Ratgeber

Tankrabatt-Kreditkarten Ein schönes Märchen

Von Alexander Klement

Es war einmal in einem Land, wo die Menschen ihre Autos liebten. Sie waren mehr als Fortbewegungsmittel. Sie waren elegant, sie waren chic, von einzigartiger Schönheit. Doch sie hatten einen Nachteil: Um sie zu bewegen, brauchte man Kraftstoffe - und die waren teuer. Über 1,30 Euro für Normal und Super, über 1,10 Euro für Diesel.

Überflüssig zu erwähnen, dass fast 70 Prozent des Spritpreises für Steuern draufgeht. Müsste nur die Mehrwertsteuer auf den Spritpreis gezahlt werden, würde Super statt 1,35 etwa 0,69 Euro kosten. Doch das ist eine andere Geschichte. Die Deutschen fahren wahrscheinlich auch noch, wenn die Spritpreise bei zwei oder drei Euro liegen - die einen wollen es nicht anders und die anderen werden dazu gezwungen, weil es gerade in ländlichen Gebieten an Alternativen fehlt.

Trotzdem versuchen viele, den einen oder anderen Cent beim Tanken zu sparen. Das machen sich erfinderische Geschäftsleute zu Nutze und bieten Möglichkeiten des Sparens. Die Tankstellen versuchen es schon seit langem mit verschiedenen Sammelsystemen und nach ein paar Tankfüllungen bekommt man dann auch einen Schokoriegel gratis.

Tchibo im Tank

Einen anderen, wenn auch nicht ganz neuen Weg, geht jetzt Tchibo. Der Kaffeeröster vermarktet eine Visa-Card, die der Automobilclub von Deutschland (AvD) in Kooperation mit der Royal Bank of Scotland herausgibt. Wer mit der Karte bei einer Tankstelle bezahlt, bekommt eine Erstattung in Höhe von fünf Prozent auf den Rechnungsbetrag - egal ob er Sprit oder einen Kasten Bier kauft. Klarer Vorteil: Man ist nicht an eine Tankstelle gebunden und kann die Karte überall einsetzen, wo Visa-Cards akzeptiert werden. Soweit die Vorteile.

Nachteile: Bevor es ans Sparen geht, wird erst einmal die Jahresgebühr fällig. Diese beträgt bei der von Tchibo vermittelten AvD-Visa-Karte 24 Euro. Der Tankrabatt gilt nur für zwei Jahre und ist bei einem Tankstellenumsatz von 3.000 Euro pro Jahr gedeckelt. Daraus ergibt sich ein maximales Sparpotenzial von 150 Euro pro Jahr. Bei der Beantragung tun sich wahre Abgründe auf. Persönliche Angaben wie Name, Anschrift, Geburtsdatum und eine Bankverbindung müssen natürlich sein. Zusätzlich werden allerdings als Pflichtangaben Brutto-Jahreseinkommen, Beruf, Anschrift des Arbeitgebers, Beschäftigungsdauer und Befristung des Arbeitsverhältnisses sowie Unterhaltspflichten abgefragt.

Abkassieren mit Kreditzinsen

Abgebucht werden mindestens fünf Prozent des Rechnungsbetrags, mindestens zehn Euro. Wahlweise können es auch 30, 50 oder 100 Prozent des Rechnungsbetrages sein. Es ist in jedem Fall ratsam, immer den gesamten Rechnungsbetrag abbuchen zu lassen, denn den sonst entstehenden Kredit lassen sich alle Anbieter solcher Kreditkarten teuer bezahlen. Beim Tchibo-Angebot beträgt der anfängliche effektive Jahreszins zurzeit 14,54 Prozent - da schlägt der Tankrabatt ganz schnell in ein Drauflagegeschäft um.

Natürlich gibt es die gleiche Kreditkarte auch beim AvD direkt. Dort ist sie jedoch in jedem Fall an eine Mitgliedschaft gekoppelt. Der Preis für Karte und Mitgliedschaft beträgt 49 Euro pro Jahr. Weiterer Unterschied: Beim AvD muss man sich zunächst für eine Teilrückzahlung von fünf, 30 oder 50 Prozent entscheiden. Erst nach Erhalt der Kreditkarte kann die Rückzahlungshöhe auf 100 Prozent angepasst werden.

Alternativangebote ähnlich schlecht

Ein ähnliches Angebot, ohne Verbindung zu einem Automobilclub, bietet die Santander Consumer Bank an. Die Karte kostet ebenfalls 24 Euro pro Jahr, ist unbefristet gültig, gewährt aber nur einen Rabatt auf einen Jahresumsatz von maximal 2000 Euro was einem Höchstrabatt von 100 Euro pro Jahr entspricht. Ähnlich wie beim Tchibo-AvD-Angebot sind umfassende persönliche Angaben zu leisten. Der Jahresbeitrag entfällt, wenn das Kreditkartenkonto ein durchschnittliches Guthaben von mindestens 2500 Euro aufweist. Das entspricht einer Verzinsung von nicht mal einem Prozent und lohnt daher nicht.

Deutschlands größter Automobilclub darf natürlich in diesem Reigen nicht fehlen. Der ADAC gibt zusammen mit der Landesbank Berlin die ADAC-Mobilkarte Classic heraus. Diese kostet 39 Euro und gewährt einen Tankrabatt von zwei Prozent auf den Rechnungsbetrag. Voraussetzung ist eine Mitgliedschaft im ADAC. Der Mobilclub wagt sich sogar, mit "niedrigen Zinsen, nur 1,15 Prozent pro Monat" zu werben. Heraus kommt bei dem Angebot ein effektiver Jahreszins von 14,7 Prozent - günstig sieht anders aus.

Fazit: Tankrabatt-Kreditkarten bringen fast nichts. Braucht ein Pkw beispielsweise acht Liter Super auf 100 km spart man bei einem Preis von 1,35 Euro pro Liter und einer Jahresfahrleistung von 15.000 km 57 Euro (inkl. Jahresgebühr). Beim ADAC legt man durch die Jahresgebühr bedingt sogar noch 6,60 Euro drauf. Im Gegenzug müssen viele persönliche Daten preisgeben werden. Wer dann noch die Teilrückzahlung in Anspruch nimmt, fährt deutliche Verluste ein. Um 57 Euro im Jahr zu sparen, könnten man auch 1425 Euro auf einem Tagesgeldkonto mit vier Prozent Verzinsung anlegen, statt das Geld auf einem Sparbuch versauern zu lassen. Das kostet nichts, birgt keine Gefahren und nach dem Einkommen, Arbeitgeber und Unterhaltspflichten fragt auch niemand. Also Finger weg von Tankrabatt-Kreditkarten.

Quelle: ntv.de

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