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Türkei Deutscher Botschafter besucht Yücel und Steudtner in Haft

Der deutsche Botschafter in der Türkei hat Peter Steudtner und Deniz Yücel im Gefängnis besucht. Mit beiden Inhaftierten sprach er je eine Stunde, es sei "intensiv" gewesen.
Martin Erdmann (2016)

Martin Erdmann (2016)

Foto: DPA

Martin Erdmann, der deutsche Botschafter in der Türkei, hat am Dienstag das Gefängnis Silivri westlich von Istanbul besucht und dort jeweils eine Stunde lang mit den beiden Inhaftierten Peter Steudtner und Deniz Yücel gesprochen. Es war das erste Mal seit Steudtners Festnahme Anfang Juli, dass ein deutscher Botschaftsvertreter Zugang zu ihm erhielt.

Erdmann habe sich davon überzeugen können, dass es Steudtner und Yücel "den Umständen entsprechend gut" gehe, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Beide Gespräche seien "intensiv" gewesen.

Steudtner war am 5. Juli auf der Insel Büyükada vor Istanbul festgenommen worden, als er ein Seminar für türkische Menschenrechtsaktivisten leitete. Außerdem wurden auch der schwedische IT-Spezialist Ali Gharavi und neun türkische Menschenrechtler festgenommen, darunter die türkische Amnesty-Direktorin Idil Eser. Ihnen wird die Unterstützung einer nicht genannten Terrororganisation vorgeworfen.

Der deutschtürkische Journalist Yücel sitzt bereits seit dem 14. Februar in Haft. Er hatte sich freiwillig der Polizei in Istanbul gestellt. Ihm werden Terrorpropaganda und Volksverhetzung vorgeworfen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete ihn wiederholt als deutschen "Spion" und "Agenten" der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).

Botschafter Erdmann will auch die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu im Gefängnis besuchen. Sie wurde Ende April in Istanbul festgenommen und sitzt mit ihrem zweijährigen Sohn im Frauengefängnis Bakirköy. Ihr wird Mitgliedschaft in der verbotenen linksextremen Gruppierung MLKP vorgeworfen. Wie auch bei Yücel und Steudtner dringt die Bundesregierung auf ihre Freilassung.

Die anhaltende Inhaftierung belastet die deutsch-türkischen Beziehungen massiv. Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel warf Erdogan kürzlich vor, Yücel als "Geisel" zu halten. In einem Gastbeitrag für SPIEGEL ONLINE forderten Gabriel und Justizminister Heiko Maas schärfere Kontrolle von Vereinen und Moscheen, die Recep Tayyip Erdogan nahestehen.

Österreichs Außenminister Sebastian Kurz warf Erdogan "diktatorische Züge" vor. "Sein Umgang mit Kritikern, Andersdenkenden und Minderheiten ist absolut inakzeptabel", sagte er der "Welt" . Am Vortag hatte Kurz vor einem wachsenden Einfluss der Türkei und Saudi-Arabiens auf dem Westbalkan gewarnt.

aar/dpa/AFP