Nordland

Ólafur Elíasson
Tiina Itkonen
Per Bak Jensen
Mette Tronvoll

Auf die Frage, was für ihn »Natur« sei, antwortete der dänisch-isländische Künstler Ólafur Elíasson in einem Interview einmal: »Was wir so nennen, ist zu einem Phänomen der Kultur geworden, und ich ziehe aus der Natur starke Inspiration, aber nicht wie ein Romantiker. Ich benutze sie eher so, wie der Maler seine Farbpalette. Außer, dass die Natur eine große illusorische Qualität in sich birgt, findet man in ihr auch einen unglaublichen Reichtum in der Darstellung von dimensionalen Phänomenen. Zudem ist sie eine Projektionsfläche für unsere Metaphern und Erinnerungen.« Schon seit den frühen 1990er Jahren »benutzt« Elíasson für seine großangelegte Werkreihe »Iceland series« die Natur – neben seinen installativen Arbeiten wendet er sich damit auch der Fotografie zu und lichtet die Landschaft Island ab. In seinen Aufnahmen fängt Elíasson die spröde Natur mit der Kamera ein. Er zeigt zerklüftete Bergmassive ebenso wie karge Weiten, die die Landschaft der Vulkaninsel bestimmen. Trotz der Zweidimensionalität der Fotobilder geht es ihm stets um die Thematisierung des landschaftlichen Raums, seiner Ausdehnung und seiner skulpturalen Qualitäten: »Normalerweise arbeite ich in meinen Installationen mit gewissen räumlichen Problematiken«, so Ólafur Elíasson, »und diese Problemstellungen, Ideen oder Themen der Installationsarbeiten beeinflussen die Auswahlkriterien meiner Landschaftsfotografien.«

Dagegen nehmen die Fotografinnen Tiina Itkonen und Mette Tronvoll die Landschaft der arktischen Insel Grönland mit der Kamera in den Blick. Fasziniert von der Schönheit der grönländischen Natur reist die Finnin Tiina Itkonen seit Mitte der 1990er Jahren regelmäßig nach Grönland, um zu fotografieren. Mit Fischerbooten oder Hundeschlitten, mit Helikoptern, Tankern und Frachtschiffen reist sie bis in den hohen Norden und dokumentiert die beeindruckende Eislandschaft der Insel. Auf den Fotos »Sumu II« und »Sumu IV« (dt. »Nebel II« und »Nebel IV«) ragen gigantische Eisberge vor einem nebligen Hintergrund aus dem Wasser und geraten gleichsam zu skulpturalen Erscheinungen.

Mette Tronvoll bereiste für ihren Bildzyklus »Isortoq Unartoq« in den Sommermonaten der Jahre 1998 und 1999 Grönland, um die karge Landschaft zwischen der kleinen Insel Unartoq im Süden Grönlands und der Siedlung Isortoq an der Ostküste der Insel zu fotografieren. Neben ihren Aufnahmen der Inuit-Bevölkerung Grönlands wählt auch Tronvoll die Landschaft als Motiv für ihre Bilderserie. Dabei richtet die norwegische Fotografin ihren Fokus auf das sogenannte »Inlandeis« – mächtige Eisgletscher, die die Landfläche Grönlands überziehen. Während sie für die Landschaftsaufnahme »Inlandice (from distance), Isortoq« die Totale wählt, zoomt sie sich im Detailbild »Inlandice (dinosaur), Isortoq« an die Ausläufer des massiven Eisschildes heran. Wie im Titel angedeutet, erinnern die von Rissen und Spalten durchzogenen Eismassen tatsächlich an die Form und schrundige Oberfläche riesiger Klauen von Dinosauriern.

Schließlich präsentieren wir noch Aufnahmen des dänischen Fotografen Per Bak Jensen. Mit seiner 24-teiligen Reihe »Norway« fertigt er 1994 ein »Landschaftsporträt« des nordeuropäischen Landes an. Die kleinformatigen Schwarz-Weiß-Bilder zeigen felsiges Gelände in Bergmassiven, Wasserfälle, Felder, Wiesen und Walddickicht, Eisgletscher, Strände oder einen Friedhof. Mit der Fotokamera begibt sich Bak Jensen auf die Suche nach Motiven, die ihm bedeutungsvoll erscheinen. Indem er sie fotografiert, erläutert er, setze er sie in einen »Rahmen« und lenke dadurch die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sie.

Ólafur Elíasson, 1967 in Kopenhagen, Dänemark geboren, lebt in New York und Berlin.

Tiina Itkonen wurde 1968 in Helsinki, Finnland geboren, wo sie auch heute lebt und arbeitet.

Per Bak Jensen wurde 1949 in Kopenhagen, Dänemark geboren, wo er auch heute lebt und arbeitet.

Mette Tronvoll, 1965 im norwegischen Trondheim geboren, lebt und arbeitet in New York.