Klinik Barmelweid
Mammutaufgabe für das Personal: So zügelten 72 Patientinnen und Patienten ins neue Bettenhaus

2015 hat der Aushub für das neue Bettenhaus der Klinik Barmelweid in Erlinsbach begonnen. Nun sind fast alle der 66 Zimmer fertig. Am Freitag durften auf einen Rutsch 72 Patienten in den Neubau zügeln.

Nadja Rohner
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Jede Patientin und jeder Patient erhält für den Umzug eine Begleitperson zugeteilt. Gemeinsam gehts durch die Korridore des Neubaus. Die Fotos an der Wand stammen von der Künstlerin Renate Buser, die als Chefarzt-Tochter auf der Barmelweid aufgewachsen ist.

Jede Patientin und jeder Patient erhält für den Umzug eine Begleitperson zugeteilt. Gemeinsam gehts durch die Korridore des Neubaus. Die Fotos an der Wand stammen von der Künstlerin Renate Buser, die als Chefarzt-Tochter auf der Barmelweid aufgewachsen ist.

Chris Iseli

An einem Türrahmen hängt noch das Klebeband vom Maler. Manchmal funktioniert der Badge für das elektrische Türschloss nicht richtig. Und auch sonst hat das neue, 110 Millionen Franken teure Bettenhaus auf der Barmelweid noch die eine oder andere Kinderkrankheit.

Aber im Grunde ist «Haus A», Projektname «Oscar», nun fertig – und am Freitag konnten die ersten Patienten vom alten ins neue Bettenhaus zügeln. 72 Frauen und Männer aus drei Stationen, alle an einem Tag. «Sportlich» findet das auch Pflegedienstleiterin Monika Berger. Die Baselbieterin arbeitet erst seit Dezember auf der Barmelweid, sie hat die langjährige Leiterin Hillevi Zimmerli abgelöst.

Zur AZ sagt Berger, sie freue sich sowohl auf den Umzug als auch auf den Neubau, «mit allem, das dann noch nicht klappen wird». Der Neubau bringe vor allem viele Gestaltungsmöglichkeiten, um Abläufe neu zu denken und zu verbessern. Das können kleine Dinge sein, die grosse Wirkung haben: «Zum Beispiel, dass es neu einen ruhigen Medikamentenraum gibt und die Medikamente nicht mehr im Stationszimmer vorbereitet werden müssen.»

Doch zuerst: die Züglete. Eine Riesenaufgabe, für die es alle braucht: Pflegepersonal, Therapeuten, Hotellerie, Hausdienst und die Ärzte. Jeder Patient wird von einer Barmelweid-Angestellten begleitet. Dilek Kacir, Assistentin im Facility Management, mahnt bei der morgendlichen Besprechung: «Wir ziehen in ein neues, schönes Gebäude, ‹gänd Sorg bim Ablade›».

«Tipptopp, wir haben alles»

Eine der ersten, die ihr neues Zimmer beziehen darf, ist Frau H. Die Lungen-Patientin war schon mehrmals auf der Barmelweid, hat das neue Bettenhaus entstehen sehen. Während Physiotherapeutin Melanie Sumi, die Frau H. begleiten wird, deren Siebensachen auf einem Wägeli verstaut, sagt Frau H. stoisch: «Es wird da drüben nicht viel anders sein. Und aufgehoben ist man sowieso gut hier.»

Melanie Sumi prüft nochmals Frau H.s Sauerstoffgerät, blickt sich im Zimmer um: «Tipptopp, wir haben alles.» Auf dem Gang herrscht ein Gewusel, aber ein organisiertes. Angestellte tragen Material herum. Manche Patienten stossen ihr Wägeli selber. Niemand blickt genervt, es scheint im Gegenteil gespannte Vorfreude zu herrschen.

Pflegedienstleiterin Monika Berger koordiniert den Patienten-Umzug.

Pflegedienstleiterin Monika Berger koordiniert den Patienten-Umzug.

