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Deutsche Bahn Tunnel-Desaster in Rastatt kostete Milliarden

51 Tage war die wichtigste Nord-Süd-Strecke der Bahn unterbrochen. Das Unglück war absehbar, genauso wie der Mangel an Ersatzstrecken. Der Schaden übersteigt nach SPIEGEL-Informationen die Baukosten um ein Vielfaches.
Baustelle des Bahntunnels Rastatt (August 2017)

Baustelle des Bahntunnels Rastatt (August 2017)

Foto: Uli Deck/ dpa

Die Panne an der Rastatter Tunnelbaustelle der Deutschen Bahn im Spätsommer 2017 hat der Volkswirtschaft Schäden von rund zwei Milliarden Euro zugefügt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse im Auftrag mehrerer Güterverkehrsverbände, darunter das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE), die dem SPIEGEL vorliegt. Rund 8200 Güterzüge waren demnach von der Streckensperrung betroffen. Geschätzte 969 Millionen Euro Schaden entfallen allein auf Unternehmen der Schienenlogistik, 771 Millionen auf deren Kunden, produzierende Unternehmen.

Auch die Umwelt litt unter der 51 Tage dauernden Vollsperrung: Auf der Strecke zwischen Karlsruhe und Basel wurden 39.000 Tonnen mehr CO2 ausgestoßen, etwa weil Güter statt mit der Bahn auf der Straße transportiert werden mussten. In der Analyse wird die Bahn abermals für ihr Krisenmanagement gerügt. Es habe weder Notfallpläne gegeben noch praktikable Umleitungsstrecken - die Koordination von Baustellen sei "absolut unzureichend". Das müsse sich nun ändern, fordern die Autoren der Studie. (Diese Meldung stammt aus dem SPIEGEL. Den neuen SPIEGEL finden Sie hier.)

"Rastatt war zu teuer, um zur Tagesordnung überzugehen", sagt Peter Westenberger, Geschäftsführer des NEE, "es wurde ohne Sicherheitsreserve an der Halsschlagader der europäischen Industrie herumgefummelt." Die Studie hat nur den Güterverkehr untersucht, doch auch Zehntausende Reisende - darunter viele Berufspendler - waren von der wochenlangen Vollsperrung betroffen.

Der gesamte Bau des Streckenabschnitts soll 693 Millionen Euro kosten, die berechneten Schäden liegen also bei einem Vielfachen. Die Rheintalstrecke war vom 12. August bis 2. Oktober 2017 vollständig unterbrochen, nachdem sich über einer Tunnelbaustelle Gleise abgesenkt hatten.

Das Unglück traf die wichtigste Nord-Süd-Verbindung der Bahn in Deutschland. Die Rheinschiene verbindet die Häfen Rotterdam, Bremerhaven und Hamburg mit Genua. Weil die zweigleisige Strecke chronisch überlastet ist, sollen zwei zusätzliche Gleise von Karlsruhe bis Basel gebaut werden. Umleitungen waren während der Vollsperrung bei Rastatt kaum nutzbar.