Die beste Zeit Nr 20

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Die Vielfalt der Möglichkeiten Tatjana Valsangs „Archipel“ gibt der Phantasie Raum Das weite Feld der Kunst ist immer wieder für Überraschungen gut. Eine ganz besonders erfreuliche ist die Entdeckung des außergewöhnlichen Œuvres der Wuppertaler Malerin Tatjana Valsang, deren erste Museumsausstellung überhaupt der Leiter des Von der Heydt-Museums, Dr. Gerhard Finckh mit sicherem Blick für das Besondere an sein Haus geholt hat. Ab Sonntag sind in der Kunsthalle Barmen in einer von Dr. Beate Eickhoff kuratierten Werkauswahl 33 überwältigend schöne, großformatige Arbeiten zu sehen, die sich in bestechender Ästhetik jedem naseweisen Vergleich entziehen. Mit zwei Galerie-Präsentationen war die 1964 geborene Schülerin von Dieter Krieg erstmals vor zwei Jahren in die Öffentlichkeit gegangen, obwohl sie bereits über Jahrzehnte ihr Auge geschärft und ihre Technik vervollkommnet hat: „Ich übe ja noch“, äußert sie in charmanter Bescheidenheit. Nachdem Gerhard Finckh auf die solitäre Schönheit ihrer

Malerei aufmerksam wurde, Zitat: „… ihr scharfer Sinn für Qualität“, tritt sie nun in der seit über 100 Jahren der Moderne verpflichteten Kunsthalle mit ungemein effektiver zarter Wucht in die Spuren, die innovative Künstler wie Franz Marc, Alexej von Jawlensky, Emil Nolde, Adolf Erbslöh und August Macke dort gelegt haben. Tatjana Valsang malt mit großem, oft übergroßem Pinsel mit Acrylfarben auf großzügig dimensionierte liegende Leinwände. Die zwar konzipierten, doch beim Entstehungsprozeß eine Eigendynamik entwickelnden Bilder zeigen, was so noch kein Maler gezeigt hat, sie haben „… keinen Punkt, an dem man sich festhalten kann“ (Gerhard Finckh). „Ich bin oft selbst verblüfft“, kommentiert Tatjana Valsang ihre zauberhaften Bilder, deren Titel nicht unbedingt ein Schlüssel sind: Passage, Zug, Kahn, Transit, Sammlung, Barmen, Malsatz, Leutkirch, Stufen, Taj Mahal, Fuge, Archipel… Und doch, ein Bild, das „Sechs“ heißt, zeigt sechs Flächen. Zufall?

stammen, zeigt sich viel vom Wesen der Künstlerin, die sich als bemerkenswert uneitel, äußerst humorvoll, offen und liebenswert präsentiert. Die sinnliche Ästhetik und Heiterkeit von Werken wie Ostwind, Fuge, Forum, Archipel, Antrieb, Bergschatten und Hall geht unmittelbar auf den Betrachter über, sorgt für die Magengrube kitzelnde überraschte „Aaahs“, entzieht sich der Interpretation und macht, indem sie einfach nur schön ist, glücklich. Was wir in den letzten düsteren Monaten an Licht und Sonne vermißt haben, wird von Tatjana Valsangs Bildern kompensiert. Nur ein Grund, sich die Ausstellung unbedingt anzuschauen. Weitere Informationen: www.strzelecki-books.com Frank Becker

In den Eigenleben offenbarenden Arbeiten, die aus den letzten vier Jahren

Tatjana Valsang vor „Taj Mahal“ (2010) Foto: Frank Becker

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