Chris Iseli

Auf den paar hundert Metern bis zum Neubau ist Frau H. nicht die Einzige, die auf den vielen Stühlen eine Pause einlegen muss. Im Gang vor den neuen Patienten-Zimmern ist Teppich verlegt. Ungewöhnlich für eine Klinik – oder? Pflegedienstleiterin Monika Berger schüttelt den Kopf: «Das geht problemlos, sogar in Akutspitälern. Der Teppich wird gesaugt und regelmässig chemisch-trocken gereinigt. Und sein ganz grosser Vorteil ist die Lärmdämmung.» Tatsächlich ist es im Neubau trotz des emsigen Treibens deutlich stiller als im alten Haus.

«Zuerst wieder dran gewöhnen»

Frau H. betritt ihr neues Zimmer mit der gleichen Ruhe wie beim Verlassen des alten. Der Boden ist leicht feucht vom letzten Wischen, alles riecht noch nach neu. Zuallererst: Sauerstoff anschliessen. «Klappts?», fragt Melanie Sumi. Dann erklärt sie Frau H. das Steuerungspanel für TV, Radio, Licht, Storen. Und das Nachttischchen: Die oberste Schublade ist abschliessbar, aber nicht mit Schlüssel, sondern mit Frau H.s persönlichem Bagde.

Jeder Patient hat einen, die fünflibergrossen Anhänger dienen als Schlüssel, als virtuelles Portemonnaie für das neue Restaurant Barmelguet, als Infoträger. Frau H. hört Sumis Erklärungen zu, nickt. «Komplizierter als in einem 5-Sterne-Hotel, gäll», scherzt die Bettnachbarin, die das neue Zimmer «eigenartig» findet: «Da muss ich mich erst wieder dran gewöhnen.»

Rund um das neue Haus A laufen noch Bauarbeiten.

Rund um das neue Haus A laufen noch Bauarbeiten.

Chris Iseli

Bis um 16 Uhr konnten alle Patientinnen und Patienten ihre neuen Zimmer beziehen. «Zwischenfälle oder grössere Pannen gab es keine», bilanziert Barmelweid-Sprecherin Martha Brem. «Es war den ganzen Tag ein gutes Miteinander und sogar die Ärztinnen und Ärzte halfen am Nachmittag mit, Mobiliar ins Zwischenlager zu schieben.»

Bauerei geht weiter

Auch die 84 nun leeren Betten aus dem alten Haus konnten alle in der Tiefgarage zwischengelagert werden. Denn die Bauerei auf der Barmelweid ist noch lange nicht abgeschlossen. «Nach dem Umzug der drei Stationen von Haus B ins Haus A starten wir sofort mit einer sanften Renovation des 20-jährigen Hauses B, Etage für Etage», erklärt Sprecherin Martha Brem. Das Haus B sollte voraussichtlich im Oktober 2019 fertig saniert sein und künftig unter anderem die Geriatrie beherbergen.

Im Haus D – dem roten Hochhaus - werden durch den Neubau von Haus A ebenfalls Zimmer frei. Diese werden zu Angehörigenzimmern umgestaltet. «Diese Umnutzung sollte Ende 2019 abgeschlossen sein», so Martha Brem.

Physiotherapeutin Melanie Sumi instruiert Frau H.

Physiotherapeutin Melanie Sumi instruiert Frau H.

Chris Iseli

Am auffälligsten werden aber die noch bevorstehenden Arbeiten am Mittelteil zwischen dem neuen Haus A und dem alten Haus B sein. Dort, wo früher Restaurant, Küche und Eingangsbereich waren, wird schon bald eine Baugrube bis ins 5. Untergeschoss entstehen.

Der Empfang wird später für einige Monate in ein Provisorium zügeln müssen. Bis im Sommer 2020 sollte dann auch der neue Mittelteil fertig sein. Die Umgebungsarbeiten dauern bis September 2020. «Danach ist die Barmelweid infrastrukturell saniert und auf dem neusten Stand», so Brem.