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Vereitelter Anschlag in Frankreich Iranischer Diplomat in Bayern verhaftet

Die Polizei hat einen iranischen Diplomaten an einer Raststätte in Bayern festgenommen. Der Verdacht: Er habe Kontakt zu belgischen Terrorverdächtigen gehabt.
Exil-Iraner in Villepinte

Exil-Iraner in Villepinte

Foto: ZAKARIA ABDELKAFI/ AFP

An einer Autobahnraststätte griffen die Beamten zu: Polizisten haben einen iranischen Diplomaten an der A3 bei Aschaffenburg in Nordbayern festgenommen. Der Mann soll mit einem vereitelten Terroranschlag auf Exil-Iraner in Frankreich in Verbindung stehen, über den die Brüsseler Staatsanwaltschaft am Montag berichtet hatte.

Die Ermittler hatten den Mann bereits am Sonntag verhaftet, zunächst hieß es jedoch lediglich, man habe einen in Wien stationierten iranischen Diplomaten in Deutschland befragt. Jetzt bestätigte die Staatsanwaltschaft in Brüssel die Festnahme.

Der Mann soll Kontaktmann zweier belgischer Terrorverdächtiger gewesen sein, die mit einer Bombe gefasst worden waren. Offenbar hatte es Pläne gegeben, einen Anschlag auf eine Versammlung oppositioneller Exil-Iraner im französischen Villepinte zu verüben. Bei dem Treffen waren am Samstag 25.000 Menschen zusammengekommen.

Sprengstoff und Zündvorrichtung

Bei dem belgischen Paar handelt es sich offiziellen Angaben zufolge um einen 38-jährigen Mann und seine 33-jährige Frau. Beide sind Belgier mit iranischen Wurzeln. Sie wurden in ihrem Mercedes gestoppt und festgenommen. Im Auto fanden die Polizisten in einem Kulturbeutel 500 Gramm Sprengstoff und eine Zündvorrichtung.

Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei dem an der bayerischen Raststätte verhafteten Iraner um den 46-jährigen Assadollah A.

Österreich will ihm binnen 48 Stunden seinen Diplomatenstatus aberkennen, wie das Außenamt mitteilte. Wegen des Falles sei der iranische Botschafter ins Außenministerium in Wien zitiert worden, sagte ein Sprecher.

Der Mann konnte in Deutschland festgenommen werden, weil ihn der Diplomatenstatus nur in dem Land vor Strafverfolgung schützt, wo er stationiert ist. Er könnte nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bamberg demnächst nach Belgien ausgeliefert werden.

Rohani-Besuch in Wien

Der oppositionelle Nationale Widerstandsrat Iran hatte sofort das "Mullah-Regime" in Teheran für die Anschlagspläne verantwortlich gemacht. Die Organisation forderte wegen der Vorwürfe gegen den Diplomaten, den Besuch des iranischen Präsidenten Hassan Rohani in Wien abzusagen. "In so einer Situation wird der für den 4. Juli geplante Empfang von Rohani in Österreich ein Schandfleck für Demokratie und Menschenrechte sein und Terrorismus und Verbrechen stärken", hieß es.

Rohani war am Dienstag zu politischen Gesprächen in der Schweiz. Er will bei seinen Treffen den von den USA bekämpften Atomdeal retten und um wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Teheran werben. Irans Außenminister Mohamed Dschawad Sarif hatte die Anschlagspläne und angebliche Verbindungen nach Iran als dubios bezeichnet.

Staatliche Stellen Irans waren in der Vergangenheit wiederholt für Anschläge im Ausland verantwortlich gemacht worden. Einer der bekanntesten Fälle war ein Anschlag auf Oppositionelle im Berliner Lokal Mykonos 1992.

kev/dpa