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Ausstellung

Ästhetik des Unscheinbaren

Die Lust an der kreativen Weiterentwicklung treibt Jochen Weise auch im Alter von 70 Jahren noch zum Malen an. Nun sind seine Werke in Langlingen zu sehen.

Die Lust an der kreativen Weiterentwicklung treibt Jochen Weise auch im Alter von 70 Jahren noch zum Malen an. Nun sind seine Werke in Langlingen zu sehen.

Flotwedel. Der Ausstellungsort ist klug gewählt, bilden doch der unebene Boden, die dunklen Holzbalken des alten Treppenspeichers den perfekten Rahmen für die 40 Ölbilder, Holzschnitte und Aquarelle mit ihren ruralen Motiven aus dem dörflichen Lebensumfeld des Künstlers.

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Hölzer und Bleche, hier ein Stück Maschendraht, dort ausgediente Werkzeuge oder landwirtschaftliche Maschinen, immer wieder vor baufälligen Schuppen, vor verwitterten Holzwänden arrangiert – es ist die Ästhetik des Unscheinbaren, des auf den ersten Blick reizlosen ländlichen Milieus, die Weise für sich entdeckt. Was hinter den Höfen lagert, was unbenutzt herumliegt und langsam in Vergessenheit gerät, das ist es, was sein künstlerisches Interesse weckt.

Dabei versteht sich Weise jedoch nicht nur als Chronist – vielmehr sei er jemand, der aus diesem Sammelsurium ausrangierter landwirtschaftlicher Gebrauchsgegenstände Kunst schaffe, ihnen einen ästhetischen Reiz abgewinne, sagt der Künstler von sich selbst. „In ihrer Farbigkeit, in ihrem willkürlich Hingelegt-Sein stellen sie eine Form von Stillleben für mich dar, aus der sich interessante Gestaltungsmöglichkeiten der Malerei ergeben.“

Seit Ende der siebziger Jahre ist Jochen Weise künstlerisch tätig, hat während seiner Laufbahn in unterschiedlichen Schaffensphasen mit verschiedensten Malstilen gearbeitet. „Jede interessante Ausstellung, die ich sehe, jede intensive Auseinandersetzung mit einem anderen Künstler ist wie eine kleine Weiterbildung für mich“, verrät er. „Es ist auch eine Art der Positionsbestimmung: Wo stehe ich, was kann ich noch anders machen?“ Es sei die Neugierde, die Lust an der kreativen Weiterentwicklung, die ihn immer weiter antreibe – auch mit über 70 Jahren noch.

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Und so kommen in der Ausstellung „Vicinity“ gleich mehrere Stile zum Einsatz, findet sich gegenständliche neben abstrakter Malerei. Der Künstler arbeitet mit Tropf- und Spritztechniken oder dickem Spachtelauftrag, lässt das Holz eines grün-grauen Lattenzaunes etwa durch geschickt aufgebrachte Farbe täuschend echte Risse ziehen.

Weise erschließe das in ländlichen Gebrauchsgeräten und Materialien, Buden und Remisen versteckte Potenzial, so Künstlerkollege Giso Westing, der anlässlich der Vernissage am Sonntag in die Ausstellung einführte. Es seien persönliche Zeugnisse des eigenen Blicks auf das Alltägliche, präzise und kalkuliert, dabei aber frei in der Improvisation. „Eine wirklich gelungene Synthese aus dem, was es objektiv zu sehen gibt, der subjektiven Erfahrung und einem entwickelten Kunstanspruch.“

Von Christina Matthies

CZ

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