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Nach Kündigung des INF-Vertrags USA testen ballistische Rakete

Bereits nach einem US-Raketentest im August hatten Russland und China vor einem Wettrüsten gewarnt. Nun haben die USA wieder eine Erprobung durchgeführt, diesmal mit einer bodengestützten ballistischen Rakete.
Dieses Bild soll Angaben des US-Verteidigungsministeriums zufolge eine ballistischen Rakete zeigen

Dieses Bild soll Angaben des US-Verteidigungsministeriums zufolge eine ballistischen Rakete zeigen

Foto: Michael Stonecypher/DPA

Die USA haben nach dem Ausstieg aus dem INF-Abrüstungsvertrag eine bodengestützte Mittelstreckenrakete getestet. Die ballistische Rakete sei von der Vandenberg-Luftwaffenbasis in Kalifornien aus in Richtung des Pazifiks abgefeuert worden, sagte ein Sprecher des Stützpunkts. Bereits Mitte August hatten die USA einen Marschflugkörper getestet.

Der Nachrichtenagentur dpa zufolge hätte der Erprobungsflug noch vor kurzem gegen die Abrüstungsvereinbarungen mit Russland verstoßen. Er war demnach nur möglich, weil die USA den INF-Vertrag zum Verzicht auf landgestützte Mittelstreckensysteme im August gekündigt hatten.

Grund für diesen Schritt war der Vorwurf, dass Russland das Abkommen seit Jahren mit einem System verletzte. Dieses soll in der Lage sein, Marschflugkörper abzufeuern, die sich mit Atomsprengköpfen bestücken lassen und mehr als 2000 Kilometer weit fliegen können. Moskau weist dies zurück und gibt die Reichweite des Systems mit unter 500 Kilometern an.

Der INF-Vertrag untersagte beiden Seiten Produktion, Tests und Besitz von bodengestützten ballistischen Raketen und Marschflugkörpern mit Reichweiten zwischen 500 und 5500 Kilometern.

Test soll Entwicklung unterstützen

Angaben des US-Verteidigungsministeriums bestätigten, dass der Raketentest gegen Vorgaben des INF-Vertrags verstoßen hätte: Der Prototyp sei demnach weiter als 500 Kilometer weit geflogen und anschließend ins offene Meer gestürzt. Die Erkenntnisse aus dem Test würden das Verteidigungsministerium bei der "Entwicklung künftiger Mittelstreckenfähigkeiten" unterstützen.

Ballistische Raketen können mit konventionellen, chemischen, biologischen oder atomaren Sprengköpfen bestückt werden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums handelte es sich bei der getesteten Rakete um eine "konventionell konfigurierte".

Im Gegensatz zu Marschflugkörpern endet bei ballistischen Raketen die Antriebsphase nach einer gewissen Zeit. Sie folgen dann einer Flugbahn, die von der Erdanziehung und dem Luftwiderstand beeinflusst wird. Diese sogenannte Freiflugphase kann bis zu zehn Mal so lang sein wie der Weg, den die Rakete mit Antrieb zurücklegt.

Russland und China hatten nach dem ersten Raketentest der USA nach der Aufkündigung des INF-Vertrags im August vor einem neuen Wettrüsten gewarnt und eine Sondersitzung des Uno-Sicherheitsrates beantragt. Moskau wertete den Erprobungsflug damals als Beleg dafür, dass die USA den Ausstieg aus dem INF-Abrüstungsvertrag von langer Hand geplant hätten.

Hoffnungen auf neue wirksame Absprachen zur Rüstungskontrolle gibt es derzeit kaum. Als Grund für die Kündigung des Vertrages durch die USA gilt nämlich auch die Tatsache, dass der INF-Vertrag nur Amerikaner und Russen band, nicht aber aufstrebende Militärmächte wie China. China soll mittlerweile über knapp 2000 ballistische Raketen und Marschflugkörper verfügen, die unter das Abkommen fallen würden.

hba/dpa/AFP