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Zug

Künstler Lorenz Spring sagt von sich: «Ich bin ein malender Forscher»

In der Galerie Renggli zeigt der Berner Künstler Lorenz Spring einen verwirrenden Blick auf Berglandschaften.
Die Bilder des Berner Künstlers Lorenz Spring zum Thema Berglandschaften werden in der Galerie Carla Renggli in der Ober-Altstadt in Zug ausgestellt. (Bild: Mathias Blattmann (Zug, 26. Februar 2022))
Der Trocknungsprozess der dick aufgetragenen Farben dauert teilweise bis zu einem Jahr.  (Bild: Mathias Blattmann (Zug, 26. Februar 2022))
Verschiedenste Schattierungen in Weiss und Blau schaffen eine fast mystische Atmosphäre. (Bild: Mathias Blattmann (Zug, 26. Februar 2022))
Den Bildern liegen Fotographien zugrunde von Orten, die der Künstler selbst besuchte.  (Bild: Mathias Blattmann (Zug, 26. Februar 2022))

Monika Wegmann

Monika Wegmann

Monika Wegmann

Monika Wegmann

Die Überraschung ist der Galeristin Carla Renggli gelungen. Als Lorenz Spring am letzten Samstag an der Vernissage die Ausstellungsräume betrat, wo ihm das kleine Lenzerhorn, die Rothornkante und ein Bergfrühling in Weissblau entgegen leuchteten, war er hocherfreut. Ganz spontan sagte er danach: «Das ist meine erste Ausstellung, die sich auf ein Thema konzentriert.» Das sei eine spannende Idee. «Das Schwierige ist jedoch, dass es für den Besucher von unten bis oben spannend bleibt.» Und das sei hier gelungen.

Das kleine Lenzerhorn in Öl auf Leinwand beim Eingang ist im naturalistischen Stil gemalt. Aber bereits die beiden nächsten Werke verdeutlichen, dass Lorenz Spring dem jedermann bekannten Motiv der Berge durch seine technische Finesse eine subtile, poetische Note zu verleihen versteht: Da steigen horizontale Wolkenstreifen auf, und im Nebel verschwinden die Konturen. Oft ragen nur noch die Spitzen klar heraus, sind noch schemenhaft zu erkennen oder lösen sich auf. «Ich arbeite immer an verschiedenen Themen, vor einigen Jahren waren das die Berge», erklärt der Künstler. Sie seien für ihn wie Orte, wo er in neue Welten eintauche.

«Ich mag Orte ohne Lärm und Stress. Hier kann man meditieren, Gott ganz nahe sein.»

Und auf seiner Website heisst es dazu: «Die Bergwelt lehrt mich Demut.»

Es sei auch die Energie der Berge, die er hautnah spüre und in vielen Bildern ausgedrückt habe. «Die Berge sind so kraftvoll wie der Maler.» Und diese Energie, die auch der Künstler ausstrahlt, kommt in einigen seiner Kompositionen besonders zum Ausdruck. In den Schattenbereichen sind die Farben so dick aufgetragen, dass sie ausgeprägte Strukturen erkennen lassen. «Ja, hier habe ich mit der Tube, den Fingern oder der Hand die Farben eingesetzt», bestätigt er. Allerdings sei bei dieser Technik der Trocknungsprozess oftmals sehr aufwendig und dauere bis zu einem Jahr. So sei eine ähnliche Serie zu schnell getrocknet, sodass später weitere feine Eingriffe nötig gewesen seien.

«Meine Messlatte ist hoch. Doch der Prozess ist mir wichtig. Auf diese Art kombiniere ich meine Malerei mit der wahnsinnigen Wirklichkeit.»

Das Licht ist für ihn wichtig

Manchmal sind nur noch die Spitzen oder das Geröll zu erkennen, der Rest verschwindet im Nebel. «Diese Werke ziehen den Blick in den Berg förmlich hinein, einige sind oben komponiert, und unten tanzen die Wolken wie Meereswellen. Ich suche den Rhythmus der Berge wie in der Musik.» Lorenz Spring erklärt, dass er eines seiner Bilder bewusst horizontal komponiert hat, bei einem weiteren lösen sich die Bergformen fast ganz auf. Sie verschwinden scheinbar in einer weissen Wand. Bei genauer Betrachtung wird deutlich, dass es minutiös gemalt ist. «Es sieht zufällig wie nur weiss aus, aber es sind unzählige Schichten darunter. Das fast überall eingearbeitete Papier sorgt wie eine Collage für zusätzliche Struktur», führt Spring aus.

Eindrücklich ist das grosse farbenprächtige Triptychon im Untergeschoss mit einer Berglandschaft im Morgen-, Mittag- und Abendlicht – alles löst sich auf.

«Am Morgen ist noch Frische drin, am Mittag intensives Licht, und am Abend verglimmen die Farben.»

Wer das Morgenbild genauer betrachtet, entdeckt, dass das Weiss nicht einfach weiss ist, sondern rund zehn Schattierungen von Rosa- und Blautönen enthält. «Der Berg verschwindet hier, das Licht ist wichtig, ich wollte das Maximum herausholen. Man sieht im Bild immer wieder Neues», sagt Spring.

Jedes Bergbild stammt von einem Ort, an dem er gewesen ist. Dort hat er Fotos gemacht, die Malerei entsteht dann im Atelier, in seinem «Versuchslabor». Bei den Berglandschaften hat Lorenz Spring eine spezielle Technik angewandt: Die Fotos werden auf der Leinwand übermalt, wodurch er den Collage-Effekt erzielt und dem Bild zusätzliche Struktur verleiht. Ganz schwach sind die Blattkonturen auf den Malereien erkennbar. Die Fotosujets scheinen wie Schatten schwach durch und verleihen dem Motiv einen zusätzlichen Effekt.

«Ich suche den Schmelzpunkt zwischen Material und Foto, jedes Bild ist eine Reise ins Ungewisse. Das ist spannend, die Optik hinten und die Farbe vorne.»

Die Berglandschaften stammen ursprünglich aus den Jahren 2011 bis 2016. Im letzten Jahr, wo alles wegen Corona stillstand, hat Lorenz Spring alle Bilder überarbeitet. Er spricht von einem glücklichen Zufall, dass er daneben einen grossen Auftrag erhielt, ein Berner Restaurant mit 50 Werken auszustatten. So sei er als seit rund 35 Jahren freiberuflicher Künstler gut über die Runden gekommen. «Ich bin ein malender Forscher, ein neugieriger Mensch und will herauskitzeln, was machbar ist», sagt Lorenz Spring über sich selbst. «Zweimal die gleiche Serie malen könnte ich nicht. Das wäre langweilig. Themenmässig lasse ich mich treiben, Ideen habe ich viele, aber der Zeitpunkt der Umsetzung muss reifen.»

Die Ausstellung «Berge» von Lorenz Spring läuft bis 26. März in der Galerie Renggli, Ober-Altstadt 8, Zug: Montag bis Freitag 14–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr.

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