Es sah in den vergangenen drei Jahren nicht gut aus für das Kulturleben in der Region. Nachdem 2020 die Pandemie jegliche Planungen auf den Kopf gestellt hat, taten sich die Museen und Ausstellungshäuser 2021 noch schwer mit dem Blick in die Zukunft: Sie planten trotzdem neue Projekte – oder hofften, zunächst noch ein Publikum für die Präsentationen zu finden, die von den Schließungen kalt erwischt wurden.

Zwar war auch in 2022 das erste Jahresdrittel noch von Corona-Auflagen und hohen Infektionszahlen gezeichnet, doch lässt sich nun auch in der Region ein positiver Trend beobachten, der wieder an die Vor-Corona-Zeit anknüpft.

Lage entspannt sich nach massivem Besucherrückgang

Einen massiven Besucherrückgang musste während der Pandemie beispielsweise das Forum Kunst in Rottweil verzeichnen. „Seit drei Ausstellungen hat sich die Lage aber völlig entspannt“, sagt Jürgen Knubben. Der Vorsitzende des Rottweiler Forum Kunst hat für das laufende Jahr die gewohnte 10.000-Besucher-Marke anvisiert.

Das Besucheraufkommen hängt selbstverständlich auch immer von der Attraktivität des Jahresprogramms ab. Das Forum Kunst setzt bei den sechs Ausstellungen auf konzeptuelle Vielfalt. Als Publikumsmagnet erwies sich die gerade zu Ende gegangene Ausstellung des Bildhauers und Performancekünstlers Thomas Putze.

In der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen gibt es ab April ikonische, großformatige Bilder von Holger Bunk zu sehen – wie ...
In der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen gibt es ab April ikonische, großformatige Bilder von Holger Bunk zu sehen – wie hier das Gemälde „Aufbruchstimmung“. | Bild: Stefan Simon

Die Städtische Galerie VS beginnt ihr ehrgeiziges Ausstellungsjahr mit insgesamt drei Präsentationen Ende April mit einer Einzelausstellung des Künstlers Holger Bunk. Dieser gilt für die Reanimierung des Figurativen in der Kunstgeschichte und als Seismograph unserer Gegenwart. In Personalunion ist der Galerieleiter Stephan Rössler auch für das Uhrenindustriemuseum und für die Entwicklung des Museumsquartier Bürkareal zuständig.

Einen ähnlichen guten Zulauf dürfte im Sommer Jörg Obergfell haben. Der Meisterschüler von Ottmar Hörl, Träger des Kulturpreises Schwarzwald-Baar, der als weit gereister Stipendiat weltweit seine Spuren hinterlassen hat, ist mittlerweile selbst als Kunstprofessor tätig. Und hat als gebürtiger Königsfelder quasi ein Heimspiel in Rottweil.

Mit Obergfells Leidenschaft, dem Skate-Boarden, geht es im besten Sinne des Wortes weiter zur nächsten renommierten Kunstinstitution in Rottweil: zur Kunststiftung Erich Hauser, die dem Verein Rollbrett Rottweil eine temporäre Heimat bietet.

Skateboarden in der Werkstatthalle

Mit der Aktion „Eine Runde Bowl“ zog in die Werkstatthalle der Stiftung eine kreisrunde Holzbowl ein, also ein Hindernis in Form einer großen Schüssel, auf der jeden Donnerstag ab 18 Uhr geskatet werden kann.

Geschäftsführerin Juliane Flittner möchte die Kunststiftung Erich Hauser in Rottweil verstärkt für ein junges Publikum öffnen (Archivbild).
Geschäftsführerin Juliane Flittner möchte die Kunststiftung Erich Hauser in Rottweil verstärkt für ein junges Publikum öffnen (Archivbild). | Bild: Stefan Simon

„Kunst trifft Skateboarding“: Für Juliane Flittner, die seit Herbst 2021 als Geschäftsführerin auf der Saline tätig ist, ist die ungewöhnliche Aktion eine überaus notwendige Möglichkeit, die Stiftung für ein jüngeres Publikum zu öffnen.

Ab Ende April gibt es wieder regelmäßig Führungen durch den weitläufigen Skulpturenpark, die Werkstatthalle und die renovierte Wohnpyramide des legendären Edelstahlbildhauers Erich Hauser.

