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Neue Rüstungspanne Bundeswehr muss bis 2020 mit Oldtimer-Hubschrauber fliegen

Schlechte Nachrichten für die Truppe: Nach SPIEGEL-Informationen verzögert sich die Modernisierung der Bundeswehr-Rettungshelikopter massiv. Für Notfälle stehen bis 2020 nur Flieger aus den Siebzigerjahren bereit.
Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D (Archivfoto)

Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D (Archivfoto)

Foto: Peter Endig/ picture-alliance/ dpa/dpaweb

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) muss erneut bei einem Rüstungsprojekt eine ärgerliche Schlappe einstecken: Nach SPIEGEL-Informationen verzögert sich die dringend notwendige Modernisierung der Rettungshelikopter für Search-and-Rescue-Missionen (SAR) um mehrere Jahre. (Diese Meldung stammt aus dem SPIEGEL. Den neuen SPIEGEL finden Sie hier.)

Grund für die Verzögerung ist ein Streit zwischen den Firmen Bell und Airbus. Beide Hersteller würden die Bundeswehr gern mit einem Nachfolgemodell für die Rettungsflotte des Heeres ausstatten und beharken sich deswegen vor der Vergabekammer des Bundes.

Für die Truppe hat das erhebliche Auswirkungen: Nach Schätzungen der Rüstungsabteilung ist selbst bei einer Lösung des Streits frühestens im Jahr 2020 damit zu rechnen, dass sieben neue SAR-Helikopter beschafft werden können.

Bis dahin muss die Truppe sich weiter mit den altersschwachen Hubschraubern vom Typ Bell UH-1D behelfen. Die Bundeswehr hat das Modell schon seit dem Ende der Sechzigerjahre im Einsatz, in der Öffentlichkeit sind die Bells vor allem durch Bilder aus dem Vietnamkrieg bekannt.

Die Bundeswehr wollte die Uraltflieger schon längst ausmustern und durch Eurocopter-Hubschrauber von Airbus ersetzen. Durch Fehler im Vergabeverfahren, über die der SPIEGEL schon 2015 berichtete, kam es jedoch zu immer neuen Verzögerungen. Laut internen Papieren ist Rüstungsstaatssekretärin Katrin Suder über den Fall ziemlich verärgert.

Auch beim Heer, das die Rettungshelikopter der Bundeswehr betreibt, dürfte man unglücklich sein. Durch die Verzögerungen müssen die alten Bell-Maschinen nun mindestens zwei weitere Jahre einsatzbereit gehalten werden. Das ist sehr teuer, die Bundeswehr musste extra einen Wartungsvertrag abschließen.

Für die Ministerin, die als strenge Reformerin des pannenbehafteten Rüstungsbereichs angetreten war, ist der Fall auch politisch peinlich. Mit Nachdruck hat von der Leyen bei der EU ein Programm zur stärkeren militärischen Zusammenarbeit auf die Beine gestellt. Für den Aufbau eines gemeinsamen Kommandos für Rettungseinsätze aus der Luft hat sich Deutschland als Führungsnation angemeldet. Mit den in die Jahre gekommenen Hubschraubern sieht die Bundeswehr nun im europäischen Vergleich buchstäblich alt aus.

Auch für die Allgemeinheit könnten die Probleme Folgen haben. Da die Bundeswehr in Notfällen wie großen Unfällen oder Krisensituationen auch die zivile Luftrettung unterstützt, können auch hier Lücken entstehen.