Zum Inhalt springen

SPON-Umfrage Nur jeder Dritte sieht den G20-Gipfel positiv

Zehntausende wollen in Hamburg gegen den G20-Gipfel protestieren. Auch in der übrigen Bevölkerung überwiegt die Skepsis gegenüber dem Großereignis, wie die aktuelle SPIEGEL-ONLINE-Umfrage zeigt.
Demonstration gegen G20 in Hamburg

Demonstration gegen G20 in Hamburg

Foto: JOHN MACDOUGALL/ AFP

In wenigen Tagen wird US-Präsident Donald Trump in Hamburg landen, genauso wie Wladimir Putin, Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie treffen sich zum G20-Gipfel in den Messehallen der Hansestadt.

Die Vorfreude hält sich in engen Grenzen: Nicht einmal jeder dritte Deutsche (31,8 Prozent) hat eine positive Einstellung zu dem Großereignis. Fast die Hälfte (44,1 Prozent) haben eine dezidiert negative Einstellung. Das geht aus einer Umfrage hervor, die SPIEGEL ONLINE in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey durchgeführt hat.

Dafür wurden im Zeitraum zwischen dem 20. Juni und 03. Juli mehr als 5122 Menschen befragt. Der statistische Fehler beträgt 2,5 Prozent. Die Ergebnisse sind für ganz Deutschland repräsentativ.

Die Frage nach der generellen Bewertung des Gipfels wird recht eindeutig beantwortet: 44,1 Prozent der Befragten gaben "eher negativ" oder "sehr negativ" an. Eine positive Bewertung gaben insgesamt knapp 32 Prozent der Befragten ab. Aufgeschlüsselt nach Parteipräferenz zeigt sich, dass Anhänger der Union (56,7 Prozent Zustimmung) und der FDP (49,9 Prozent Zustimmung) eine deutlich positivere Einstellung zum Gipfel haben, als Anhänger der SPD, der Grünen und der Linken. Aber auch AfD-Sympathisanten sehen den Gipfel größtenteils kritisch. Die höchste Ablehnung ist bei den Anhängern der Linken zu verzeichnen.

Die Staats- und Regierungschefs wollen beim G20-Gipfel mehrere Themen setzen. Ein Schwerpunkt wird Afrika sein, die Initiative "Compact with Africa" soll fünf afrikanischen Ländern den Zugang zu Investitionen erleichtern. Im Fokus stehen aber vor allem die Finanzsysteme. Geht es nach den Befragten der Civey-Umfrage, sollte vielmehr "Bekämpfung von Fluchtursachen" ganz oben auf der Agenda stehen - dem Punkt stimmten 41,6 Prozent der Befragten zu. Das ist zudem über alle Parteipräferenzen hinweg der am häufigsten genannte Schwerpunkt.

Videoanimation: Worum geht es beim G20-Gipfel?

SPIEGEL ONLINE

Auf dem zweiten Platz liegt "Terrorismusbekämpfung", die fast jeder Fünfte für wichtig hält. Anhängern von SPD, den Grünen und der Linken ist allerdings das Thema "Klima und Energie" noch wichtiger. Deutlich weniger Deutsche wünschen sich hingegen, dass über "Finanzmärkte" geredet wird. Noch unwichtiger ist den Befragten nur der Punkt "Frauenrechte", den gerade zwei Prozent von ihnen angeben.

Am Ende des Gipfels werden Abschlusserklärungen stehen - ob sich die Staaten aber an die darin formulierten Übereinstimmungen halten, steht ihnen weitestgehend frei. Es gibt kein Kontrollorgan, das sie zu einer Durchsetzung zwingen könnte. Ein Großteil der Deutschen geht ohnehin davon aus, dass die G20 nicht dazu beitragen kann, die wichtigsten globalen Probleme zu lösen. 70,3 Prozent der Befragten beantworteten die Frage danach mit "Nein, auf keinen Fall" und "eher nein". Jeder Fünfte immerhin ist anderer Meinung. Ein Unterschied ergibt sich bei der Aufschlüsselung nach Altersgruppen: So geht fast ein Drittel der 18- bis 29-Jährigen davon aus, dass der Gipfel zu Veränderungen beitragen kann. In allen anderen Altersgruppen sind es zwischen 16,5 und 20,4 Prozent.

Die Deutschen sind gespalten in der Frage, ob sie die geplanten Demonstrationen gegen den G20-Gipfel in Hamburg gutheißen. Die Mehrheit der Deutschen (50 Prozent) hat Verständnis, aber immerhin 40,9 Prozent auch nicht; der Rest der Befragten war unentschieden.

Am größten ist die Ablehnung der Demonstrationen bei Anhängern der Union (67,1 Prozent), gefolgt von denen der AfD, bei denen 64,5 Prozent eine ablehnende Einstellung haben - fast genauso hoch ist die Ablehnung unter den SPD-Anhängern (64,2 Prozent). Ein anderes Bild ergibt sich bei der Linken (89,1 Prozent Zustimmung). Die Partei positionierte sich in Hamburg deutlicher als andere Parteien; so meldete der Fraktionsabgeordnete Jan van Aken die größte geplante Demonstration an.

SPIEGEL ONLINE
Grafiken: Anna van Hove