Zurückgelassene Schuhe und andere Habseligkeiten liegen nach einem Ansturm in Sanaa, Jemen, auf dem Boden (Standbild aus einem Video)

Jemen Dutzende Tote bei Massenpanik

Stand: 20.04.2023 05:30 Uhr

Bei einer Massenpanik sind im Jemen mindestens 78 Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Huthi-Rebellen war der Tumult in der Hauptstadt Sanaa während einer Spendenaktion ausgebrochen.

Im Jemen sind bei einer Massenpanik mindestens 78 Menschen ums Leben gekommen. Viele weitere Menschen seien bei dem Tumult in der Hauptstadt Sanaa verletzt worden. Das sagte der Direktor der Gesundheitsbehörde, Mutahar al-Maruni, dem Fernsehsender Al-Masirah.

Nach Angaben der Huthi-Rebellen war der Tumult während einer Wohltätigkeitsaktion ausgebrochen. Händler hätten ohne vorherige Koordinierung Geld an die Menge verteilt, woraufhin es zu dem wilden Gedränge kam. 

Dutzende Tote bei Massenpanik im Jemen

tagesschau, 20.04.2023 17:00 Uhr

Schüsse und eine Explosion

Augenzeugen beschrieben der Nachrichtenseite "Al-Masdar", dass zeitweise Schüsse zu hören waren. Diese sowie eine Explosion nach einem Kurzschluss soll die Panik verstärkt und schließlich zum Gedränge geführt haben.

Einige örtliche Medien berichteten, die Huthis hätten die Schüsse abgegeben. In Videos, die die Szenen nach dem Vorfall zeigen sollen, lagen zahlreiche Leichen aufgereiht am Boden. In einem Video war zu sehen, wie Dutzende Menschen sich unter lauten Schreien auf engstem Raum drängten, einige schienen in der Masse dabei buchstäblich unterzugehen.

Festnahmen in Sanaa

Der Vorsitzende des Hohen Politischen Rats, Mahdi al-Maschat, forderte eine Aufklärung des Vorfalls. Ein Ausschuss traf noch am Abend am Ort des Vorfalls ein. Zwei mutmaßlich verantwortliche Händler wurden festgenommen. Das Huthi-Innenministerium warf ihnen vor, das Geld ohne Koordinierung mit dem Ministerium verteilt zu haben.

Der Jemen liegt im Süden der Arabischen Halbinsel. Die schiitischen Huthi-Rebellen haben dort in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile des Nordjemens eingenommen und kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa. Die Rebellen werden vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt.

Saudi-Arabien kämpft seit 2015 mit Verbündeten an Seite der Regierung im Land gegen die Huthis. Im Jemen spielt sich vor allem bedingt durch die Folgen des Bürgerkriegs eine der schwersten humanitären Katastrophen weltweit ab.

Tilo Spanhel, Tilo Spanhel, ARD Kairo, 20.04.2023 06:52 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 20. April 2023 um 06:02 Uhr.