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Hans-Peter Feldmann ist tot –Ein Universalist

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Der Düsseldorfer Künstler Hans Peter Feldmann.
Der Düsseldorfer Künstler Hans Peter Feldmann. © dpa

Der Konzept-Künstler Hans-Peter Feldmann ist im Alter von 82 Jahren gestorben.

Es herrscht Trauer in etlichen Sammler-Häusern, in Museen, unter Wegbegleitern und -begleiterinnen, seit die Nachricht kam, dass der Düsseldorfer Künstler Hans-Peter Feldmann mit 82 Jahren so unerwartet die deutsche und internationale Kunst-Szene verlassen hat. Schon am vergangenen Dienstag ist es passiert, bekannt geworden ist es aber erst an diesem Wochenende.

Auch der seit 15 Jahren in Berlin ansässige ehemalige Düsseldorfer Kunstsammler Axel Haubrok verliert einen seiner Leib- und Magen-Künstler, einen Konzeptkunst-Eulenspiegel der Sonderklasse, kein Bürgerschreck wie Kippenberger, kein Josef Schwejk der Öko-Aktionen, auch kein Moralist wie Beuys. Feldmann, Universalist auf der ganzen Klaviatur der Concept Art, war ein leiser, sanfter, kauziger Fotokünstler, Bastler, Maler, Bildhauer, dem sogar die eher der ganz jungen Kunst verpflichteten Berliner Kunst Werke Auguststraße eine Schau widmeten.

Vor Monaten erst hat er, ebenfalls in Berlin, zur großen Schadow-Ausstellung der Alten Nationalgalerie die berühmte „Prinzessinnengruppe“ des königlichen Hofskulpteurs noch einmal geschaffen, als quietschbuntes Schwesternpaar. Die Plastik empfing das Publikum schon im Vestibül des Museums und führte vor allem Kinder und junge Leute mit Witz und Spaß ein in die Kunst des alten klassizistischen Preußen.

Und vor allem war er Jäger und Sammler, kennerischer Gast bei Trödelhändlern. In seinen Schwarz-Weiß-Bildern „porträtierte“ er getragene Klamotten, Schuhe, krude Accessoires – und mit Vorliebe die Inhalte von Damenhandtaschen.

Auf seine liebenswert skurril-lakonische Art und Weise gewährte Feldmann damit einen tiefen, kuriosen Blick in die Kultur der alten BRD. Bei einer seiner aufsehenerregendsten Aktionen kaufte er Frauen den Inhalt ihrer Handtaschen ab und stellte die Geldbeutel, Etuis, Lippenstifte anschließend in Vitrinen aus. Damit konfrontierte er den Betrachter oder die Betrachterin mit ihrer eigenen Wahrnehmung und forderte sein Publikum so heraus. Ähnlich nüchtern wie deren Inhalt bezeichnete Feldmann seine Vernissagen – sie trugen meist einfach den Titel Kunstausstellung.

Der 1941 in Düsseldorf geborene Künstler hatte nicht an der berühmten Düsseldorfer Akademie studiert, sondern im österreichischen Linz. Rasch machte er sich in der westdeutschen Nachkriegskunstgeschichte einen Namen, schon allein wegen seines Humors und Einfallsreichtums. Seine Motive fand er auf den Sammelplätzen der Wegwerfgesellschaft, auf Flohmärkten. Ebenso in Magazinen oder in der Werbung. Anschließend drückte er diesen seinen persönlichen Stempel auf – versah etwa Menschen in klassischen Ölgemälden mit Clownsnasen und verkaufte sie weiter an Avantgarde-Sammler. Beliebt waren und sind seine Aktdarstellungen, die er nachträglich mit Bräunungsstreifen versah. Über Jahre führte er mit seiner Frau zwei Trödel-Läden in der Düsseldorfer Innenstadt mit Schwarzwälder Kuckucksuhren, Kitsch und Kunst, die alsbald zu Attraktionen für die globale Kunstszene avancierten.

Und er zeigte dem launischen, sensationsgierigen Kunstmarkt des Öfteren die kalte Schulter, zog sich immer einmal wieder zurück aus dem Zirkus um Ruhm und Geld. 2010 bekam er in New York den hochdotieren Hugo Boss Prize. Und was machte er? Tapezierte mit den 100 000 Dollar umstandslos nach der Verleihung einen Raum im Guggenheim Museum. Dieser Eulenspiegel mokiert sich über die Kunst und ihren Markt – und war damit bestens im Geschäft.

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