Ein besonders großer Kunstschatz der Region: Der Skultpurenpark der Kunststiftung Erich Hauser in Rottweil, hier auf einem Archivbild ...
Ein besonders großer Kunstschatz der Region: Der Skultpurenpark der Kunststiftung Erich Hauser in Rottweil, hier auf einem Archivbild von 2021, ist ein Gesamtkunstwerk. Auf dem weitläufigen Areal sind etwa 100 Werke aus den drei Hauptschaffensphasen des Stahlbildhauers ausgestellt. | Bild: Stefan Simon

Die Altersstruktur des Publikums und der ehrenamtlichen Helfer ist für Mark Hesslinger, dem Kustos der Kunststiftung Hohenkarpfen, durchaus auch ein Thema. Bei den Führungen zeigte sich noch im vergangenen Jahr das vorwiegend ältere Publikum vorsichtig zurückhaltend.

Eine Zurückhaltung, die sich auch im ehrenamtlichen Engagement bemerkbar machte. Trotzdem schaut Hesslinger optimistisch in die Zukunft. Seiner Recherche ist es zu verdanken, dass in der Hans Thoma gewidmeten Frühjahrsausstellung erstmalig das noch nie ausgestellte Bild „Die Sommerlandschaft mit Storch“ (1874) gezeigt wird.

Noch nie öffentlich gezeigt, aber bald in der Kunststiftung Hohenkarpfen zu sehen: „Sommerlandschaft mit Storch“ von Hans Thoma.
Noch nie öffentlich gezeigt, aber bald in der Kunststiftung Hohenkarpfen zu sehen: „Sommerlandschaft mit Storch“ von Hans Thoma. | Bild: Roland Sigwart/Kunststiftung Hohenkarpfen

Im benachbarten Tuttlingen gibt es in diesem Jahr wie in den Vor-Corona-Zeiten sieben Ausstellungen, die die Städtische Galerie im Wechsel mit dem Kunstkreis Tuttlingen veranstaltet.

Ein Blick in die Ausstellung der Galerie Tuttlingen: Die schottische Künstlerin Georgia Russell vertritt hier eine starke, singuläre ...
Ein Blick in die Ausstellung der Galerie Tuttlingen: Die schottische Künstlerin Georgia Russell vertritt hier eine starke, singuläre Position. | Bild: Stefan Simon

Momentan gilt es mit den farbkinetischen „Lichtschnitten“ der schottischen Künstlerin Georgia Russell eine starke, singuläre Position zu entdecken. Im Sommer blickt der Kunstkreis auf sein 50-jähriges Bestehen und den gezeigten Ausstellungen zurück. Dabei dreht sich alles um Scheiben, die in Pizzaschachteln zu den Künstlern unterwegs waren und künstlerisch bearbeitet in der Jubiläumsausstellung gezeigt werden.

Freier Eintritt im Art Plus

Auch das Donaueschinger Museum Art-Plus hat nach pandemiebedingten Schließungen und Verschiebungen wieder den gewohnten Betrieb aufgenommen – bei aktuell freiem Eintritt.

Der Künstler Gerhard Langenfeld vor zweien seiner Werke im Museum Art Plus in Donaueschingen.
Der Künstler Gerhard Langenfeld vor zweien seiner Werke im Museum Art Plus in Donaueschingen. | Bild: Stefan Simon

Wie sich jüngst bei der Ausstellungseröffnung mit den Malereien Gerhard Langenfelds zeigte, mit überaus großem Publikumszuspruch. Noch bis Jahresende gibt es in der Jahresausstellung „Tierisch gut – Paradise Reloaded“ Malerei und Skulpturen von internationalen Künstlern, die sich mit dem Thema Tier und Natur auseinandersetzen, in Donaueschingen zu sehen.

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Die Sammlung Grässlin in St. Georgen legt gerade eine umfangreiche Umbauphase ein. Ab dem 2. Juli geht‘s weiter. Dann soll auch die Installation „The Library for the Birds“ des New Yorker Künstlers Mark Dion wieder zu sehen sein. | Bild: Stefan Simon

In längeren Zeitperioden denkt dagegen die Sammlung Grässlin in St. Georgen. Vergangene Woche ging die Ausstellung „Franz West & Hitparade – Werke aus der Sammlung“, die pandemiebedingt fast drei Jahre lief, zu Ende.

Nach einer umfangreichen Umbauphase geht es ab dem 2. Juli mit „Painting Nature“ weiter. Neben Arbeiten von Cosima von Bonin und Werke des Land-Art-Künstlers Richard Long gibt es ein Wiedersehen mit der wundervollen Installation „The Library for the Birds“ des New Yorker Künstlers Mark Dion.