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Saturnmond Titan Forscher hält Leben ohne Wasser für denkbar

Die Esa-Sonde "Huygens" erspähte auf dem Saturnmond Titan lediglich gefrorenes Wasser. Forscher glauben dennoch, dass es dort Lebewesen geben könnte. Statt Wasser könnten Kohlenwasserstoffe oder Ammoniak als Lösungsmittel in Zellen dienen.

Wenn Wissenschaftler nach Leben im All fahnden, dann suchen sie zuallererst nach Wasser. Die Verbindung gilt gemeinhin als unabdingbare Voraussetzung für Lebensformen. Ohne die einzigartigen Eigenschaften von Wasser - etwa dass Eis eine geringere Dichte hat als vier Grad kaltes flüssiges Wasser - hätte Leben auf der Erde kaum entstehen können, glauben viele Forscher. Die Dichteanomalie lässt Fische in zugefrorenen Seen frostige Winter überstehen, weil sich das vier Grad kühle Wasser am Boden des Sees sammelt und die Fische deshalb nicht erfrieren.

Doch das von der Erde bekannte Kreuchen und Fleuchen ist vielleicht auch ganz ohne das Lebenselexier Wasser möglich, glaubt der amerikanische Chemiker Steven Benner von der University of Florida in Gainesville. Wasserfreie Umgebungen erfüllten sehr wohl die Voraussetzungen für Leben, schreiben Benner und seine Kollegen im Fachblatt "Current Opinion in Chemical Biology".

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Landung auf Titan: Huygens auf dem Saturnmond

Foto: ESA

Benner hält es für möglich, dass auf dem Saturnmond Titan Lebewesen existieren können. Die dort kürzlich gelandete Esa-Sonde "Huygens" hatte keinerlei Hinweise auf flüssiges oder gasförmiges Wasser entdeckt, sondern lediglich Wassereis, dafür jedoch in größeren Mengen verschiedene Kohlenwasserstoffe, die sich in Seen und in Wolken über der Oberfläche sammeln.

Der Titan weise auf eine bestehende Lücke im Verständnis kohlenstoffbasierter Moleküle hin, sagte Benner dem Onlinedienst "Nature News". Organismen könnten sich in einem Kohlenwasserstoff-Meer durchaus wohl fühlen.

Der Chemiker betrachtet den Titan als einen der besten Kandidaten für Leben ohne Wasser. Auf dem Mond gebe es offenbar Flüsse und Ozeane aus Kohlenwasserstoffen, seine Oberfläche bestehe teilweise aus organischen Verbindungen. In der Atmosphäre fänden sich nitrierte Kohlenwasserstoff-Verbindungen, die mit dem vorhandenen Wassereis reagieren könnten. Auf diese Weise könnte eine Vielzahl von Bausteinen für mögliches Leben entstehen.

Die Stickstoffverbindung Ammoniak habe ganz ähnliche Eigenschaften wie Wasser. Auf der Erde verdampft Ammoniak bei minus 33 Grad, unter höherem Druck verschiebt sich der Siedepunkt jedoch nach oben.

Wasser als ernste Bedrohung

Nicht-wässrige Lösungsmittel wie Kohlenwasserstoffe können laut Benner ebenso gut komplexe chemische Reaktionen unterstützen wie Wasser. Chemiker würden im Labor ohnehin Kohlenwasserstoffe dem Wasser vorziehen, weil Wasser vergleichsweise reaktionsfreudig sei und die gewünschten Abläufe durcheinander bringen könne.

Kohlenwasserstoffe als Wasseralternative würden die Bindungskräfte in Biomolekülen wie der DNS-Doppelhelix sogar verstärken. Die Wasserstoffbrücken zerfallen nach Benners Angaben in Wasser wesentlich leichter als in Ethan. "In Ethan könnte eine hypothetische Lebensform die Wasserstoffbrückenbindung besser nutzen", erklärte der Forscher. Wasser stelle eine ernste Bedrohung für Biomoleküle dar. "Das menschliche Genom überlebt nur, weil es ständig repariert wird."

"Wenn aus chemischer Reaktionsfreudigkeit zwingend die Entstehung von Leben folgt, dann sollte es Leben auf dem Titan geben", sagte Benner. "Wir müssen da noch mal hin, und zwar mit einem Lander, der über Wochen arbeiten kann und nicht nur für einige Minuten."

Derzeit existieren jedoch keine Pläne für eine neue Titan-Mission, weder bei der Esa noch bei der Nasa.