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Ingvar Kamprad: Mister Ikea ist tot

Foto: FABRICE COFFRINI/ AFP

Möbelhaus-Pionier Ikea-Gründer Ingvar Kamprad ist tot

Ingvar Kamprad machte Ikea zu einem Giganten der Möbelbranche. Nun ist der milliardenschwere Schwede im Alter von 91 Jahren gestorben.

Ikea-Gründer Ingvar Kamprad ist tot. Der Unternehmer sei am Samstag im Alter von 91 Jahren nach kurzer Krankheit verstorben, teilte sein Unternehmen mit. Kamprad kam am 30. März 1926 im südschwedischen Småland zur Welt. Dort sei er in seinem Haus nun auch friedlich im Kreis seiner Lieben entschlafen, hieß es auf der Ikea-Website . "Ingvar wird von seiner Familie und von Ikea-Mitarbeitern auf der ganzen Welt sehr vermisst werden und in Erinnerung bleiben", hieß es weiter.

Kamprad verkörperte den perfekten Geschäftsmann mit südschwedischen Eigenschaften, würdigte Ikea den Firmengründer. "Er arbeitete hart, war stur, warmherzig und verschmitzt." Er habe bis zum Schluss gearbeitet und sei seinem Motto treu geblieben, dass das meiste noch erledigt werden müsse.

Mit 17 Jahren - im Jahr 1943 - gründete er das Unternehmen, das weltbekannt wurde: Ikea. Das Akronym steht für Ingvar Kamprad Elmtaryd Agunnaryd. E und A erinnern an den Bauernhof Elmtaryd beim Ort Agunnaryd, wo Kamprad aufgewachsen war.

Zunächst waren Stifte, Portemonnaies, Bilderrahmen, Tischläufer, Uhren, Schmuck und Nylonstrumpfhosen im Angebot. Kamprad lieferte sie mit dem Fahrrad aus. Möbel kamen 1947 dazu, bis zur Eröffnung des ersten Einrichtungshauses dauerte noch einmal fast zehn Jahre. 1951 erschien erstmals ein Katalog, ausgeliefert per Milchmann.

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Ingvar Kamprad: Mister Ikea ist tot

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Kurz darauf verlegte sich Kamprad komplett aufs Geschäft mit Möbeln. 1956 wurde mit dem Tisch "Lövet" erstmals ein Möbelstück zum Eigenbau angeboten - die Beine waren nicht mit der Tischplatte verbunden.

Das Konzept, schlichte, stylische und vergleichsweise günstige Möbel in platzsparenden Paketen zu verkaufen und zum Selbstzusammenbau anzubieten, ging auf. Ikea erschuf Möbel wie das Regal "Billy" oder den Schwingsessel "Poäng".

Um Steuern zu sparen, wandelte Kamprad die Firma 1982 in eine Stiftung mit Sitz in den Niederlanden um. Der Konzern spaltet sich inzwischen in viele Firmen auf, die in Liechtenstein, Luxemburg, Schweden und den Niederlanden registriert sind. Das Möbelgeschäft machte Kamprad zu einem der reichsten Menschen der Welt. Das Vermögen der Familie wird auf mehr als 40 Milliarden Euro geschätzt.

Mehr als 34 Milliarden Euro Umsatz, mehr als 4,2 Milliarden Euro Gewinn

Inzwischen ist Ikea im Möbelhandel weltweit die Nummer eins, die Filialen sind in 40 Ländern zu finden. Im Ende August abgelaufenen Geschäftsjahr hatte das Unternehmen 163.000 Mitarbeiter, der Einzelhandelsumsatz des Konzerns lag bei 34,1 Milliarden Euro, knapp fünf davon entfielen auf Deutschland. Der Gewinn betrug 4,2 Milliarden Euro.

Auch in der Gastronomiebranche ist Ikea inzwischen eine Größe: Im Ranking der größten Gastro-Ketten liegt das Unternehmen in Deutschland in den Top Ten. Von den jährlich 100 Millionen Ikea-Besuchern essen Ikea zufolge rund 40 Millionen Kunden im Bistro, dem Restaurant oder dem Schwedenshop.

Derzeit erweitert Ikea angesichts der wachsenden Marktmacht von Onlinehändlern sein Internetgeschäft. Als Alternative zu den großen Häusern am Stadtrand will Ikea auch kleinere Läden in Innenstädten testen. Auch dort soll künftig die ganze Produktpalette verfügbar sein.

"Teil meines Lebens, den ich bitter bereue"

1988 habe sich Kamprad aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, teilte das Unternehmen mit. In beratender Funktion habe er sich aber weiterhin für Ikea eingesetzt. 2013 gab er seinen Posten im Ikea-Aufsichtsrat ab, in dem Jahr gab er zudem bekannt, nach vier Jahrzehnten im Ausland nach Schweden zurückkehren zu wollen.

Kamprad schaffte es, dass persönliche Probleme und Fehltritte nicht mit der Marke Ikea assoziiert wurden. 1994 berichtete die schwedische Zeitung "Expressen", er habe in den Vierziger- und Fünfzigerjahren Kontakte zum schwedischen Faschistenführer Per Engdahl gehabt und Sympathien für dessen Ansichten gehegt. In einem Brief an Ikea-Angestellte gab Kamprad dies zu und nannte es "einen Teil meines Lebens, den ich bitter bereue".

1998 erschien von ihm ein Buch über Ikea und die Geschichte des Unternehmens. Darin schilderte er seinen Kampf gegen Alkoholismus sowie Erfolge und Niederlagen im Geschäftsleben. Er ging aber auch auf die "Verirrungen" seiner Jugend ein. Seine deutsche Großmutter habe ihn mit ihrer Unterstützung für Hitler beeinflusst. Kamprads Großeltern väterlicherseits waren vor der Jahrhundertwende nach Schweden ausgewandert. Bei der Präsentation des Buches in einer Stockholmer Ikea-Filiale sagte Kamprad: "Kann man für solche Dummheit je Vergebung erfahren?"

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Foto: YVES HERMAN/ REUTERS
ulz/AFP/dpa