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Ukraine Nationalisten und Rechtsextreme marschieren durch Kiew

"Tod den Feinden": Rechtsextreme Gruppen zeigen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Stärke. Anlass ist der Gründungstag der Ukrainischen Aufstandsarmee vor 75 Jahren - die zwischenzeitlich mit den Nazis kooperierte.
Anhänger rechtsextremer Gruppen beim Marsch durch Kiew

Anhänger rechtsextremer Gruppen beim Marsch durch Kiew

Foto: GLEB GARANICH/ REUTERS

Nationalisten und Rechtsradikale haben in der ukrainischen Hauptstadt Kiew mit einem Marsch an die Gründung der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) vor 75 Jahren erinnert.

Tausende teils vermummte Menschen marschierten am Samstag mit Fackeln durch das Zentrum. Die Organisatoren des Marsches gehen von bis zu 20.000 Teilnehmern aus, die auch Feuerwerkskörper zündeten.

Etwa 5000 Polizisten sicherten den Marsch. Die rechtsradikalen Parteien Swoboda (Freiheit), Prawy Sektor (Rechter Sektor) und Nazionalny Korpus (Nationalkorps) hatten zu landesweiten Märschen aufgerufen.

Demonstranten in Kiew

Demonstranten in Kiew

Foto: GLEB GARANICH/ REUTERS

Die UPA wurde in der Westukraine während der deutschen Besatzung gegründet. Ihre Kämpfer nahmen 1943 ethnische Säuberungen im Gebiet Wolhynien vor. Dabei wurden Zehntausende Polen getötet. Nach Kriegsende kämpften sie bis Anfang der Fünfzigerjahre in der heutigen Westukraine gegen sowjetische Sicherheitskräfte.

Seit 2015 begeht die Ukraine am 14. Oktober den "Tag des Vaterlandsverteidigers". Dabei wird der heutige Kampf ukrainischer Militärs gegen von Russland unterstützte und ausgerüstete Separatisten-Verbände in der Ostukraine verknüpft mit der Erinnerung an den Widerstand, den UPA-Kämpfer einst gegen die Sowjetunion leisteten.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko lobte vor Militärs die Kämpfer der UPA als "beste Söhne und Töchter des ukrainischen Volkes, die zwei totalitären Regimen Widerstand leisteten". Verbrechen und Gräueltaten erwähnte der Staatschef nicht.

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Poroschenko selbst steht unter Druck. Seine Umfragewerte sind im Keller. Anhänger rechter Bewegungen sehen ihn als Verräter, weil er nicht härter gegen die prorussischen Separatisten in der Ostukraine vorgehe. Andrej Bilezkij, einer der Anführer des Kiewer Marsches, hatte Poroschenko zuvor offen mit einem "Kampf um die Macht" gedroht und eine Amtsenthebung gefordert.

Bilezkij sitzt als Abgeordneter im ukrainischen Parlament. Vor seiner politischen Karriere war der Rechtsextreme Kommandeur des berüchtigten Freiwilligenregiments "Asow". Das Wappen der Truppe zierten Sonnenrad und Wolfsangel, beide Symbole sind auch bei deutschen Neonazis beliebt.

Obwohl die Rechtsextremen regelmäßig in Kiew Präsenz zeigen, ist ihr politischer Rückhalt in der ukrainischen Bevölkerung überschaubar. Bei der letzten Wahl 2014 flog die rechtsextreme Partei "Swoboda - Freiheit" aus dem Parlament, auch der "Rechte Block" schaffte nicht den Einzug.

beb/dpa