in den USA 2724 und in Sri Lanka 2717.

Die USA blieben laut Amnesty auch 2017 das einzige Land in Nord-, Süd- und Mittelamerika, das die Todesstrafe vollstreckte: 23 Menschen wurden hingerichtet (20 im Jahr 2016), 41 neue Todesurteile verhängt (32 im Jahr 2016).

Das einzige Land in Europa, in dem Menschen hingerichtet wurden , war dem Bericht zufolge Weißrussland. Dort wurden 2017 mindestens zwei Hinrichtungen vollstreckt und vier neue Todesurteile gefällt.

mit Material von dpa und AFP
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