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Bad Oeynhausen

Bildstörungen auf Leinwand

Ausstellungseröffnung: Der Kölner Künstler Volker Hildebrandt zeigt im Herzzentrum eine Retrospektive mit flimmernden Bildern

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Verpixelt: Künstler Volker Hildebrandt zwischen seinen Werken aus einer Vielzahl flirrender Punkte, die links einen Zuschauer und rechts Augen zeigen. | © Elke Niedringhaus-Haasper

Verpixelt: Künstler Volker Hildebrandt zwischen seinen Werken aus einer Vielzahl flirrender Punkte, die links einen Zuschauer und rechts Augen zeigen. | © Elke Niedringhaus-Haasper

05.11.2015 | 05.11.2015, 14:47

Bad Oeynhausen. Ist Volker Hildebrandt nun der Picasso des modernen Zeitalters oder nicht? Kurator Andreas Blühm wirft zur Ausstellungseröffnung der Retrospektive des Kölner Künstlers im Kunst- und Kulturforum des Herzzentrums eine provokante Frage in den Raum. Die Antwort bleibt er den Gästen allerdings schuldig. Und das war vermutlich gewollt. Denn so kommen die Kunstbetrachter den tiefsinnigen und ungewöhnlichen Arbeiten des Medienkünstlers selbst auf die Spur. Besichtigt werden kann die Ausstellung „ars pro toto“ – Kunst steht für alles – noch bis zum 19. Februar.

Wer sich dem Rundgang anvertraut, muss sich auf gewaltige Bildstörungen einstellen, die an die Fernsehgeneration längst vergangener Zeiten erinnern. Denn die körnige Struktur, das Rauschen und die Pixelanhäufungen gehören zu den bildbestimmenden Merkmalen in den Arbeiten des 62-Jährigen. So wie in dem Acrylgemälde von 2005, in dem Volker Hildebrandt ein Bild von Franz Beckenbauer aus dem Jahr 1966 als Ausgangssituation wählt. Zu sehen ist die junge Fußballikone, die über dem Schriftzug „Kraft in den Teller – Knorr auf den Tisch“ Reklame für Tütensuppen macht. Der Künstler seziert das Bildmotiv, löst es in kleine Punkte auf und setzt es neu wieder zusammen. In manchen Arbeiten geht Volker Hildebrandt noch weiter und hinterlässt auf der Bildfläche nichts als eine Ansammlung von flimmernden Punkten.

„Bilder in Punkte zu zerlegen hat Tradition“, sagt Andreas Blühm und verweist auf die Impressionisten. Vorgemacht, so der Kurator, hat das die Industrialisierung, die etwa ganze Tiere in kleine Teile zerlegte und am Ende in Dosen verbreitete. Und mehr noch: „Die Bildstörung ist ein Abbild des Ursprungs unseres Universums. Es dauerte Milliarden Jahre, bis aus dem Urknall ein Gefüge chemischer Substanzen wurde“. Hildebrandt setzt genau diesen Urknall mit Humor und Augenzwinkern um. Und eben mit Tiefsinn, den es zu entdecken gilt.

Aber nicht nur die greifbare Kunst war zur Ausstellungseröffnung Thema, sondern auch das neuste Projekt des Kölners: Das von ihm gegründete Netzwerk „Love pro toto“ – Die Liebe steht für das Ganze. Die Idee des Kunstwerkes in Form eines sozialen Netzwerkes: Menschen auf der ganzen Welt filmen sich bei ihrer persönlichen Liebeserklärung und stellen den Beitrag ins Netz – eine Art positiver Weltverschwörung, die in wenigen Monaten ihre Arbeit aufnehmen soll. Das Prinzip ist dasselbe wie auf der Leinwand – aus vielen kleinen Teilen wird ein großes Ganzes zusammengeführt.