Grameen Foundation AppLab

Autor
Charles Marc Wanume, Quality & Research Analyst, und Prossy Birungi, Business Manager
Organisation
Grameen Foundation AppLab
Verwendete Tools
Google Maps Platform, Open Data Kit

Ziel der Initiative "Community Knowledge Worker" (CKW) der Grameen Foundation ist es, in Uganda ein landesweites Netzwerk aus vertrauenswürdigen Vermittlern (CKWs) aufzubauen. Diese sind oft selbst Landwirte und kennen die Situation der Kleinbauern deshalb genau. Mit mobilen Technologien stellen sie ihnen landwirtschaftlich relevante Informationen zur Verfügung und erfassen vor Ort weitere. Die Analphabetenrate bei den ugandischen Kleinbauern ist hoch und sie haben oft keinen Zugang zum öffentlichen Stromnetz. Auch gestaltet sich der Zugriff auf wichtige Informationen häufig schwierig, auf deren Basis sie fundierte Entscheidungen treffen und ihre Lebensumstände verbessern könnten. Durch den Aufbau eines Netzwerks von CKWs in ganz Uganda hofft die Grameen Foundation, den Informationsaustausch in der Landwirtschaft voranzubringen. Dadurch wiederum sollen Ernteerträge gesteigert, Verluste verringert und die geringen Einkommen der Kleinbauern verbessert werden.

Vorgehensweise

Mobiltelefone sind in Afrika weit verbreitet. Deshalb gibt Grameen Foundation darüber Informationen und Dienstleistungen an arme Gemeinden im ländlichen Uganda weiter, die sonst keinen Zugriff auf diese hätten. Die Community Knowledge Worker (CKW)-Initiative wurde vom Grameen-AppLab ins Leben gerufen und baut auf einer früheren Partnerschaft mit Google auf. In diesem zweijährigen von Google finanziell geförderten Projekt entwickelten beide Parteien zusammen Produkte zur Informationsvermittlung in armen Gegenden. 2009 wurden drei neue Produkte auf den Markt gebracht: Google SMS, Google-Suche und Google Trader. Für diese Leistung wurden Google, das Telekommunikationsunternehmen MTN und Grameen Foundation AppLab 2010 mit dem GSMA Best Use of Mobile for Social & Economic Development Award ausgezeichnet.

Die Arbeit der CKWs im Rahmen der Initiative sieht so aus: Wenn ein Mitarbeiter einen Bauern trifft, registriert er ihn auf seinem Android-Telefon. Dabei werden einige demografische Daten erfasst, z. B. die Anzahl der Kinder unter 11 Jahren, ob sie Schuhe und Kleidung besitzen sowie welches Brennmaterial zum Kochen verwendet wird. Anhand dieser Informationen kann die Grameen Foundation das Armutsniveau der Bauernfamilie bewerten und analysieren, ob sich das Programm langfristig positiv auf die Lebensumstände auswirkt.

Die meisten dieser Bauern leben außerhalb der Reichweite ugandischer Mobilfunknetze. Die Telefone werden mit Akkus betrieben, die auf unterschiedliche Weise aufgeladen werden können, unter anderem mit Solartechnik oder Fahrrädern. Mithilfe des GPS-Satellitensignals wird in den Telefonen die genaue Zeit und der genaue Ort jedes Austauschs mit den Bauern gespeichert. Sobald wieder WLAN- oder Mobilfunkempfang verfügbar ist, werden alle Daten zu den Fragen auf einen zentralen Server hochgeladen. Die Grameen Foundation nutzt dann Google Maps, um beispielsweise den Ausbruch von Krankheiten bei Nutzpflanzen oder die Folgen empfohlener Methoden zur Schädlingsbekämpfung zu kartieren und zahlreiche andere für Bauern und Wissenschaftler relevante Informationen darzustellen. Wie aus der Abbildung unten ersichtlich wird, konnte die Grameen Foundation beispielsweise die Ausbreitung einer unter Hühnern grassierenden Krankheit nur zwanzig Minuten nach dem Hochladen der Abfragedaten auf den Server kartieren. Diese Informationen sind nicht nur für ugandische Bauern von enormer Bedeutung, sondern auch für den Gesetzgeber und andere Interessengruppen, die Nutztiere schützen und die Lebensumstände auf dem Land verbessern möchten.

