Sammlung Rentsch
H.R Giger: Einflussreich im internationalen Kunstbetrieb und ein grosser Swatch-Fan

In unserer Serie zur Kunstsammlung Rentsch anlässlich der bevorstehenden Eröffnung des Kunstschaulagers in Grenchen bespricht Sammler Hanspeter Rentsch heute das Werk des Malers, Designers und Plastikers Hans-Ruedi Giger.

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Skulpturen der Sammlunfg Rentsch: H.R. Giger: «Birthmachine Baby».

Skulpturen der Sammlunfg Rentsch: H.R. Giger: «Birthmachine Baby».

Michel Lüthi

Hans-Ruedi Giger, oder H.R. Giger, wie er meist genannt wurde, kam am 5. 2. 1940 in Chur auf die Welt. Er starb am 12. 5. 2014 in Zürich.

H.R. Giger ist ein wichtiger Vertreter des phantastischen Realismus. Er thematisiert Urängste aus dem Unterbewusstsein und verbindet sie mit aktuellen Themen und Visionen. So hat er sich schon früh mit der Veränderung der Umwelt und eigentlichen Umweltkatastrophen auseinandergesetzt.

Während der Zeit des Kalten Krieges mit der allgegenwärtigen globalen Angst vor einer nuklearen Katastrophe hat er diesen Befürchtungen bildlich Ausdruck verliehen und aufgerüttelt. Mit diesen Themen ist Giger gerade in der heutigen Zeit wieder sehr aktuell.

Bemerkenswert sind seine frühen Auseinandersetzungen zur Entwicklung von Automaten und Robotern, welche die menschliche Arbeit überflüssig machen und zu einem Zusammenwachsen von Mensch und Technik führen können. So schuf er seine sogenannten Biomechanoide, eine Art künstliche oder hybride Wesen. Inzwischen wurden seine Visionen durch die Gentechnologie und die Klonung von Lebewesen eingeholt.

International und vielseitig

H.R. Giger war sehr vielseitig. Er hat Möbel entworfen, Designs für Produkte und Filme gemacht und Bars eingerichtet (u.a. In Tokio und die Giger Bar in Chur). Im Schloss in Greyerz hat er das Museum Giger errichtet. Berühmte Popstars liessen sich von Giger Plattencover gestalten. Die Entwürfe für Debbie Harry und die Band Emerson, Lake & Palmer wurden von Fachjournalisten als zwei der hundert besten Schallplattencover der Musikgeschichte ausgezeichnet (Taschen, H.R. Giger ARh+).

Künstler H.R. Giger mit seiner Ehefrau Carmen. An der 2. Verleihung der Schweizer Filmpreise im KKL Luzern.

Künstler H.R. Giger mit seiner Ehefrau Carmen. An der 2. Verleihung der Schweizer Filmpreise im KKL Luzern.

André Häfliger

Im Jahr 1977 erhielt Giger vom Filmstudio 20 Century Fox den Auftrag, die Ausgestaltung des Hollywood-Films «Alien» von Ridley Scott zu übernehmen. Für diese Arbeit erhielt er 1980 den Oscar und wurde weltbekannt. Dieser Erfolg, den nur wenige Schweizer aufweisen können, war für Giger allerdings zweischneidig.

Auf der einen Seite wurden seine Figuren und bildlichen Darstellungen nun von breitesten Kreisen erkannt, auch von Personen, die sich nicht intensiv mit bildender Kunst auseinandersetzen; auf der anderen Seite wurde er von der Kunstszene lange Zeit gemieden und fand erst in der späteren Lebensphase wieder zunehmend Anerkennung mit einigen wichtigen Ausstellungen, unter anderem in Paris und in Moskau.

Anstössige Swatch-Ausstellung geplant ...

H.R. Giger war auch ein grosser Liebhaber von Uhren, insbesondere solche der Marke Swatch. Er schuf zahlreiche Werke, die seine Visionen mit Uhren verband. Ich lernte ihn persönlich kennen, als er eine (nicht autorisierte) Swatch gewidmete Ausstellung durchführen wollte, die überwiegend äusserst anstössige Werke zeigte.

H.R- Giger-Figur für den Film «Alien».

H.R- Giger-Figur für den Film «Alien».

Joshua White

Wir intervenierten, fanden nach einigen Diskussionen einen Kompromiss und ich lernte einen sehr sensiblen Menschen hinter den mich schon länger faszinierenden Werken kennen. Unsere Sammlung beinhaltet eine Reihe von dreidimensionalen Werken aus verschiedenen Schaffensperioden. Der erste Ankauf war eines der beiden abgebildeten Babys.

Fliessbandmensch in der Patronenhülse

Diese Figur zeigt eine kleine Person, die mit einem Gewehr bewaffnet ist und in eine Patronenhülse eingebaut ist. Sie soll einen künstlich gestalteten Fliessbandmenschen darstellen, der über den Lauf einer Pistole auf die Welt geschickt wird. Es ist dies eine Figur, die bei Giger in verschiedenen Werken vorkommt.

H.R. Giger ist 2014 allzu früh gestorben; der Todesfall ereignete sich in der Zeit, während der eine Ausstellung mit Werken von ihm in unserer Region stattfand (Galerie Alte Brennerei).» (hrb)