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Italienwahl: Sieger und Verlierer am Tiber

Foto: ANGELO CARCONI/EPA-EFE/REX/Shutterstock

Hochrechnung Italienwahl Fünf Sterne triumphiert, Berlusconi verpasst Durchmarsch

Großer Verlierer der Wahlen in Italien sind die Sozialdemokraten von Matteo Renzi. Gewinner ist die populistische Fünf-Sterne-Partei, Europaskeptiker holen zusammen wohl mehr als 50 Prozent.

Italien hat gewählt, und Silvio Berlusconis Bündnis ist obenauf. Das große Comeback für den skandalumwitterten Cavaliere bleibt jedoch offenbar aus.

Zwar lag das Mitte-Rechts-Bündnis des früheren Regierungschefs in den ersten Prognosen vorne, was nun Hochrechnungen bestätigen. Doch Berlusconis eigene Partei Forza Italia wurde innerhalb der Allianz von der rechtspopulistischen Lega überholt.

Europakritische und rechte Parteien sind die großen Gewinner: Die Fünf-Sterne-Partei und die Lega konnten ordentlich zulegen, sie werden aber voraussichtlich nicht auf eine regierungsfähige Mehrheit kommen. Die regierenden Sozialdemokraten der Partito Democratico (PD) mussten hingegen eine schwere Schlappe einstecken.

  • Die Fünf-Sterne-Bewegung, die ohne Bündnispartner ins Rennen gegangen war, ist größter Einzelsieger. Sie liegt einer Hochrechnung der Tageszeitung "La Repubblica" vom Montagmorgen zufolge bei 32,2 Prozent.
  • Mitte-Rechts (Berlusconis Bündnis) kommt demnach auf rund 37 Prozent. Davon entfallen 17,7 Punkte auf die Lega und nur 14 Punkte auf Forza Italia, der Rest auf zwei kleine Rechtsparteien.
  • Die sozialdemokratische Regierungspartei Partito Democratico von Ministerpräsident Paolo Gentiloni und Parteichef Matteo Renzi kam demnach auf nur 18,9 Prozent. Für die Abgeordnetenkammer lagen zunächst noch keine Hochrechnungen vor, weil die Stimmen dafür erst später ausgezählt werden sollten.

Gewählt wurden beide Kammern des Parlament. Der Senat ist mit 315 Sitzen die kleinere. Um eine Mehrheit zu erreichen, muss eine Partei oder ein Bündnis auf mindestens 158 Sitze kommen. Im Abgeordnetenhaus werden 630 Sitze vergeben.

Wahlsieger Fünf Sterne will womöglich regieren

Bei der stärksten Einzelkraft, der Fünf-Sterne-Partei, sprachen mehrere Vertreter von einem großen Triumph. "Jetzt müssen alle mit uns reden", sagte Alessandro Di Battista, der in Italien zu den bekanntesten Köpfen der Bewegung gehört.

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Italienwahl: Sieger und Verlierer am Tiber

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Die Fünf-Sterne-Bewegung ist für ihre Fundamentalopposition bekannt, traditionell hat sie Koalitionen ausgeschlossen, scheint nun aber Lust aufs Regieren bekommen zu haben. "Eines geht sicher aus diesen Daten hervor: Nämlich dass Fünf Sterne der Eckpfeiler der nächsten Legislaturperiode wird", sagte der Sterne-Abgeordnete Alfonso Bonafede.

Bei Renzis Sozialdemokraten waren dagegen lange Gesichter angesagt. PD-Fraktionschef Ettore Rosato sah seine Partei schon auf dem Weg in die Opposition und sprach von einer "Niederlage".

Eine Mehrheit im Parlament zu bekommen, wird aber wohl für alle Parteien schwer, "wenn nicht unmöglich sein", erklärte Wolfgango Piccoli von der Denkfabrik Teneo. "Eine lange Zeit des Kuhhandels zwischen den Parteien steht bevor."

Die Italiener, sagte der bekannte Philosoph und Journalist Paolo Flores d'Arcais, hätten wählen dürfen zwischen "etwas Widerlichem (die Fünf-Sterne-Bewegung), etwas noch Widerlicherem (PD und dergleichen) und dem Allerwiderlichstem (der Mitte-Rechts-Allianz)".

cht/dpa/AP