Wärmekarte des Auftretens der Krankheit, die bei maximal zwei Wochen alten Küken auftritt, mit weißlichem Durchfall verbunden ist und oft zum Tod führt

Die Grameen Foundation hat die Open Source-Anwendung Open Data Kit (ODK) an ihre speziellen Anforderungen angepasst. Mit Purcforms haben wir kompatible Umfrageformulare für ODK erstellt, die Folgendes bieten:

  • Überspringen der Logik- und Eingabevalidierung

  • Intelligente Steuerelemente

  • Automatische Speicherung

  • Remoteverwaltung und ‑übermittlung von Umfragen

  • GPS-Standort, Bilder, Video, Sprache

  • Offlineunterstützung und Zeiterfassung

Wir verwenden eine angepasste Version von ODK Collect, um vor Ort Daten mit Mobilgeräten zu erfassen. Anhand dieser Informationen bewerten wir den Zugang zu medizinischer Versorgung oder analysieren die in einer bestimmten Region angebauten Nutzpflanzen. Außerdem können so die Probleme in ländlichen Gemeinden präzise aufgezeigt werden und landwirtschaftliche Beratungsdienste besser auf die Bedürfnisse der in Armut lebenden Landbevölkerung eingehen. Die Datenerfassung ist für die CKWs der Grameen Foundation auch eine Einnahmequelle, da behördliche Beratungsdienste sowie landwirtschaftliche und nicht staatliche Organisationen eine Gebühr für die von den Bauern erfassten Umfragedaten zahlen.

Ergebnis

Grameen Foundation hat mit der Google Maps Platform und ODK ein Analyse-Dashboard für die CKW-Initiative entwickelt, über das die Leistung der CKWs, demografische Daten, die wiederholte Nutzung von Informationen, die Anzahl der registrierten Bauern sowie Qualität und Auswirkung der bereitgestellten Daten erfasst werden können. Mit GPS-fähigen Telefonen werden die Standorte aller Community Knowledge Worker über das System ermittelt.

Das Dashboard und die darüber abrufbaren Daten bieten eine Reihe von Vorteilen. Die Erfassung von Fragen und Antworten zu Nutztiererkrankungen dient den Behörden als Frühwarnsystem für mögliche Krankheitsausbrüche. Über das Dashboard können die Ergebnisse nach Bauern oder nach CKW gefiltert werden. Auch sind Abfragen nach Suchbegriffen (z. B. einer bestimmten Nutzpflanze), Distrikten, demografischen Kriterien und Partnerorganisationen mit Datumsfilteroptionen möglich. Mit diesen vielfältigen Informationen können Grameen Foundation sowie andere Beteiligte Maßnahmen ausarbeiten und einführen, um die Produktion der Bauern zu steigern und ihre Lebensumstände nachhaltig zu verbessern.

Marktpreise: Dank der Informationen zu Marktpreisen können Bauern die Kaufpreise für ihre Produkte mit Zwischenhändlern besser verhandeln. Ein Landwirt aus dem Distrikt Bushenyi in Uganda erzählt: "Auf dem Telefon konnte ich sehen, dass Kochbananen in der Stadt Bushenyi für 9.000 UGS gehandelt wurden. Der Zwischenhändler bot mir jedoch nur 3.000 UGS. Als ich ihm diese Information zeigte, hat er sie mir schließlich für 6.000 UGS abgekauft." Dank der Zusammenarbeit mit den CKWs erzielen Bauern im Osten Ugandas mittlerweile um 17 % höhere Maispreise als solche, die allein wirtschaften.

Wetterinformationen: Über unsere Such-App können CKWs den Bauern eine Wettervorhersage für die nächsten drei Tage, aber auch langfristige Prognosen geben.

Google Trader: Google, das Telekommunikationsunternehmen MTN Uganda und die Grameen Foundation haben einen virtuellen Marktplatz entwickelt, auf dem Bauern ihre Produkte zum Verkauf anbieten und Händler ihnen bei Interesse eine Nachricht mit ihren Kontaktdaten senden können.

CKWs als Unternehmer: Die Community Knowledge Worker sind dafür ausgebildet, als Bindeglied zwischen Bauern und landwirtschaftlichen Forschungsinstitutionen oder Beratungsdiensten zu fungieren und Umfragen durchzuführen sowie als Kleinstunternehmer stromnetzunabhängige Ladestationen aufzubauen, die Solarenergie nutzen. Damit können sie bis zu 40 $ monatlich verdienen. Im Vergleich zu den 1,25 $ pro Tag, die 60 % der CKWs früher verdienten, ist dies eine enorme Steigerung.

Wir sehen das Telefon als leistungsstarkes Zweiwege-Kommunikationsmittel. Das heißt, wir stecken genauso viel Arbeit in innovative Möglichkeiten zur Erfassung von Informationen wie in deren Weitergabe.

David Edelstein, SVP for Solutions and Regions bei der Grameen Foundation