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Bielefeld

Kunsthalle zeigt Werke von Bunk und Schulze

Werke von Andreas Schulze und Holger Bunk reflektieren den „Hunger nach Malerei“

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Fassadenwerke: Holger Bunk vor seinen Werken, die in den 80er Jahren an einer Hausfassade befestigt waren und nun für die aktuelle Ausstellung restauriert wurden. Hinzu kommt ein aktuelles Werk, das den malerischen Duktus jener Zeit aufgreift. All das in eigenwilliger, schräger Hängung. Fotos: Oliver Krato | © Oliver Krato

Fassadenwerke: Holger Bunk vor seinen Werken, die in den 80er Jahren an einer Hausfassade befestigt waren und nun für die aktuelle Ausstellung restauriert wurden. Hinzu kommt ein aktuelles Werk, das den malerischen Duktus jener Zeit aufgreift. All das in eigenwilliger, schräger Hängung. Fotos: Oliver Krato | © Oliver Krato

23.03.2018 | 25.03.2018, 15:30

Bielefeld. Figurativ, farbenfroh, mit ironischen Anspielungen und augenzwinkernden kunstgeschichtlichen Bezügen in überwiegend großen Formaten – so ließe sich die neue Doppelausstellung in der Kunsthalle Bielefeld auf einen knappen Nenner bringen. Heute Abend wird die Schau mit Werken der zeitgenössischen Maler Andreas Schulze und Holger Bunk, beide Absolventen der Kunstakademie Düsseldorf, eröffnet.

Obwohl ihre Bildwelten eine sehr unterschiedliche Anmutung haben, gibt es augenfällige Parallelen zwischen Schulze (Jahrgang 1955) und Bunk (Jahrgang 1954): Mitte der 70er Jahre, in einer Epoche, als die gegenständliche Malerei verpönt war, als Abstraktion, Minimalismus und konzeptionelle Kunst den Markt und die Diskussionen beherrschten, begannen die beiden Künstler deutliche Statements für die figurative Malerei abzugeben.

Wellenbilder: Andreas Schulze spielt in seiner Werkreihe von 2017 und 2018 mit Ironisierungen klassischer Portraitmalerei. - © Oliver Krato
Wellenbilder: Andreas Schulze spielt in seiner Werkreihe von 2017 und 2018 mit Ironisierungen klassischer Portraitmalerei. | © Oliver Krato

„Malerei war böse", skizzierte Kunsthallenleiter Friedrich Meschede den damaligen Zeitgeist beim Presserundgang. Dem setzte Bunk, 1984 bei der legendären Düsseldorfer Ausstellung „. . . von hier aus" vertreten, seine komplexen, bühnenartigen Kompositionen und – besonders zentral – das Spiel von realem Raum mit gemaltem Bildraum entgegen. So findet man Werke mit Verweisen auf den Betrachter: Arme, die ins Bild ragen, ein integrierter Barcode auf einem neueren Werk. Einzelne, ins Bild gestellte Figuren betonen inmitten widersinniger architektonischer Elemente deren unauflösbare perspektivische Struktur.

Beim Betreten des ersten Obergeschosses werden die Besucher von einem Ensemble aus mehreren großformatigen Gemälden in windschiefer Hängung begrüßt. Darin ist auch das titelgebende Bild „Ballermann" enthalten, das nicht den Club auf Mallorca meint, sondern einen bewaffneten Mann zeigt, der einem US-Gangsterfilm entsprungen sein könnte.

„Mit der Hängung wollten wir das Motiv des Runterfallens nachvollziehen", erläuterte Meschede. Denn: Einige der Bilder hingen in den 80er Jahren wochenlang an der so genannten Hammer-Fassade, waren Wind und Wetter ausgesetzt, so dass sie zur Ausstellung renoviert werden mussten. Dass man ihnen ihre Geschichte noch ansieht, ist Absicht. Bezüge zum berühmten Neuruppiner Bilderbogen stellt eine Serie Bunks her, der zugleich, wie er selbst erläuterte, Textauszüge von Theodor Fontane sowie einen Satz des Bielefelder Soziologen Niklas Luhmann integriert.

Eine Serie mit integrierten Selbstporträts übt unter dem Oberbegriff „Langeweile" Gesellschaftskritik: TV-Shows, Nervenkitzel beim Absprung aus großer Höhe, die mediale Inszenierung der Kirschblüte in Japan, ein prominenter Formel-1-Fahrer, der auf einem Hochhausdach in Dubai seine Runden dreht, Anklänge ans Völkische einer Dirndl- und Flechtfrisurenberatung – Bunk hat sich nach eigenen Angaben von Zeitungsmeldungen und anderen Medien inspirieren lassen.

Im zweiten Obergeschoss startet der Rundgang durch die Schulze-Schau mit einer Reihe von Kohlezeichnungen, die im Wechsel einen „makro- und mikroskopischen Blick auf die Welt werfen", so Meschede. In benachbarten Kabinetten sind Werke zu finden, die etwa die Kugelmotive Ernst Wilhelm Nays aufgreifen, die Streifenbilder Frank Stellas oder die Boxen von Donald Judd – hier allerdings liegt die Brille des Künstlers auf dem Motiv.

Die Brille ist auch an anderer Stelle einziger Verweis auf den Maler: In der Reihe „mie, hör, himm" findet sie ihren Platz in einem ornamental verfremdeten Gesicht. Im „Gartensaal" getauften Raum finden sich vegetative Strukturen auf Großformaten aus verschiedenen Schaffensphasen bis heute. „Es geht bei Schulze nicht um die Verweigerung von Gegenständlichkeit, es ist vor allem eine Geste für die Malerei", so Kurator Nils Emmerichs, der den „medienscheuen" Künstler Schulze vertrat.

Eine sehenswerte, sinnliche Schau, die auch komplett „aus dem Bauch heraus" erschlossen werden kann.